
Cuxhavens Verwaltung "entfernt sich von den Bürgern": Kommentar zum "Pflaster-Streit"
Die Stadtverwaltung in Cuxhaven will die Friedrich-Carl-Straße asphaltieren, Anwohner lehnen sich dagegen auf. Unser Autor Frank Lütt hat eine deutliche Meinung zu dem Vorhaben der Stadt.
Straßen - und hier sind die Friedrich-Carl-Straße und die Wilhelm-Heidsiek-Straße gemeint - gehören nicht den Anrainern, so hat es Cuxhavens Stadtbaurat Andreas Eickmann sinngemäß gesagt. Formal gesehen hat er Recht, aber ob das richtig ist oder auch schlau war, so etwas zu sagen, das darf bezweifelt werden.

"Pflaster-Streit" in Cuxhaven: Redakteur ist empört
Was fällt diesem Verwaltungsmann eigentlich ein? Bürger dieser Stadt, denen er sich verpflichtet fühlen müsste, wollen sich zumindest an dem Entscheidungsprozess beteiligen, im besten Fall auch in diesem ihre Meinung durchsetzen. Die Anwohner der genannten Straßen sind es schließlich, die täglich auf den Straßenbelag vor ihrer Tür schauen, ihn auch auf unterschiedliche Weise nutzen.
Kopfsteinpflaster in der Wildhelm-Heidsiek-Straße in Cuxhaven bleibt
Für die Wilhelm-Heidsiek-Straße kam die Kurskorrektur. Das Kopfsteinpflaster blieb, die Asphaltpläne haben sich dort zerschlagen. "Wir haben wahrgenommen, dass es dem Wunsch des Rates entspricht, wenn wir so verfahren", führte der Stadtbaurat an. Papperlapapp! Es waren die Anwohner, die protestierten und so die Politiker zu einer Umkehr im Verwaltungsausschuss gebracht hatten. Ohne die Bürger wäre gnadenlos ein Stück Cuxhavener Geschichte unter einer schwarzen, tristen und leblosen Fahrbahndecke verschwunden.

Anderes Schicksal für die Friedrich-Carl-Straße in Cuxhaven
Dieses Schicksal soll aber der Parallelstraße, also der Friedrich-Carl-Straße, nicht erspart bleiben. Und hier entfernt sich die Cuxhavener Verwaltung noch ein deutliches Stück mehr von ihren Bürgern. Lapidar würde ich es als Taschenspieler-Trick bezeichnen, dass diese Maßnahme von den Entscheidungsträgern im Rathaus als "Instandhaltungsmaßnahme" bezeichnet wird. Was für ein Quatsch! Das Kopfsteinpflaster liegt dort immer noch so bombenfest und sicher wie vor über 100 Jahren. Aber die Stadt will 100.000 Euro in die Hand nehmen, um etwas Heiles instandzusetzen, um die schönen widerstandsfähigen Steine mit Asphalt zu überziehen. Wer kommt denn dann eigentlich dafür auf, wenn in ein paar Jahren in der Asphaltschicht die ersten Schlaglöcher durch Frostschäden entstehen? Oder wenn dann sogar eine Totalsanierung nötig ist? Ist das dann auch eine "Instandhaltungsmaßnahme", ein "Geschäft der laufenden Verwaltung", bei dem Politik und Bürger wenig bis keine Einflussmöglichkeiten hat?
Bürger nicht Besitzer der Friedrich-Carl-Straße in Cuxhaven
Jetzt ist die Beauftragung der Instandhaltung also eine reine Verwaltungssache gewesen. In einer Mitteilung der Stadt heißt es, dass die Bürger gar nicht beteiligt werden müssten - garniert mit dem Hinweis, dass die Bürger nicht Besitzer der Straße seien und die Maßnahme außerdem nicht zahlen müssten. Ups, wo kommt denn das Geld her? Das bringen doch irgendwie alle Bürger Cuxhavens mit gezahlten Steuern mit auf.

Die Verwaltung - das hört sich jetzt sehr allgemein an, ist aber nicht so gemeint, weil ich weiß, dass es auch viele fähige Mitarbeiter im Rathaus gibt - stellte sich in diesem Entwicklungsprozess nicht einmal selbst in Frage, führte stattdessen einfach noch eine Begründung hinzu. Es kam das Totschlag-Argument: Radverkehrskonzept. Eines der wichtigsten Themen im Nordseeheilbad, das insbesondere in den Sommermonaten quasi von den vielen Radfahrern, ob Einheimische oder Gäste, überrollt wird. Von der Innenstadt soll es für Radfahrer gut zu befahrende Straßen von der Innenstadt in Richtung Lotsenviertel geben. Deshalb soll auf die Friedrich-Carl-Straße Teer aufgebracht werden. Was für ein Humbug! Auf etwa 300 bis 400 Meter Länge gibt es mehrere alternative, in gleiche Himmelsrichtung ausgerichteten Routen, die nicht mit Kopfsteinpflaster versehen sind, ob die Kapitän-Alexander-Straße, die noch durch das neu zu schaffende "Deichband" aufgewertete Deichstraße, der Mühlenweg oder die Werner-Kammann-Straße. Das sollte genügen.

Kommentar: Cuxhavens Verwaltung entfernt sich von den Bürgern
Bei dem gesamten Gebaren der Verwaltung wird nur deutlich, dass sie sich immer weiter von den Bürgern entfernt, für die sie eigentlich da sein sollte. Und in diesem Fall hätte sich so manch einer sicherlich auch gewünscht, dass der Oberbürgermeister mal auf den Tisch haut, schließlich reklamiert Uwe Santjer für sich selbst Bürgernähe, die er auch schon zweifelsohne in vielen Bereichen gezeigt hat. Aber beim Thema Kopfsteinpflaster kommt nichts - auch nicht von der Politik, erst als die Bürger mehrfach laut aufgeschrien hatten, kam etwas Bewegung in die Sache. Aber das war auch nur halbherzig.
Verschwindet Kopfsteinpflaster an weiteren Orten in Cuxhaven?
Wenn der Stadtbaurat seinen eingeschlagenen Weg weiter verfolgen will, dann Prost Mahlzeit! Dann dürfte bald auch die vor vielen Jahren mit Millionen-Aufwand entstandene Pflasterung auf dem gesamten Kaemmererplatz oder an der Alten Liebe verschwinden. Und schon verliert Cuxhaven noch mehr von seinen historischen Werten. Eickmann scheint im Straßenbau unbedingt seine Spuren hinterlassen zu wollen, sein Vorgänger tat es leider bei vielen historischen Gebäuden, die nicht geschützt wurden.