Wolfsberater im Kreis Cuxhaven: "2026 wird ein Schicksalsjahr"
Michael Ohlhoff ist zum neuen Naturschutzbeauftragten des Landkreises Cuxhaven ernannt worden. Er kümmert sich dabei vorwiegend um den Wolf. Und dabei hat er alle Hände voll zu tun: Ohlhoff will für Sachlichkeit in einer aufgeheizten Debatte sorgen.
Von Egbert Schröder
Kreis Cuxhaven. Das Pressegespräch mit Michael Ohlhoff ist Tage vorher terminiert. Doch dann kommt ein Anruf: Er verspätet sich leider. Und das aus gutem Grund: Er ist zu einem Unfall mit einem Wolf in Harburg gerufen worden. Für Ohlhoff ist es nicht der erste und es wird auch nicht der letzte Einsatz dieser Art sein. Als Wolfsberater des niedersächsischen Umweltministeriums ist er beim Thema Wolf auf vielen Ebenen gefragt. Jetzt hat ihn der Cuxhavener Kreistag auch zu einem der drei ehrenamtlichen Naturschutzbeauftragten ernannt; in erster Linie wegen seiner Erfahrungen in der Wolfsthematik.
Bei einem Blick auf seine Vita wird schnell klar: Der Mann weiß, wovon er spricht, Er ist nicht nur Wolfsberater, sondern auch "Akademischer Jagdwirt" (nach einem Studium an der Universität für Bodenkultur in Wien), geprüfter und amtlich bestellter Jagdaufseher, Dozent an der Deutschen Jagdakademie, Mitglied im Bundesverband der deutschen Berufsjäger und auch der "Gesellschaft für Wildtier- und Jagdforschung", aber auch Falkner, amtlich bestellter Jagdaufseher und geschulter Luchsbeauftragter.
Reichlich Wissen und Erfahrung
Der 61-Jährige verfügt über fundiertes Wissen und reichlich Erfahrung. Davon profitieren auch die Teilnehmer an Michael Ohlhoffs Kursen oder Vorträgen. Er führt sie heran an die Welt des Wolfs und unternimmt immer wieder den Versuch, für ein differenziertes Meinungsbild in der Bevölkerung angesichts der Faktenlage zu sorgen - ob in Einzelgesprächen oder hitzigen Podiumsdiskussionen vor großem Publikum (wie zum Beispiel in der Wingst).
Für den Wolfsberater gibt es kein Schwarz/Weiß-Denken in der Diskussion, ob der Wolf seine Existenzberechtigung in der Natur hat. Die sogenannten Problemwölfe, die gezielt und immer wieder Nutztiere reißen, müssten seiner Meinung nach umgehend aus dem Verkehr gezogen werden. "Da brauchen wir eine vernünftige Regelung", sagt Ohlhoff, der damit auf die komplizierten gesetzlichen Grundlagen und deren Umsetzung oder Einführung hinweist.
Die Schweden haben eine Strategie
So liegt auf Bundesebene unter anderem ein Referentenentwurf für die Änderung des Bundesjagdgesetzes vor. Demnach soll es quasi eine Schutzstatus-Herabstufung des Wolfs geben, um auch eine Bejagung des Wolfs zu ermöglichen. Ohlhoff würde sich wünschen, dass Deutschland dem Beispiel Schwedens folgt, wo die Entnahme von Wölfen klar geregelt ist. In Schweden sind es aktuell zwischen 50 und 55 Tiere. Der Vorteil in dem skandinavischen Land: Dort hat man über einen langen Zeitraum gelernt, mit dem Wolf zu leben und angemessen zu reagieren. Der Nachteil in Deutschland: Hier muss man dagegen erst Erfahrungen sammeln, mit dem Wolf umzugehen.
Auch innerhalb der Jägerschaft sind nach Ansicht des Experten Vor- und Fehlurteile hinsichtlich der Vorgehensweise in der Wolfsproblematik vorhanden: "Das Thema ist bei der Jagdschein-Ausbildung doch gar kein Bestandteil." In einigen Jägerschaften werde diese Problematik aber nach und nach aufbereitet - für junge und auch erfahrene Jäger. Ein gesuchter Gesprächspartner ist dabei Michael Ohlhoff.
"Drei bis vier Prozent bauen Mist"
Er sieht, um die Diskussion in sachliche Bahnen zu führen, aber auch die Nutztierhalter ebenso wie die "Wolfskuschler" in der Verantwortung. So sei ein vernünftiger Herdenschutz durch entsprechende Zäune effektiv. Dieser werde doch auch gefördert: "Ohne Herdenschutz geht es nicht. Ansonsten müssten wir den Wolf komplett ausrotten." Das sei keine Alternative: "Alle Tiere haben eine Lebensberechtigung."
Das bedeute jedoch nicht, dass der Wolf einen Heiligenschein von den besagten "Wolfskuschlern" verliehen bekomme. Tiere, die eine Bedrohung darstellen würden, müssten nun einmal umgehend abgeschossen werden. Der Anteil an der gesamten Wolfspopulation sei allerdings nicht hoch: "In Niedersachsen bauen drei bis vier Prozent der Wölfe Mist."
Michael Ohlhoff setzt darauf, dass sich Befürworter und Kritiker einer Wolfsausbreitung ohne einen Tunnelblick zusammensetzen und konstruktiv nach Lösungswegen suchen. Bislang ist dies ein frommer Wunsch. Er erwartet nicht nur Dialogbereitschaft ("... beide Fronten kommen noch nicht aufeinander zu"), sondern endlich auch klare gesetzliche Grundlagen für einen möglichen Abschuss von Problemwölfen: "2026 wird ein Schicksalsjahr für den Wolf in Deutschland", glaubt er.