Kommt McDonald's wirklich nach Hemmoor? Eine Ansiedlung würde nicht alle Hemmoorerinnen und Hemmoorer begeistern. Symbolfoto: Christoph Schmidt/dpa
Kommt McDonald's wirklich nach Hemmoor? Eine Ansiedlung würde nicht alle Hemmoorerinnen und Hemmoorer begeistern. Symbolfoto: Christoph Schmidt/dpa
Meinung

McDonald's in Hemmoor: Informationen statt Emotionen (Kommentar)

von Egbert Schröder | 06.11.2024

Der Streit um die geplante McDonald's-Filiale in Hemmoor spaltet die Gemüter. Während die einen ihre Stimme erheben, bleibt die (mögliche) schweigende Mehrheit im Hintergrund. Ein Kommentar von Egbert Schröder zur emotional geführten Diskussion.

"McDonald's" - den einen überkommt bei diesem Begriff Würgereiz, bei anderen sorgt er für Heißhunger. Bei mir sorgt er für Nachdenklichkeit. Nachdenklich, weil ich mich wundere, welche Kreise in Hemmoor der legitime Ansiedlungswunsch eines Unternehmens und der ebenfalls legitime Protest von Gegnern ziehen und wie mittlerweile die Diskussion geführt wird.

Man mag McDonald's und seine Produkte oder eben nicht. Das Unternehmen hat aber nie einen Hehl daraus gemacht, dass es sich mit einer Filiale in Hemmoor unbedingt ansiedeln will. Und es hat durch einen Sprecher auf öffentlichen Veranstaltungen auch nie verheimlicht, dass es ihm nicht um eine kulinarische Bereicherung des Hemmoorer Speisenangebotes, sondern ausschließlich um Profit geht.

McDonald's in Hemmoor? Die Emotionen kochen hoch

Inzwischen kochen die Emotionen hoch, ob diese mögliche Ansiedlung Fluch oder Segen wäre. Die Kritiker sind zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung präsenter. Aber was ist mit der (möglicherweise) schweigenden Mehrheit? Mit den Kundinnen und Kunden, die McDonald's dann und wann einen Besuch abstatten wollen? Oder mit jungen Menschen, für die - und davor darf man auch nicht die Augen verschließen - nun mal der Burger-Tempel einen Treffpunkt darstellt, wenn oder weil andere Möglichkeiten fehlen? Und bevor ein Kritiker Schnappatmung bekommt: Ja, auch mir ist klar, dass "Fast Food" sicherlich nicht gerade die klügste Art ist, um sich zu ernähren. 

Zeigt "McDonald's" - wie hier in Bremervörde - vielleicht 2025/2026 in Hemmoor ebenfalls Flagge? Die mögliche Ansiedlung im Hemmoorer Zentrum sorgt an der Oste für Gesprächsstoff. Foto: Schröder

Übrigens: Ich vermisse ehrlich gesagt die vielen Kritiker, die sich noch beim ersten Anlauf der Burger-Kette, im Stadtteil Basbeck (neben der Grundschule) Fuß zu fassen, in Veranstaltungen, per Online-Petition oder Unterschriftenliste zu Wort gemeldet haben. Kein Wunder: Sie sind ja nicht mehr betroffen. Jetzt gibt es einen neuen Standort. Der Protest verlagert sich. Andere gehen auf die Barrikaden. Es war nicht anders zu erwarten.

Plakat der McDonald's-Kritiker in Hemmoor zerstört

Dass ein Plakat der Kritiker zerstört wird (von wem auch immer), geht natürlich gar nicht. Ein "Dummer-Jungen-Streich" oder Kalkül? Wer für diese dümmliche Art von Sachbeschädigung verantwortlich ist, wird man wohl nie erfahren. Leider nicht.

Ganz unabhängig davon haben sich die Kritiker mit dem Spruch auf dem Banner aus meiner Sicht aber auch keinen Gefallen getan: "Wenn schon McDonald's - dann bitte nicht am Heidestrandbad. Fastfood darf keinen Lebensraum zerstören", hieß es darauf. Und im Klartext für mich: Vielleicht lässt sich McDonald's nicht verhindern. Aber wenn das so ist, dann wenigstens keinen Bau vor meiner Haustür. Heißt im Umkehrschluss: Wir verschieben notfalls das Problem an einen anderen Standort in der Stadt. Das soll die Lösung sein?

McDonald's in Hemmoor: Jetzt muss das Unternehmen liefern

McDonald's muss liefern. Das Unternehmen muss den Beweis antreten, dass der Standort mitten im Zentrum insbesondere verkehrs- und schalltechnisch, aber auch ökologisch umsetz- und vertretbar ist. In diesem Prozess befindet man sich planungstechnisch gerade. Für Vorfestlegungen - auch aus ideologischen Gründen - ist es zu früh.

Ratsmitglieder sind nicht dazu da, um emotions- und ferngesteuert zu entscheiden. Sie müssen das Gesamtinteresse für die Kommune und deren Bevölkerung abwägen, sich an Argumenten und Fakten orientieren und dann eine Entscheidung treffen. Dass die - wie im Fall McDonald's - nicht überall auf Beifall stößt, ist klar. Doch wer vor Kritik (von welcher Seite auch immer) gleich einknickt, sollte besser die Finger von der Kommunalpolitik lassen.

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

(1 Stern: Nicht gut | 5 Sterne: Sehr gut)

Feedback senden

CNV-Nachrichten-Newsletter

Hier können Sie sich für unseren CNV-Newsletter mit den aktuellen und wichtigsten Nachrichten aus der Stadt und dem Landkreis Cuxhaven anmelden.

Die wichtigsten Meldungen aktuell


Bild von Egbert Schröder
Egbert Schröder

Redakteur
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

eschroeder@no-spamcuxonline.de

Lesen Sie auch...
Kommentar

Pro und Contra zur Landesgartenschau 2034 in Cuxhaven: Gewinn oder Projekt ohne Sinn?

Die Landesgartenschau 2034 in Cuxhaven polarisiert. Während Befürworter in ihr eine Chance für Stadtentwicklung und Tourismus sehen, zweifeln Kritiker an ihrem Sinn. Ein Pro und Contra aus der CN/NEZ-Redaktion.

Kommentar

Legionellen im Huus Ihlienworth: Geht man so mit Pflegebedürftigen um? (Kommentar)

von Wiebke Kramp

In einem Kommentar bezieht unsere Redakteurin eindeutig Stellung zum Verhalten der Evangelischen Dienste Lilientahl  gGmbH, die in Ihlienworth das Alten- und Pflegeheim betreibt.

Ausgabenlawine bei Sanierung

Kommentar zur Kostenexplosion bei Grundschule Otterndorf: Aufarbeitung ist Pflicht

von Christian Mangels

Die Baukosten für die Sanierung der Grundschule Otterndorf steigen und steigen. Mittlerweile liegt die Kostenberechnung bei 17 Millionen Euro. Eine gründliche Aufarbeitung ist dringend erforderlich, kommentiert Redakteur Jens-Christian Mangels.

Unterschiedliche Meinungen

Hinnehmbar oder Krankmacher? CN/NEZ-Redakteure zu Rammarbeiten im Hafen von Cuxhaven

Wenn im Hafen von Cuxhaven gearbeitet wird, ist das hin und wieder mit Lärm verbunden. Eine morgendliche Aktion sorgte nun aber für Unmut bei einigen Bürgern. Dazu äußern sich zwei CN/NEZ-Redakteure - und unterscheiden sich in ihren Einordnungen.