
Ab sofort werden in Cuxhaven jährlich bis zu 200 Tonnen grüner Wasserstoff produziert
In Cuxhaven tankt das Versorgungsschiff "Coastal Liberty" jetzt grünen Wasserstoff. Bei der feierlichen Inbetriebnahme der Elektrolyseanlage "An der Baumrönne" hieß es allerdings, dass dies erst der Anfang sei.
Die meisten Wasserstoffprojekte sind oft nur Ideen. Doch der Cuxhavener Unternehmer Jochen Kaufholt hat mit seinen Partnern etwas geschaffen, das im Alltag eine Rolle spielen wird. Als Aufbruch in ein neues Zeitalter der Mobilität bezeichnete Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) das Projekt beim ersten Spatenstich vor anderthalb Jahren.
Machbarkeitsstudie ebnet den Weg
An der offiziellen Inbetriebnahme der Elektrolyseanlage und des auf Wasserstoff-Hybridantrieb umgerüsteten Schiffes "Coastal Liberty" nahmen am Mittwoch unter anderem Turneo-Geschäftsführer Jochen Kaufholt, Tobias Moldenhauer, Leiter Wasserstoff bei EWE, Robert Frimpong, Leiter Wintershall Dea Deutschland, sowie Cuxhavens Oberbürgermeister Uwe Santjer und Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies teil.
Der Turneo-Geschäftsführer denkt gerne an die Anfänge des Projektes zurück. Die erste Frage, die sich Kaufholt und seine Partner damals gestellt haben, war ob ein Schiff mit lokal produziertem Wasserstoff versorgt werden könne. Nach der Machbarkeitsstudie war klar, dass es funktioniert. Seither ist viel passiert.
Auszeichnung für eine herausragende Innovation
Im Dezember 2022 erhielt der Cuxhavener Unternehmer für sein Projekt "Wasserstoffinfrastruktur und maritime Anwendung in Cuxhaven" den "German Renewables Award", der vom Cluster Erneuerbare Energien Hamburg für herausragende Innovationen und persönliches Engagement für erneuerbare Energien verliehen wird.
Teil des Projektes war die Umrüstung des Versorgungsschiffes "Coastal Liberty" auf die umweltfreundliche Antriebstechnologie Wasserstoff. Die Umrüstung erfolgte parallel zum Projekt Wasserstoffproduktion.
CO2-Ausstoß von rund 1.400 Tonnen
Mit der neuartigen Antriebstechnik für die Versorgungsschiffe der Wintershall Dea lassen sich die CO2 und Stickoxidemissionen im Wattenmeer deutlich senken. Die vier Schiffe der Versorgerflotte legen zusammen pro Jahr etwa 12.500 Seemeilen zur Versorgung der Bohr- und Förderinsel Mittelplate zurück. Dabei verbraucht allein der Versorger "Coastal Liberty" jährlich rund 275.000 Liter Diesel, berichtete Robert Frimpong.
Insgesamt würden die vier Schiffe rund 550.000 Liter Dieselkraftstoff verbrauchen. Das entspreche einem jährlichen CO2-Ausstoß von insgesamt rund 1.400 Tonnen. Nach und nach sollen nun auch die anderen Schiffe umgerüstet werden, um die Emissionen so weit wie möglich zu reduzieren. Perspektivisch soll die Anlage auch Wasserstoff für andere Schiffe und eine Wasserstofftankstelle in Cuxhaven produzieren. Damit legt die Elektrolyseanlage auch den Grundstein für eine landseitige Wasserstoffmobilität in Cuxhaven.
So kommt der Wasserstoff zum Schiff
Der in Cuxhaven an Land erzeugte Wasserstoff wird in sogenannten Tanktailern auf das Mittelplate-Schiff "Coastal Liberty" gebracht, wo er mittels einer Brennstoffzelle in Strom umgewandelt wird. Der Strom wird in Akkus gespeichert, die den Elektromotor des Schiffes antreiben. "Wir sind überzeugt, dass sich die innovative Technik bewährt und wir die Emissionen im Wattenmeer so weit wie möglich reduzieren können", erklärt Martin Buttchereit, Projektleiter bei Wintershall Dea.
Mittelstand geht voran
Olaf Lies erklärte: "Was heute sichtbar wird, ist, dass die mittelständischen Unternehmen die Treiber sind. Wir warten immer darauf, dass die große Industrie losläuft, doch häufig warten sie damit sehr lange. Wenn wir die Mittelständler nicht hätten, die mutig vorangehen, würden wir viele Schritte nicht machen." (tf)
