Diese Luftaufnahme aus dem Jahr 2009 zeigt, wie stark sich der Cuxhavener Hafen seitdem entwickelt hat. Es folgten unter anderem die Ansiedlung von Siemens Gamesa, der Bau von Liegeplätzen sowie Logistik- und Schwerlastflächen. Foto: Armbrust
Diese Luftaufnahme aus dem Jahr 2009 zeigt, wie stark sich der Cuxhavener Hafen seitdem entwickelt hat. Es folgten unter anderem die Ansiedlung von Siemens Gamesa, der Bau von Liegeplätzen sowie Logistik- und Schwerlastflächen. Foto: Armbrust
Offshore in Cuxhaven

18 Jahre voller Veränderungen: Vom Naturidyll zum Offshore-Industrie-Zentrum Cuxhaven

von Tim Larschow | 28.06.2024

Entwicklung des Deutschen Offshore-Industrie-Zentrums: Titan Wind Energy hat die endgültige Investitionsentscheidung für den Bau ihrer Produktionsanlage für Monopiles in Cuxhaven getroffen. Doch bis es so weit war, hat sich am Standort viel getan.

Die Investitionen von Titan Wind Energy belaufen sich auf bis zu 300 Millionen Euro, teilte das Unternehmen mit. Das Gelände, in das die Titan Gruppe investiert, war einst ein idyllisches Fleckchen für Spaziergänger, Radfahrer und eine Verbindung für Grodener und Altenbrucher zum Deich.

Das änderte sich 2007. Ununterbrochen rollten damals Lkw und Betonlaster auf die Fläche. Mit Tempo trieb das BARD-Tochterunternehmen Cuxhaven Steel Construction (CSC) den Bau eines Fundamentwerkes für Offshore-Windkraftanlagen voran. Ein Fertigungsbereich mit der 250 Meter langen und 50 Meter hohen Montagehalle. Von einem historischen Tag für Cuxhaven sprach der damalige Oberbürgermeister Arno Stabbert.

Als erstes Unternehmen der Offshore-Branche hat sich die Cuxhaven Steel Construction nahe der Schwerlastplattform angesiedelt und investierte dort 125 Millionen Euro. Optimale Standortbedingungen würden künftig in der strukturschwachen Region nachhaltig für zahlreiche neue und qualifizierte Arbeitsplätze sorgen, prognostizierte die Stadt Cuxhaven damals. Arno Stabbert erklärte, dass die Entwicklung der Stadt zu einem Offshore-Windenergie-Kompetenz- und Fertigungsstandort sowie der Bau des Offshore-Basishafens eine historische Chance für die Region sei. Der damalige Oberbürgermeister sollte recht behalten. Seit der Ansiedelung von CSC ist viel passiert.

2007 errichtete Cuxhaven Steel Construction (CSC) die Montagehalle. Foto: Archiv

Untersuchungen für den Offshore-Betrieb

Die Cuxhaven Steel Construction GmbH (CSC) betrieb ab April 2008 in Cuxhaven mit 360 Mitarbeitern die Serienproduktion der von der BARD-Gruppe eigenentwickelten Gründungsstruktur aus Stahl für Offshore-Windkraftanlagen, die sogenannten "BARD Tripile". Mit "BARD Offshore 1" wurde rund 100 Kilometer vor Borkum der erste kommerzielle und damals leistungsstärkste Hochsee-Windpark Deutschlands errichtet. Ab 2013 hatte der Windpark mit 80 Windkraftanlagen eine Nennleistung von 40 Megawatt. Der Geschäftsbetrieb wurde allerdings 2013 eingestellt. 100 Mitarbeiter verloren ihren Job.

Mit dem Betriebsbeginn von CSC spielte auch der europäische Baukonzern Strabag SE mit dem Gedanken, in den Bereich Schwerkraftfundamenttechnologie für Offshore Wind zu investieren. Dieses Vorhaben wurde allerdings infolge der Offshore-Krise gestoppt. Mehrere 100 Millionen Euro wollte das Unternehmen in den Bau einer Fabrik und von Spezialschiffen zum Transport der selbst entwickelten Beton-Schwerkraftfundamente für Offshore-Windkraftanlagen aufwenden.

Als Standort für das Strabag-Projekt war die Hafenentwicklungsfläche in Cuxhaven (östliche Erweiterung des Offshore-Basishafens) vorgesehen. Hier stand seit 2009 auch ein Testfundament des Konzerns, an dem mit großem Aufwand Untersuchungen für den Offshore-Betrieb vorgenommen worden waren. Hier entsteht aktuell die neue Titan-Schwerlastfläche.

Das Strabag Testfeld 2010. Hier errichtet Titan Wind Energy aktuell eine Schwerlast-Außenlagerfläche. Luftfoto: Scheer

Anfang 2009 begann auch der Stahlbauer Ambau die Produktion von Turmsegmenten für Windenergieanlagen in einem neuen Werk in Groden. Zu Hochzeiten wurden hier 150 Mitarbeiter beschäftigt, zum Schluss noch etwa 100. Nach dem Ende der CSC übernahm Ambau deren Halle. 2019 meldete aber auch Ambau trotz guter Auslastung Insolvenz an. Doch die Ambau-Insolvenz war keineswegs das Ende für das Deutsche Offshore-Industrie-Zentrum Cuxhaven.

Die Produktion soll 2025 anlaufen

Siemens Gamesa eröffnet 2018 sein Turbinenwerk in Cuxhaven. Innerhalb von fünf Jahren entwickelte sich die 7-Megawatt-Turbine zur 14-Megawatt-Turbine, die aktuell produziert wird. Die neuen Windkraftanlagen wiegen 550 Tonnen und die Rotorblätter sind 108 Meter lang. Ab Herbst sollen die Turbinen sogar 15 Megawatt grünen Strom erzeugen, mit Flügeln von bis zu 115 Metern Länge.

Das chinesische Unternehmen Titan Wind Energy übernahm 2020 den Betrieb der insolventen Ambau und deren Standort in Cuxhaven, um dort ebenfalls Fundamente (Monopiles) für Offshore-Windkraftanlagen zu bauen. Lange passierte nichts, doch im März 2024 begann Titan Wind Energy die Errichtung einer Außenlagerfläche auf zwei Flurstücken östlich der Baumrönne an der Hermann-Honnef-Straße. Die geplante Fläche zwischen Titan und Siemens umfasst insgesamt rund 32 Hektar und soll für die Annahme, Lagerung und den Umschlag von Maschinenteilen für Offshore-Windenergieanlagen genutzt werden.

Hergestellt werden in Cuxhaven von Titan Monopiles mit einem Durchmesser von bis zu 14 Metern, einer Länge von 140 Metern und einem Gewicht von 3500 Tonnen, um die internationalen Ausbauziele der Offshore-Windenergie zu erreichen. Es werden mehr als 600 Arbeitsplätze am Standort geschaffen, heißt es seitens des Unternehmens.

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Tim Larschow

Redakteur
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

tlarschow@no-spamcuxonline.de

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