Kommentar zur Kostenexplosion bei Grundschule Otterndorf: Aufarbeitung ist Pflicht
Die Baukosten für die Sanierung der Grundschule Otterndorf steigen und steigen. Mittlerweile liegt die Kostenberechnung bei 17 Millionen Euro. Eine gründliche Aufarbeitung ist dringend erforderlich, kommentiert Redakteur Jens-Christian Mangels.
Kann sich noch jemand an die Diskussion um einen möglichen Neubau der Grundschule in Otterndorf erinnern? Sechs Jahre ist das mittlerweile her. Die Idee, die Schule komplett neu zu bauen, statt das bestehende, marode Gebäude zu sanieren, fand damals einige Befürworter, wurde aber von dem damaligen Samtgemeindebürgermeister Harald Zahrte abgeschmettert. Sein Hauptargument: Ein Neubau würde rund 15 Millionen Euro kosten und damit deutlich über den Kosten der Ertüchtigung der vorhandenen Grundschule liegen.
Schon deutlich teuer als 15 Millionen Euro
15 Millionen Euro - über diesen Kostenstand beim Schulumbau würde sich der heutige Samtgemeindebürgermeister Frank Thielebeule freuen. Denn diese Marke ist längst gerissen: Aktuell geht die Verwaltung von Baukosten in Höhe von rund 17 Millionen Euro aus. Im Vergleich zur Kostenberechnung von 2020 ist das ein Anstieg um 32 Prozent. Geht man noch etwas weiter zurück und schaut sich die Kostenschätzung aus dem April 2019 an - damals wurden 9,3 Millionen Euro prognostiziert - kann man schon fast von einer Verdopplung der Kosten sprechen.

Nun mag es einige nachvollziehbare Gründe für die Kostenexplosion geben - der Ukraine-Krieg, Inflation, Lieferkettenschwierigkeiten und Energiekosten. Die Ausgabenentwicklung wirft dennoch Fragen auf: Gab es eine realistische Budgetplanung und konsequente Kostenkontrollen? Wurden Kostensteigerungen rechtzeitig transparent kommuniziert? Welche Einsparpotenziale wurden geprüft? Und: Hätte man die Probleme im Dachgebälk des alten Schulgebäudes nicht schon viel eher erkennen können?
Verwaltung muss sich Frage gefallen lassen
Nicht nur die Verwaltung mit Frank Thielebeule an der Spitze muss sich die Frage gefallen lassen, ob die Ausgabenlawine hätte vorausgeahnt, verhindert oder zumindest abgefedert werden können. Verantwortung trägt auch die Politik. Dort wurden die Vorlagen zur Kostenentwicklung in der Regel ohne große Diskussion durchgewunken. Motto: "Ist ja sowieso nicht mehr zu ändern."
Ohne klare Kontrollmechanismen und offene Kommunikation droht nicht nur ein Einbruch der finanziellen Leistungsfähigkeit der Samtgemeinde, sondern auch ein langfristiger Schaden an der Glaubwürdigkeit öffentlicher Institutionen. Eine Aufarbeitung dieser Kostenexplosion ist dringend nötig.