Zurzeit stehen die Arbeiten am Dach des alten Schulgebäudes im Mittelpunkt. Große Teile des Dachstuhls werden erneuert und die Balken auf der Grundlage statischer Berechnungen ganz oder teilweise ausgetauscht. Foto: Mangels
Zurzeit stehen die Arbeiten am Dach des alten Schulgebäudes im Mittelpunkt. Große Teile des Dachstuhls werden erneuert und die Balken auf der Grundlage statischer Berechnungen ganz oder teilweise ausgetauscht. Foto: Mangels
Größtes Bauprojekt

Umbau der Grundschule Otterndorf für 17 Millionen Euro: Chronik der Kostenexplosion

von Christian Mangels | 27.08.2025

Bei der Sanierung und Erweiterung der Otterndorfer Grundschule schießen die Kosten weiter in die Höhe. Das größte Bauprojekt in der Samtgemeinde Land Hadeln kratzt mittlerweile an der 17-Millionen-Euro-Marke. Wir dokumentieren die Kostenexplosion.

Die Kosten für den Umbau der Grundschule in Otterndorf kennen nur eine Richtung - nach oben. Die aktuelle Kostenschätzung liegt bei rund 17 Millionen Euro. Das sind 4,1 Millionen Euro mehr als im August 2020 veranschlagt. Das geht aus einem Sachstandsbericht für den Bauausschuss der Samtgemeinde Land Hadeln hervor, der am Donnerstag, 28. August 2025, in Otterndorf tagt.

Demnach kommt es in nahezu allen Gewerken zu Preissteigerungen. Die höchsten Zuwächse gibt es bei den Dachdeckungsarbeiten (51 Prozent) sowie den Zimmer- und Holzarbeiten (50 Prozent). Kräftig beigetragen zur Kostensteigerung hat die Beseitigung der Schäden im Dachstuhl, die erst Anfang 2024 festgestellt worden waren.

"Stark gestiegene Preise des Baugewerbes"

Als weitere Gründe für den Kostenzuwachs nennt die Verwaltung die "infolge der Corona-Pandemie und des Ukraine-Krieges stark gestiegenen Preise des Baugewerbes". Unterbrochene Lieferketten, Zinssteigerungen, allgemeine Unsicherheiten sowie das plötzliche Wegbrechen von Handelspartnern hätten für Ausgabensteigerungen und Verzögerungen gesorgt.

Die Grundschule Otterndorf ist in ein Gerüst gehüllt. Foto: Mangels

Durch die stark verlängerte Bauzeit - mittlerweile wird seit vier Jahren saniert - würden Unternehmen zusätzliche Kosten anmelden, die laut Verwaltung auch gerechtfertigt sind. Zwar steigen die Preise seit Mitte 2023 nur noch moderat. "Jedoch führt dies nicht zu Preisrückgängen, sondern zu einer Etablierung der Baukosten auf hohem Niveau", so die Verwaltung.

Bauablauf um 22 Monate nach hinten verschoben

Nicht nur der ursprüngliche Kostenplan wurde über den Haufen geworfen, sondern auch der Zeitplan. "Der gesamte Bauablauf wird im Vergleich zur Ausgangsplanung um etwa 22 Monate nach hinten verschoben", teilt die Verwaltung mit. Wenn keine weiteren Verzögerungen und Probleme auftreten, soll die Schulsanierung Ende 2025 abgeschlossen sein. Die Außenanlagen werden möglicherweise etwas später fertig.

Seit Jahren wird an der Grundschule Otterndorf gearbeitet. Archivfoto: Lütt

Der Umbau der Otterndorfer Grundschule läuft bereits seit 2021. Wir dokumentieren die wichtigsten Stationen der Planung und des Umbaus sowie die Explosion der Baukosten.

Grundschule Otterndorf: Die Chronik der Kostenexplosion

• April 2019: Das Bremer Architekturbüro Andreas Schneider stellt erste Pläne für die Sanierung und Erweiterung der Grundschule vor. Die Experten gehen von Baukosten in Höhe von 9,3 Millionen Euro und einem Bauende im Jahr 2022 aus.

• Mai 2019: Am 6. Mai stimmt der Samtgemeindeausschuss der architektonischen Planung zu. Es gibt aber auch kritische Stimmen aus der Politik: "Ich habe die Befürchtung, dass das Gebäude zu einem Fass ohne Boden wird", sagt etwa der Osterbrucher SPD-Politiker Peter von Spreckelsen. Und Christian Roth (CDU) aus Ihlienworth meint: "Für einen Halblaien ist das schwer verständlich, dass eine Sanierung günstiger sein soll als ein Neubau."

• September 2019: Es brodelt gewaltig in der Elternschaft der Grundschule Otterndorf: Während der Sanierungs- und Umbauarbeiten soll der Schulbetrieb nach Ihlienworth ausgelagert werden. Die Eltern protestieren und favorisieren eine Auslagerung der Schule in Container. Doch dazu kommt es nicht: Der Samtgemeinderat votiert im Juli 2020 einstimmig für das Modell "Schulbetrieb auf der Baustelle". Im August 2020 unterzeichnet Samtgemeindebürgermeister Harald Zahrte den Bauantrag.

• Frühjahr 2021: Nach sechsjähriger Planungsphase und vielen Diskussionen beginnt die Sanierung und Modernisierung der Grundschule Otterndorf. Rund 13 Millionen Euro sind für das Projekt nach neuesten Kostenschätzungen vorgesehen. Mit der Fertigstellung rechnet man in drei Jahren, Mitte 2024.

• März 2022: Der Mensa-Neubau, der "markanteste Baustein der Grundschulsanierung", so Samtgemeindebürgermeister Frank Thielebeule, feiert Richtfest. Mitte 2023 wird dort zum ersten Mal unterrichtet.

lm März 2022 wird Richtfest beim Mensa-Bau gefeiert. Archivfoto: Mangels

• Juni 2022: Die Baukosten klettern in die Höhe und liegen mittlerweile bei 14 Millionen Euro. Als Hauptgrund für die Kostenzunahme nennt das Bauamt die "Materialpreissteigerungen auf dem Weltmarkt". Ein Jahr später, im Juni 2023, geht die Verwaltung schon von 14,7 Millionen Euro aus.

• Frühjahr 2024: Rückschlag bei den Sanierungsarbeiten in Otterndorf: Im Dachstuhl des denkmalgeschützten Schulgebäudes wird der Hausschwamm gefunden. Außerdem gibt es Wasserschäden, die man bislang nicht auf dem Schirm hatte. Die Kostenschätzung steigt auf 15,03 Millionen Euro.

• Juli 2024: Der alten Förderschule geht es an den Kragen: Die Abbruchbagger rücken dem Glasvorbau vor dem Hauptgebäude der Otterndorfer Grundschule auf die Pelle.

• August 2025: Die Dachsanierung am alten Schulgebäude startet. Die Kostenschätzung für den Schulumbau liegt mittlerweile bei 17 Millionen Euro - weitere Steigerungen nicht ausgeschlossen. 

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Christian Mangels

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Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

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