Vom Fallrohr (rechte Ecke) in der Küche ausgehend hat sich die Feuchtigkeit immer weiter ausgebreitet. Foto: Reese-Winne
Vom Fallrohr (rechte Ecke) in der Küche ausgehend hat sich die Feuchtigkeit immer weiter ausgebreitet. Foto: Reese-Winne
Alpha-Real-Estate-Wohnung

Schimmelwohnung in Cuxhaven-Süderwisch: Neue Hoffnung für Ehepaar

von Maren Reese-Winne | 17.04.2024

Der Bericht über die unsäglichen Wohnumstände eines Cuxhavener Ehepaars im Hochhaus am John-Brinckman-Weg 5, einer Wohnung der insolventen Alpha Real Estate, hat etwas bewirkt. Für das Ehepaar gibt es neue Hoffnung.

Schon Momente nach dem Betreten der Wohnung setzte bei einer Begehung am Dienstag Kopfschütteln ein: Auch ohne die Messgeräte auszupacken, war bereits die Durchfeuchtung der Wände sicht- und fühlbar.

Seit elf Monaten leben Günther und Angelika mit dem Wasserschaden, der sich täglich weiter ausbreitet. Der hierdurch ausgelöste massive Schimmelbefall hat Küche und Schlafzimmer unbewohnbar gemacht, den halben Flur erfasst und zeigt erste Spuren in weiteren Räumen. Mit einem Luftfiltergerät versucht sich das Ehepaar vor den gefährlichen Sporen zu schützen.

Mit einem Luftreinigungsgerät im Wohnzimmer hoffen die Mieter, das von den Sporen ausgehende Risiko zu minimieren. Foto: Reese-Winne

Die Alpha Real Estate als Vermieterin habe sich seit Mai 2023 nicht gerührt, so die Bewohner. Dabei hat der vom  Fallrohr ausgehende Schaden auch in den Nachbarwohnungen erhebliche Folgen ausgelöst, was durch ein Gerichtsverfahren belegt ist. Anwohner zufolge soll sich auch im Keller permanent das Wasser sammeln.

Auf Initiative des Stadtbaurats Andreas Eickmann trafen sich beim Ortstermin Sachkundige aus den Abteilungen Bauleitplanung und Stadtentwicklung (Ronny Budach) sowie Bauaufsicht und Immissionsschutz (Michael Tietz) und eine zweiköpfige Abordnung des Kreis-Gesundheitsamts.

Schimmelwohnung in Cuxhaven: Provisorien helfen im Alltag über die Runden

Günther und Angelika Ehlen schilderten ihre vergeblichen Bemühungen um Abhilfe sowie die Einschränkungen ihres Alltags, während die Delegation um die Eimer mit Tropfwasser herumbalancierte, Fotos machte und verschiedene Messungen durchführte. Registriert wurde auch, dass die im feuchten Putz verlegten Leistungen in der Küche bereits Kurzschlüsse ausgelöst haben. Ein Campingtisch als provisorischer Schutz über dem Herd soll verhindern, dass Ablagerungen von der Decke in die Kochtöpfe fallen.

Günther Ehlen zeigt auf die Stellen im Flur, an denen sich das Wasser immer weiter den Weg bahnt. Foto: Reese-Winne

Für die Sachkundigen war unstrittig, dass die Wohnung in dem Zustand nicht mehr als bewohnbar eingestuft werden kann. Dennoch konnte Andreas Eickmann keine sofortige Lösung versprechen, wohl aber eine Stärkung der Mieterposition gegenüber der Alpha Real Estate. Laut Niedersächsischem Wohnraumschutzgesetz können Kommunen tätig werden, wenn schwere Baumängel eine gesundheitliche Gefährdung auslösen. Erster Schritt wäre nun die Aufforderung der Stadt an die Alpha Real Estate, eine Ersatzwohnung zu stellen.

In den Rissen an der mürbe aussehenden Flurdecke glitzern Wassertropfen, die unentwegt in die bereitgestellten Eimer fallen. Foto: Reese-Winne

Bedeutsam kann der behördliche Nachweis der Unbewohnbarkeit aber auch im Fall einer gerichtlichen Auseinandersetzung wegen der gekürzten Mietzahlung werden. Auf Rat seines Anwalts hat das Ehepaar inzwischen jegliche Mietzahlung eingestellt.

Schimmel in Cuxhaven: Bei Bleibelastung könnte das Amt mehr tun

Dr. Kai Dehne, Leiter des Kreis-Gesundheitsamt, sieht wenige Chancen für ein Eingreifen des Gesundheitsamts. Anders als beispielsweise im Fall von Bleibelastung im Trinkwasser, wo die Trinkwasserverordnung den Gesundheitsämtern rechtsverbindliche Eingriffsmöglichkeiten zuschreibe, biete sich bei Schimmelbefall keine Handhabe.

Günther Ehlen mit provisorischer Schutzausstattung beim Kampf gegen den Schimmel. Foto: privat

So bleibe den Ämtern nur die allgemeine Aufklärung über gesundheitliche Gefahren wie Reizungen der Augen, der Haut und der Atemwege. Durch Schimmel ausgelöste Allergien könnten sich zu einer chronischen Bronchitis und Asthma weiterentwickeln. Der ebenfalls belastende durchdringende Geruch und die Optik sind bei schwarzem Schimmel noch das kleinste Problem: Dieser könne aufgrund seiner Aggressivität für den menschlichen Körper besonders giftig sein und neben Allergien auch Nierenerkrankungen und schwere Infektionskrankheiten hervorrufen, so Dehne.

Aus gesundheitlichen Gründen sei daher ein Umzug dringend anzuraten. Nichts anderes haben Günther und Angelika Ehlen vor. Eine Wohnung der städtischen Siedlungsgesellschaft haben sie immerhin in Aussicht - aber auch nicht vor Ende Juni.

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Maren Reese-Winne

Redakteurin
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

mreese-winne@no-spamcuxonline.de

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