OB Uwe Santjer (3.v.r.) lud Mieterinnen und Mieter zum Austausch ein. Mit beim Ortstermin dabei waren auch Makler Serkan Yildirim (r.) sowie Fabian Savu (2.v.r.) von der Hausverwaltung. Im Hintergrund ist ein Teil des Wohnkomplexes im John-Brinckman-Weg zu sehen. Foto: Kramp
OB Uwe Santjer (3.v.r.) lud Mieterinnen und Mieter zum Austausch ein. Mit beim Ortstermin dabei waren auch Makler Serkan Yildirim (r.) sowie Fabian Savu (2.v.r.) von der Hausverwaltung. Im Hintergrund ist ein Teil des Wohnkomplexes im John-Brinckman-Weg zu sehen. Foto: Kramp
OB bei Mieterversammlung

"Feucht, muffig und ranzig": Mieter in Cuxhaven klagen beim Austausch über K1 Holding

von Wiebke Kramp | 09.09.2025

In Cuxhaven brodelt die Unzufriedenheit: Mieter der K1 Holding klagen über Feuchtigkeit, Schimmel und fehlende Transparenz. Oberbürgermeister Santjer verspricht Aufklärung und weitere Gespräche. Doch die drängenden Fragen bleiben unbeantwortet.

Es war ein ungewöhnlicher Ortstermin unter freiem Himmel. Oberbürgermeister Uwe Santjer hatte auf die grüne Wiese zwischen John-Brinckman-Weg und Matthias-Claudius-Weg geladen. Rund 100 besorgte Mieterinnen und Mieter der K1 Holding nahmen am Montag (8. September 2025) dieses Angebot zur Aussprache wahr.

Die gute Nachricht vorweg: Der OB versprach, das Thema weiter auf der Agenda zu behalten, und lädt zu einem Nachfolgetermin, dann aber ins Rathaus, ein. Und dabei soll - anders als diesmal - die K1 Holding als Eigentümerin der 281 Wohnungen anwesend sein und Rede und Antwort stehen.

Die Mieter dieses Wohnquartiers in Süderwisch - von der neuen Eigentümergesellschaft K1 Holding "Kapitänsviertel" genannt - erlebten schon diverse Eigentümerwechsel und Insolvenzen. Sie trauen Versprechungen schon lange nicht mehr. Ihre Besorgnis, die Verunsicherung und das Misstrauen waren ihnen deutlich anzumerken, als sie dem Oberbürgermeister bei der Versammlung auf der Wiese offen ihre Ängste äußerten. Sie beklagten fehlende Transparenz sowie ausbleibende Schadensbeseitigung.

Behindertes Kind in Schimmelwohnung

Einer der aufgestandenen Mieter war Sebastian Köhler. Er und seine Frau Ramona leben seit dreieinhalb Jahren mit ihrer zu 100 Prozent schwerbehinderten Tochter Chiara in einer Erdgeschosswohnung im John-Brinckman-Weg 21. Die Siebenjährige leidet an der lebensverkürzenden Krankheit metachromatische Leukodystrophie (MLD), sie benötigt Betreuung rund um die Uhr.

Ehepaar Köhler mit ihrer schwerstkranken Tochter Chiara wohnt im Erdgeschoss. Ihre Wohnung ist mithilfe der Pflegekasse behindertengerecht umgestaltet worden, zum Beispiel sind maßgeschneiderte Schienen für den Deckenlifter eingebaut worden. Probleme bereitet allerdings der Schwarzschimmel, entstanden durch die eindringende Feuchtigkeit.

Eigentlich ist die ebenerdige Wohnung ideal, die Pflegekasse habe an den Decken maßgeschneiderte Schienen für den Lifter anbringen lassen. Doch die Familie müsse ständig gegen Feuchtigkeit und Schimmel ankämpfen. Regelmäßig kommen Spezialfarbe und Essigreiniger zum Einsatz, schilderte der Familienvater. Die Feuchtigkeit komme durch den schadhaften Putz der Fassade hinein und dringe auch über die Fensterstürze in die Wohnung. Die Folge: Schwarzschimmel. Den Eltern graust vor den kommenden kalten Monaten, denn die Heizkörper werden nicht richtig warm. Das Raumklima setze seiner Tochter zu, sie bekomme dadurch Atemprobleme, sagte Sebastian Köhler. Die Familie schaltete bereits vor über zwei Jahren einen Anwalt ein, beauftragte eine Fachfirma mit einem Gutachten und wandte sich sowohl an die Hausverwaltung als auch an die Eigentümer - bislang ohne Erfolg.

Das Hochhaus im John-Brinckman-Weg 5 ist das wohl auffälligste der K1 Holding im Stadtteil Süderwisch. Archivoto: Reese-Winne

Schäden durch Sanierungsstau

Auch andere Mieter leiden unter Schäden durch Sanierungsstau und fühlen sich alleingelassen. "Seit Mai läuft bei mir im Badezimmer das Wasser. Es ist feucht, muffig und ranzig." Eine weitere Mieterin beschrieb: "Zehn Wochen hatte ich keine Klingel und seit drei Jahren ist das Abflussrohr in der Küche kaputt, das ist doch unhygienisch." Hinzu kommen weitere Sorgen. Eine Seniorin erklärte, dass sie eine Mahnung kürzlich in "Angst und Schrecken" versetzte. Ab März soll sie knapp 35 Euro jeden Monat mehr zahlen. Andere erhielten ebenfalls dieses Schreiben. Zudem war die Sorge spürbar, dass man sich nach einer Sanierung und einem Verkauf die Mietwohnung nicht mehr leisten kann.

Warum gab es seit Juni 2020 keine Nebenkostenabrechnung? Warum werden gravierende Mängel in Wohnungen wie Leitungsschäden oder Schimmel nicht beseitigt? Was ist mit den geleisteten Mietkautionen? Was hat es mit den Besichtigungen auf sich? Mehr Fragen wurden aufgeworfen, als beantwortet werden konnten. Immer wieder wurde deutlich, dass Aufklärung sowie die massive Mängelbeseitigung nur durch die Einflussnahme der Eigentümergesellschaft K1 Holding selbst geschehen kann - aber die war an diesem Spätnachmittag nicht anwesend.

Mehrfamilienhäuser am John-Brinckman-Weg in Süderwisch: Die neue Eigentümergesellschaft ist jetzt die "K1 Holding". Archivfoto: Potschka

Der Cuxhavener Makler Serkan Yildirim, selbst Mieter im Komplex, und Fabian Savu von der Hausverwaltung Tuchscherer und Savu waren zwar zugegen und stellten sich den Fragen, konnten selbst allerdings nur wenig Licht ins Dunkel bringen. Fabian Savu erläuterte, dass eine Schadensabfrage vorgenommen worden sei. Für jede Schadensmeldung an die Hausverwaltung würden Angebote von Unternehmen eingeholt, man müsse allerdings auf eine Freigabe durch die K1 Holding warten. Seine Hausverwaltung dürfe dabei keine Aufträge über 2500 Euro brutto erteilen.

Serkan Yildirim räumte auf Nachfrage ein, dass er sich mit einem Cuxhavener Wohnungen angeschaut habe. Ein Verkauf solle innerhalb des Komplexes nur blockweise geschehen und nicht an Einzelinteressenten, erklärte er. Verkauft sei gegenwärtig jedoch noch nichts, ausführlichere Informationen könne er allerdings nicht geben. Doch der Bauingenieur und Makler versicherte: "Wir wollen die Mieter schützen."

Uwe Santjer zog nach gut einer Stunde ein erstes Fazit und kam unter Beifall zu dem Schluss, weiter im Gespräch zu bleiben. Beim nächsten Austausch im Rat sollen allerdings neben dem Makler und der Hausverwaltung Verantwortliche der K1 Holding teilnehmen. Dies sicherte der OB den Mieterinnen und Mietern zu.

Zum Bestand der K1 Holding gehören insgesamt 281 Wohneinheiten. Archivfoto: Reese-Winne

Zum Hintergrund:

Kurz vor Weihnachten 2024 kaufte die K1 Holding aus Mannheim knapp 300 Wohnungen der insolventen Alpha Real Estate in Cuxhaven-Süderwisch. Das "Kapitänsviertel" umfasst laut K1 Holding insgesamt 281 Wohneinheiten und drei gewerbliche Einheiten auf einer Fläche von 22.138 Quadratmetern. Die K1 Holding nennt sich "erfahrener Spezialist für Projektentwicklung und Vermögensmanagement". Geplant sei die Sanierung der Wohnungen und nach eigenen Bekundungen hat K1 Holding damit bereits begonnen. Eine rechtliche Grundlage für den Verkauf von einzelnen Wohnblöcken gibt es gegenwärtig nicht. Das Verkaufsangebot auf der Homepage von Yildirim Immobilien und Online-Portalen soll laut K1 Holding lediglich dazu dienen, sich einen Überblick über die Chancen am Markt zu verschaffen.

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Wiebke Kramp

Redakteurin
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

wkramp@no-spamcuxonline.de

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