
Renaturierung des Ahlen-Falkenberger Moores: Ein Projekt mit (und für die) Zukunft
Die Renaturierung des Ahlen-Falkenberger Moores ist ein faszinierendes Projekt, bei dem Menschen und Natur Hand in Hand für Klimaschutz und Artenvielfalt arbeiten. Eine Expertin erklärt, wie damit die Umwelt nachhaltig verändern werden kann.
Das Interesse am Vortrag des Naturschutzbundes (Nabu) war so groß, dass der Saal im Moor-Informations-Zentrum Ahlenmoor (MoorIZ) schon im Vorfeld ausgebucht war. Sylvia Scholze vom Nabu-Klimafonds-Team führte bildhaft unter anderem mit einem Film eindringlich vor Augen, wie wichtig die Renaturierung der Moore für unsere Mitwelt (Menschen und Umwelt) ist.
Moore können Wasser speichern wie ein Schwamm. Seit dem 17. Jahrhundert wurden 95 Prozent der Moore trockengelegt, um Torf abzubauen oder die Flächen landwirtschaftlich zu nutzen. So ging die Speicherfähigkeit verloren. Bundesweit werden so etwa 44 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente jährlich aus entwässerten Moorböden freigesetzt.
Besonderheiten des Ahlen-Falkenberger Moores
Die Wiedervernässung ist ein langer Weg. In einem ersten Schritt muss mit allen Akteuren gesprochen werden - vor allem aber den Flächeneigentümern. Die Wiedervernässung von Mooren ist die kostengünstigste Möglichkeit, um den CO2-Ausstoß zu verringern.

Moore sind insbesondere im Nordwesten Deutschland zu finden. Ursprünglich waren die landwirtschaftlich genutzten Flächen des Ahlen-Falkenberger Moores im Landkreis Cuxhaven für den industriellen Torfabbau vorgesehen, was aber aus Gründen des Klimaschutzes nicht mehr erlaubt werden soll.
Das knapp 200 Hektar große Gebiet konnte durch den im April 2022 gemeinsam mit Rewe gegründeten Nabu-Klimafonds gesichert und somit auch die Wiedervernässung angegangen werden. Die geplante Bauzeit des zu renaturierenden Areals von 2023 bis 2041 beträgt nicht nur eine lange Zeit, sondern ist auch eine große finanzielle Herausforderung. Die Investitionskosten liegen bei etwa sechs Millionen Euro. Durch den Klimafonds konnte der Nabu das Land kaufen und ist neben dem Landkreis, der Naturschutzstiftung und den Gemeinden im Gebiet aktiv.
Glaubwürdig, wirksam und transparent
Maßnahmen zur Erfolgskontrolle, unter anderem zu den Treibhausgasen erfolgen in Kooperation mit dem ILök (Institut für Landschaftsökologie) der Uni Münster. Bislang ist das Ahlenmoor europaweit die größte Renaturierung landwirtschaftlich genutzter Flächen. Als im April 2024 die wasserrechtliche Genehmigung erteilt worden war, konnte direkt losgelegt werden. Die Sanierung erfolgt in sechs Abschnitten, deren Bearbeitung jeweils etwa drei Jahre in Anspruch nimmt. Die Betreuung vor Ort erfolgt in Kooperation mit der Nabu-Gruppe Land Hadeln und dem MoorIZ.
Als erste Maßnahmen erfolgt die Abnahme des landwirtschaftlichen Oberbodens von ungefähr 20 bis 30 Zentimetern, das Einebnen der Fläche und der Aufbau von Verwallungen. Durch das Verfüllen von Gräben und unterirdischen Drainagen wird der Abfluss des Wassers gestoppt, was zu einem Anstieg des Wasserniveaus führt. Die Erfahrung der Stiftung Lebensraum Moor aus Vechta und des MoorIZ hilft bei der Anlage einer eigenen Torfmoosanzucht, von der es bald drei Anzuchtflächen für die Moose geben wird.
Viele Ehrenamtliche beteiligen sich an dieser Arbeit, wobei sie mit Schnee und auch 30 Grad ohne Schatten zu kämpfen hatten. Die vermehrten Torfmoose, die Bauingenieure des Torfs, werden im Projektgebiet auf den fertig bearbeiteten Flächen ausgestreut. Gegenüber einer reinen Vernässung erhält das Moor so optimale Startbedingungen für eine natürliche Entwicklung in die Zukunft. Das bedeutet Klimaschutz und Artenvielfalt.
Spannend wird es für Besucher ab Ende nächsten Jahres nach Abschluss des ersten Bauabschnittes, wenn die Moorbahn entlang des Baufeldes geführt wird.
Von Heidi Giesecke