Die neue Schwerlastbrücke soll die Umschlag- und Gewerbeflächen sowie das Siemens Gamesa Werk mit der Bundesstraße 73 verbinden sowie die Verkehrsströme entlasten. Foto: Stadt Cuxhaven/AfW
Die neue Schwerlastbrücke soll die Umschlag- und Gewerbeflächen sowie das Siemens Gamesa Werk mit der Bundesstraße 73 verbinden sowie die Verkehrsströme entlasten. Foto: Stadt Cuxhaven/AfW
Offshore-Basishafen

"Wenn da was passiert...": Cuxhavens Zeit drängt für Bau der Hafen-Schwerlastbrücke

von Ulrich Rohde | 25.09.2025

Die Stadt Cuxhaven plant für den Offshore-Basishafen eine Schwerlastbrücke für Offshore-Komponenten. Doch die Finanzierung scheint unklar, während die Verkehrsbelastung bis 2030 steigt. Welche Lösung hilft, die Zukunft des Standorts zu sichern?

Der Cuxhavener Hafen soll eine Schwerlastbrücke für den Umschlag von Offshore-Komponenten erhalten. Die Brücke werde eine Verbindung zwischen den Gewerbeflächen, dem Siemens-Gamesa-Werk und der Bundesstraße 73 herstellen, die Bahngleise überspannen und die Tragfähigkeit für sehr schwere Bauteile erhöhen.

Im Oktober 2024 verabschiedete der Stadtrat den Bebauungsplan einstimmig. Im Frühjahr dieses Jahres hat NPorts die Planung für die Querung übernommen. Neben einer Erweiterung der hafengebundenen Flächen geht es auch um eine Entlastung der Verkehrsströme, denn die Überquerung der Bahntrasse zum Kreisel mit Anbindung an die A26 und die B73 ist derzeit für Lkw und Schwerlasttransporte wie Windmühlenflügel die einzige Verbindung aus dem Hafen zum Fernverkehr, quasi ein Nadelöhr.

Blick am Siemens-Gamesa-Gelände vorbei: Rechs erstreckt sich eine Fläche, auf der sich weitere Betriebe und Zulieferer aus dem Offshore-Segment ansiedeln sollen. Ein in diesem Zusammenhang zu bauender Zubringer mit Schwerlastbrücke über die Bahnlinie erzeugt Kosten. Foto: Stadt Cuxhaven

Bis 2030 schätzungsweise 3000 Lkw pro Tag

Und genau dieser Zustand bereitet SPD-Landespolitiker Oliver Ebken als Mitglied des Unterausschusses Häfen und Schifffahrt zunehmend Sorgen. "Wir brauchen die zweite Zuwegung", sagt Ebken. Denn schon jetzt würden alle 24 Stunden bis zu 2000 Lkw aus dem Hafen auf den Kreisel rollen. Nach Fertigstellung der Liegeplätze 5 bis 7 könnten es bis 2030 schätzungsweise 3000 täglich sein. "Die vorhandene Brücke zum Kreisel ist rund 30 Jahre alt. Nicht auszudenken, wenn da was passiert." Hinzu komme, dass die A27 dringend saniert werden müsse, aber der Bund das Projekt aus Geldmangel aufschiebe.

Der Cuxhavener Hafen wächst. Dafür benötigt es eine zweite Zuwegung. Foto: Makel

Er erwarte vom Oberbürgermeister Uwe Santjer (SPD) einen klaren Plan, wie die Zuwegung bis zum Frühjahr kommenden Jahres umgesetzt wird, damit bis zur Jahresmitte die Ausschreibung erfolgen könne. "Die Trasse ist elementar und muss bis 2029 fertig sein", so Ebken. Es sei schon zu viel Zeit verstrichen. Daher sei er immerhin froh, dass NPorts die Planung übernommen habe. Das biete die Gewähr, dass das Vorhaben professionell abgearbeitet werde.

Finanzierung der Brücke sei noch ungeklärt

Gleichwohl seien immer noch nicht alle für die Realisierung erforderlichen Grundstücke in städtischer Hand. Und auch die Finanzierung der Schwerlastbrücke - rund 100 Millionen Euro stehen im Raum - sei aus Ebkens Sicht ungeklärt. "Da darf es keine Denkverbote geben. Meiner Meinung nach dürfen auch eine Maut oder eine Beteiligung der Firmen, die sich dort ansiedeln wollen, nicht ausgeschlossen werden."

"Da darf es keine Denkverbote geben", warnt der SPD-Landespolitiker Oliver Ebken. Archivfoto: Reese-Winne

Zu den 100 Millionen Euro für die Brückentrasse, die eine Straßenbreite von 22 Metern und eine Tragfähigkeit von 15 Tonnen pro Quadratmeter aufweisen soll, müssten weitere rund 100 Millionen Euro für die ebenfalls geplante rund 130 Hektar große angrenzende Industriefläche zwischen Groden und Altenbruch investiert werden, denn auch die müsse schwerlastfähig sein, um etwa Turbinen für Offshorewindkraftanlagen tragen zu können. "Die Entwicklung unseres Hafens ist fantastisch. Die Flächen sind begehrt", sagt Ebken. Für die Industrieflächen südlich der Bahngleise sehe er allerdings bislang lediglich lose Gespräche, aber keine konkreten Zusagen. "Gibt es Vorverträge?", fragt Ebken. "Wo ist die Nachfrage?"

Der Cuxhavener Hafen aus der Vogelperspektive: Im Vordergrund der Neue Fischereihafen, dahinter die Flächen von CuxPort, rechts oben ist der Umriss der im Bau befindlichen Liegeplätze 5 bis 7 rot eingezeichnet. Foto: Makel

Braucht es einen Plan B?

Er wisse die Arbeit im Vorfeld zu schätzen und hoffe auf eine gute Lösung, aber der Oberbürgermeister müsse bis Ende des Jahres Vollzug melden und seine Kalkulation offenlegen. Ebken: "Wir alle kennen den knappen Haushalt der Stadt und es gibt zudem genug andere wichtige und teure Projekte, die zu stemmen sind. Es ist höchste Zeit, die Finanzierung zu klären." Auch ein Antrag zur Förderung durch GRW-Mittel (Gemeinschaftsaufgabe "Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur") müsse zeitnah gestellt werden. Sollte bis zum Frühjahr die Finanzierung nicht stehen, müsse es einen Plan B geben, findet Ebken. "Für eine 100 Millionen Euro teure Brücke braucht es Nachfrage. Gibt es die nicht, würde auch eine abgespeckte Variante für rund 45 Millionen Euro ausreichen. Entscheidend ist nur, dass die Zuwegung zur B73 möglichst bald kommt."

Die Cuxhavener Hafenwirtschaft sieht im Bau der Schwerlastbrücke und der Erweiterung der Gewerbeflächen im Rahmen des Projekts F90 die Voraussetzung für die künftige Produktion und den Umschlag großer Offshore-Komponenten im Basishafen. Die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts würde erheblich gestärkt. Zugleich könnten die Verkehrsströme erheblich entlastet werden.

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Ulrich Rohde

Redaktionsleiter
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

urohde@no-spamcuxonline.de

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