Schäden ohne Ende, Hausverwaltung hört auf: Cuxhavener Mieter fühlen sich vergessen
Die Stammmieter der K1 Holding in Cuxhaven-Süderwisch sehen keine Fortschritte bei der Sanierung ihrer Wohnungen. Sie würden stets nur vertröstet oder ignoriert. Jetzt hat auch noch die Cuxhavener Hausverwaltung den Vertrag gekündigt.
Wieder steht ein Jahreswechsel vor der Tür und wieder stehen viele Mieterinnen und Mieter in Süderwisch vor der Ungewissheit: Werde ich im neuen Jahr noch hier wohnen? Wie lange halte ich die Zustände noch aus? Was passiert als nächstes?
Es geht um 281 Wohnungen, die die Immobiliengesellschaft Alpha Real Estate Group kurz vor Weihnachten 2022 von der TAG Immobilien AG gekauft hatte. Wie es weiterging, ist bekannt: Die längste Zeit hüllte sich die Alpha Real Estate in Schweigen und tastete den Wohnungsbestand trotz zahlreicher Schadensmeldungen nicht an.
Insolvenz vergrößerte das Chaos
Nach der Insolvenz, die mit einem Abgang aller Mitarbeitenden verbunden war, fand mancherorts ein reger inoffizieller Tausch von Wohnungen statt. Andere zogen ohne reguläre Wohnungsübergabe aus. Wer sich traute, kürzte die Miete wegen undichter Leitungen, Schimmel oder nicht erbrachter Serviceleistungen.
In der Situation übernahm die zur K1 Holding gehörende CUX Residential Portfolio GmbH am 16. Dezember 2024 die 281 Wohnungen, drei Gewerbeeinheiten und 210 Stellplätze in den Straßen Matthias-Claudius-Weg, John-Brinckman-Weg (komplett), Brockesweg und Süderwisch. Die ungeklärten Zustände aufzuarbeiten, habe die neue Gesellschaft Monate gekostet, räumte Jochen Dirk Müller, Geschäftsführer der Cux Residential Portfolio GmbH, in einem Interview mit unserer Redaktion im August ein.
Regelmäßige Mieteingänge als erstes Ziel verkündet
Nach erfolgter Klärung aller Mietverhältnisse wollte sich der Vermieter verstärkt um regelmäßige Mieteingänge kümmern, kündigte jedoch auch die stetige Verbesserung des Wohnbestands an. Parallel wurden die ersten zu dem Zeitpunkt leer stehenden Wohnungen renoviert und zur Miete an den Markt gebracht.
Anfang September trafen sich rund 100 Mieterinnen und Mieter mit Oberbürgermeister Uwe Santjer auf der Rasenfläche hinter dem Hochhaus (John-Brinckman-Weg 5. Ausgiebig schilderten sie den kümmerlichen Zustand zahlreicher Wohnungen und Gemeinschaftsanlagen.
Liste der Schäden will nicht enden


Seither habe sich nicht viel getan, heißt es jetzt: Auch aktuell berichten Anwohner von feuchten Kellerräumen und aufsteigendem Schimmel. Ein Nachbar habe wegen eines defekten Boilers seit August im Bad kein warmes Wasser mehr. Unserer Redaktion liegen Fotos und Videos von Schimmel in Wohnräumen, wackeligen und abbröckelnden Terrassen und Treppenanlagen im Außengelände, von zugewachsenen und unebenen Plattenwegen und Wildwuchs in den Grünanlagen vor.


In einem Video ist zu sehen und zu hören, wie Wasser aus einem defekten Rohr tropft. Dieses stehe im betroffenen Keller inzwischen rund fünf Zentimeter hoch. Das alles betreffe nicht nur das Hochhaus mit seinem bekannt schlechten Zustand, sondern auch andere Wohnblöcke. Vermüllung, defekte Schlösser, seltsame Installationen: Die Liste der Schäden scheint schier unendlich.
Viele Bewohner äußern sich nicht - aus Angst
Über die Nebenkosten würden außerdem Serviceleistungen wie die Treppenhausreinigung abgerechnet, auch wenn diese gar nicht mehr erfolge. Dasselbe gelte für die Gebühr für das Kabelfernsehen. Dennoch schwiegen viele Bewohner aus Angst vor dem Verlust der Wohnung und trauten sich nicht, Reparaturen einzufordern. Wer könne, suche sein Heil im Umzug.

Es dränge sich der Eindruck auf, dass der Erhalt überhaupt nicht beabsichtigt sei, heißt es. Obwohl die beschriebenen Schäden stets offiziell gemeldet worden seien, gebe sich die K1 Holding bei jeder Nachfrage unwissend und verweise auf die Hausverwaltung. Doch die hat sich jetzt zurückgezogen: Mitte Dezember teilte die Tuchscherer & Savu Hausverwaltung GmbH (Cuxhaven) mit, dass sie den Vertrag zum 31. Dezember 2025 gekündigt habe. Als Grund werden unter anderem ausbleibende Freigaben für Sanierungsmaßnahmen sowie offenstehende Forderungen beauftragter Handwerks- und Vertragspartner angegeben. Als neue Hausverwaltung soll eine Bremer Firma einspringen. Sie werde auch die Betriebskostenabrechnung für 2024 übernehmen, heißt es im Schreiben an die Mieter.
Was kann die Stadt noch bewirken?
Dass sich Handwerksunternehmen weigern, bei ihnen noch Aufträge anzunehmen, kennen viele Stammmieter bereits aus der Vergangenheit. Sie fühlen sich vergessen. Zu einem durch den Oberbürgermeister angekündigten weiteren Treffen - dann mit Beteiligung der Vermietergesellschaft - sei es noch nicht gekommen. In ihren Augen hätte die Stadt zumindest bei den auch öffentlich genutzten Treppenanlagen bereits handeln können.
Geisterautos waren schnell beseitigt
Ausdrückliches Lob gibt es hingegen für die schnelle Reaktion bei der Entsorgung mehrerer "Geisterautos". Zwei davon gehörten verstorbenen Bewohnern; eines davon soll ein Jahr lang auf einem Behindertenparkplatz gestanden haben. Ein weiteres sei schon seit rund sechs Jahren nicht mehr bewegt worden. Dem völligen Verfall kam die Stadt mit der Entsorgung der Fahrzeuge zuvor.
