Einstimmiges Votum: Cuxhaven drängt auf Reaktivierung der Kaserne in Altenwalde
In Cuxhaven sind sich alle einig: Die Kaserne in Altenwalde soll reaktiviert werden. Mit ungewöhnlicher Einigkeit begrüßen Stadt und Politik diese Entscheidung. Doch was steckt hinter dieser plötzlichen Kehrtwende?
Der Stadtrat hat ein klares Signal nach Berlin gesandt. Nach 44 Tagesordnungspunkten und drei Stunden Debatte verabschiedeten die Ratsmitglieder am Donnerstagabend einstimmig eine Resolution zur Reaktivierung der Kaserne in Altenwalde. Alle Fraktionen - von CDU über SPD und Grüne bis zur FDP - stehen geschlossen hinter dem Vorhaben.
"Wir rollen der Bundeswehr nicht nur den roten Teppich aus, sondern den goldenen Teppich", brachte es CDU-Ratsherr Enak Ferlemann auf den Punkt. Die ehemalige Hinrich-Wilhelm-Kopf-Kaserne soll nach Willen des Rates wieder militärisch genutzt werden. Die Marine plant dort ein Ausbildungszentrum für die künftige freiwillige Wehrpflicht.
Zeitenwende in Altenwalde
SPD-Ratsherr Gunnar Wegener machte deutlich, warum die Stadt diesen Weg geht: "Ich glaube, dass das Prinzip der Abschreckung viele Jahrzehnte funktioniert hat." Die veränderte Sicherheitslage in Europa verlange ein Umdenken. "Wir verfügen über ein Sondervermögen zur Stärkung der militärischen und auch der zivilen Infrastruktur", erinnerte Wegener an die Folgen des russischen Angriffs auf die Ukraine.
Die Zahlen sprechen für sich: In Nordholz investiert der Bund 400 Millionen Euro in den Ausbau der Marineflieger-Division. Zwölf statt der ursprünglich geplanten acht P-8A Poseidon werden dort stationiert. Amerikanische Soldaten leben bereits in weißen Zelten auf dem Gelände und sichern den militärischen Umschlag in Bremerhaven. Zwischen 1000 und 1200 Heimatschutzkräfte sollen künftig in der Region ausgebildet werden.

"Wir haben eine militärische Infrastruktur hier in den letzten Jahrzehnten gehabt, die diese Region gestärkt hat", betonte Wegener. Die Kaserne verfüge über eine Standortschießanlage und einen Truppenübungsplatz für infanteristische Ausbildung. Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BIMA) habe bereits entschieden, das Gelände nicht mehr zu verkaufen.
Grüne revidieren ihre Haltung
Bemerkenswert war das Bekenntnis der Grünen. "Ich will keinen Hehl daraus machen, dass ich mir andere Entscheidungen auch gewünscht hätte", räumte Robert Babacé ein. Er habe sich ein Russland gewünscht, das auf Zusammenarbeit setze. "Dieses ist alles nicht eingetroffen. Wir sind eines Besseren gelehrt worden."
Der Grünen-Politiker, der selbst zwölf Jahre gedient hat, stellte klar: "Jede Demokratie muss auch in der Lage sein, sich selbst zu schützen." Gerade die Grünen hätten rechtzeitig Flagge gezeigt. "In Zeiten wie diese muss man auch mal seine Meinung revidieren."

Wirtschaftsfaktor Bundeswehr
Auch die FDP trägt die Resolution mit, wie Günter Wichert versicherte. Die Fraktion hätte zwar lieber ein Ortsteilzentrum wie in Stade gesehen. "Aber es ist ein gutes Signal, wenn die Bundeswehr weiß, dass sie hier herzlich willkommen ist."
Die wirtschaftlichen Effekte liegen auf der Hand: Mehrere hundert Soldatinnen und Soldaten müssen untergebracht, verpflegt und versorgt werden. "Menschen müssen hier wohnen, Menschen müssen hier verpflegt werden, sie müssen hier leben, sie wollen hier arbeiten, sie möchten ihr Geld ausgeben", rechnete Wegener vor.
Ferlemann verwies auf weitere Entwicklungen: "Der Bahnhaltepunkt Altenwalde bekommt plötzlich ein ganz anderes Gewicht." Was früher skeptisch gesehen wurde, füge sich nun ins Bild.
Beharrlichkeit zahlt sich aus
Der CDU-Mann würdigte die Altenwalder, die jahrelang an der Kaserne festgehalten hätten. Auch die umstrittene Standortschießanlage erweise sich jetzt als weitsichtige Entscheidung. "Heute ist das ein großer Standortvorteil."

Die Resolution verpflichtet die Stadt, die sicherheits- und verteidigungspolitischen Planungen des Bundes zu unterstützen. Gleichzeitig fordert sie den Erhalt der ökologisch wertvollen Cuxhavener Küstenheide auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz. Die Flächen sollen der Bevölkerung für die Naherholung zugänglich bleiben.
"Wir wollen keine militärischen Auseinandersetzungen, aber damit wir sie nicht bekommen, müssen wir schon wehrbereit sein", formulierte Ferlemann die Haltung des Rates. Wer Deutschland angreife, müsse mit einer Reaktion rechnen.
Einstimmiges Votum
Ratsvorsitzender Michael Stobbe ließ nach der Aussprache abstimmen. Das Ergebnis: einstimmige Zustimmung. Keine Gegenstimmen, keine Enthaltungen. Oberbürgermeister Uwe Santjer, der aus gesundheitlichen Gründen nicht persönlich an der Sitzung teilnehmen konnte, soll die Resolution jetzt an die Bundesregierung weiterleiten.
Die Bundeswehr wird entscheiden müssen. Sie hat bundesweit alle Kommunen angeschrieben, in denen noch militärische Liegenschaften zur Verfügung stehen. "Die Bundeswehr entscheidet sich sehr stark auch emotional danach, wo sie gewollt ist", sagte Ferlemann. In Cuxhaven ist sie willkommen.