
Wegen Masterplan für die Grimmershörnbucht: Cuxhavens Deichverband mahnt zur Vorsicht
Mit dem im Herbst 2024 präsentierten Masterplan für die Grimmershörnbucht stehen ambitionierte Veränderungen bevor. Doch der Deichverband mahnt zur Vorsicht - und blickt auf die Sicherheit der Stadt.
Die Grimmershörnbucht in Cuxhaven steht vor größeren Veränderungen. Mit einem ehrgeizigen Masterplan sollen der Küstenschutz und die Verkehrssituation auf der unteren Promenade verbessert und neue Freizeit- und Tourismusangebote geschaffen werden. Doch während Fachplaner und Stadtverwaltung von einer "Perlenkette" an Attraktionen sprechen, mahnt der Cuxhavener Deichverband zur Vorsicht. "Der Deich hat oberste Priorität", betonte Schultheiß Jürgen Schubel im Gespräch mit unserem Medienhaus. "Die Sicherheit der Stadt muss über allen anderen Plänen stehen."
Der Buchtdeich ist ein "existenzielles Bollwerk"
Die Bucht ist nicht nur ein beliebtes Ausflugsziel, sondern ein zentraler Küstenschutzabschnitt, der durch Sturmfluten und den Klimawandel zunehmend unter Druck gerät. Schubel erinnerte an die dramatischen Ereignisse der Sturmflut 1962, bei der der Deichbruch nur knapp verhindert werden konnte. "Dieser Deich ist kein Freizeitobjekt, sondern ein existenzielles Bollwerk", so der Vorsitzende. Er zeigte sich offen für punktuelle Verbesserungen, etwa barrierefreie Zugänge oder Sitzgelegenheiten auf dem Deichkronenweg, warnte jedoch vor einer Überfrachtung der Bucht mit neuen Angeboten.

Einige Ideen - wie zusätzliche Beachvolleyball-Felder - seien schlicht überflüssig. "Solche Angebote gibt es bereits an anderen Strandabschnitten, zum Beispiel an den Sandstränden Cuxhavens", erklärte Schubel. "Wir müssen nicht alles doppelt oder dreifach anbieten und damit unnötige Kosten verursachen." Zudem seien einige der Freizeitangebote wie das Basketballfeld beim Strandhaus Döse auch in der Saison eher sparsam frequentiert.
Schutzfunktion im Fokus behalten
Besonders kritisch sieht der Deichverband Pläne, die die bestehende Funktion und das Erscheinungsbild der Bucht nachhaltig verändern könnten. Die Grimmershörnbucht sei ein einzigartiger Ort, der Natur, maritime Atmosphäre und Erholung vereine. "Die Bucht bietet schon heute ein hohes Maß an Aufenthaltsqualität", betonte Schubel und fügt hinzu: "Wer Abwechslung oder Action sucht, findet diese an anderen Orten in der Stadt."

Die Trennung von Fußgängern, Radfahrern und der Strandbahn auf der unteren Promenade, wie im Masterplan vorgeschlagen, bewertet der Deichverband hingegen positiv. "Das kann zu mehr Sicherheit führen, ohne die Bucht als Naherholungsraum zu beeinträchtigen", so Jürgen Schubel. Eine schnell umsetzbare Alternative zu diesen Plänen wäre jedoch, den Radfahrern in den besonders stark frequentierten Sommermonaten das Radeln auf der unteren Promenade zu verbieten. Stattdessen könnten sie den asphaltierten, gut ausgebauten Deichverteidigungsweg direkt hinter dem Deich nutzen, wie es seit vielen Jahren auch in den Kurteilen Döse, Steinmarne bis nach Duhnen praktiziert würde. Die geplante Anpassung des Uferweges an die steigenden Hochwassermarken sieht der Verband ebenfalls als unumgänglich an, solange die Deichsicherheit gewährleistet bleibt.
Kritik an den städtebaulichen Visionen
Während die Planer die Bucht als "verbindendes Element" zwischen Stadt und Natur inszenieren möchten, erinnert Schubel daran, dass der Deich per Gesetz eine Schutzbarriere bleiben muss. "Der Deich ist kein Platz für städtebauliche Experimente oder Prestigeprojekte", warnte er. Neue Nutzungskonzepte, wie Wassergärten oder Steganlagen für Stand-up-Paddler, sieht er kritisch. "Das mag reizvoll klingen, aber nicht jede Idee ist an einem so sensiblen Ort wie der Grimmershörnbucht umsetzbar."
Besonders deutlich kritisiert Schubel die Beschreibung der Bucht als "monofunktional", wie sie im Planungsverfahren verwendet wurde. "Wer die Bucht als monoton empfindet, hat sie nicht richtig erlebt", sagt er. Die Kombination aus Schiffsverkehr, Natur und Erholung macht die Grimmershörnbucht einzigartig an der Nordseeküste.
Appell an Politik, Verwaltung und Bürger
Mit Blick auf die weiteren Planungen ruft der Deichverband zu einem verantwortungsvollen Umgang mit der Bucht auf. "Die Grimmershörnbucht ist einmalig und darf nicht durch zu viele oder unpassende Nutzungen beschädigt werden", sagt der Schultheiß. Er warnt vor einer Überlastung des sensiblen Areals und appelliert an Politik und Verwaltung, den Küstenschutz als oberste Priorität zu bewahren.
Trotz seiner kritischen Haltung zeigt sich Jürgen Schubel gesprächsbereit: "Wir unterstützen gerne Maßnahmen, die den Zugang zur Bucht verbessern, solange sie im Einklang mit dem Deichschutz stehen." Auch einer neuen Nutzung des Bauhafens bei der Kugelbake, die immer einmal wieder in der Stadt diskutiert werden, steht der heimische Deichverband offen gegenüber.
Die Diskussion um die Zukunft der Grimmershörnbucht bleibt damit eine Gratwanderung zwischen Küstenschutz und urbaner Entwicklung. Fest steht: Der Deichverband wird als Hüter des Schutzwalls genau darauf achten, dass die Balance nicht zugunsten kurzfristiger Attraktivitätssteigerungen verloren geht.