
verliehenen Osteland-Kulturpreis
„Goldener Hecht“ war
durch das sagenhafte Hechthäuser
Wappentier mit der goldenen
Krone über dem Brunnen
vor der „Ostekrone“ inspiriert
worden. Den Zusammenhalt
der Aktiven dienten auch diverse
Arbeitskreise zu Themen wie
Kultur, Wanderfische, Ökologie
und Wassersport. Sie werden
mittlerweile als virtuelle Gruppen
in den sozialen Netzwerken
fortgeführt (siehe Goldenes, Silbernes,
Grünes und Blaues Netz
auf Facebook und osteland.de).
Vernetzung durch Informationsaustausch
und gegenseitigen
Beistand - das hat seit den
Gründungsjahren des Vereins
immer wieder die vielen Ehrenamtlichen
gestärkt, die vor
Ort zum Teil Enormes bewirkt
haben. Osteland-Mitglieder haben
beispielsweise die Ostefähre
in Brobergen samt Fährkrug
gerettet, ebenso den Freiburger
Hafenspeicher, die Ostener
Kulturmühle, den alten Baljer
Leuchtturm, das Bremervörder
Ostewehr und einiges Erhaltenswerte
mehr. Andere Ostefreunde
pflegen die Heimatgeschichte,
etwa mit Beiträgen zu
den insgesamt sieben von der
AG Osteland herausgegebenen
Büchern sowie durch Mithilfe
bei Ausstellungen, etwa aus
Anlass der Jahrestage des Endes
der Franzosenzeit oder der
verheerenden Sturmfluten. Osteland
Mitglieder organisierten
auch schon Veranstaltungen zur
Schifffahrtsgeschichte oder eine
Serie von Kunstausstellungen,
um zu zeigen, dass die Region in
dieser Hinsicht so fruchtbar ist
wie das Worpsweder Malerland.
Viel Beachtung fanden Aktivitäten
zur Erinnerung an Peter
Rühmkorf und Walter Kempowski,
die großen Literaten von der
Oste. Und Dutzende von Lesungen
im Rahmen des Projekts
„Krimiland Kehdingen-Oste“
nutzen seit 2006 die mittlerweile
über 60 hier handelnden
Thriller, um überregional auf
die literarischen Reize der Region
neugierig zu machen. Osteland
Mitglieder, wie etwa Albertus
Lemke organisieren seit
vielen Jahren Wanderungen in
der Region oder bieten vogelkundliche
Ausflüge an die Ostemündung
oder in die Ostemoore
an. Andere wiederum leisteten
lange Zeit Pionierarbeit auf dem
Gebiet des Artenschutzes mit
Stör-Austellungen, Stör-Festen,
Stör-Infoabenden und der beharrlichen
Pflege
des Stör-Denkmals
in Oberndorf, das
der Wiederansiedlung
des einst ausgerotteten
Urzeitfischs
gewidmet
ist. Gekrönt wurden
die Bemühungen
der Osteland
Sportfischer
um den unvergessenen
Wolfgang
Schütz aus Osten
durch die Anerkennung
der Stör-Wiederansiedlung
als
UNO-Projekt und
durch die Benennung
des Störs zum
„Fisch des Jahres“.
Immer wieder
hat der Verein Jubiläen
genutzt, um
auf die einstmals
vergessene Region
aufmerksam zu
machen. So haben
wurde 2009 aus
Anlass des 100-jährigen
Bestehens
der Schwebefähre
Osten - Hemmoor
ein „Jahr der
Oste“ ausgerufen
und entlang des
Flusses rund 300
Veranstaltungen
koordiniert. Zum
zehnjährigen Bestehen
der AG Osteland
wurde 2014
eine Fest-Dekade mit hunderten
von Teilnehmern veranstaltet,
unter anderem mit einer „Fährrad
Stafette“ von Bremervörde
bis Kiel und weiter auf einer der
dortigen Ostseefähren bis nach
Oslo.
Die Heimatgeschichte des Ostelandes
war Thema von Veranstaltungsreihen
zu den Jahrestagen
der großen Sturmfluten oder
des Endes der Franzosenzeit.
Mit Schwerpunktaktionen und
Pressekampagnen wehrten wir
uns erfolgreich gegen eine finanzielle
Vernachlässigung des Natureums
(„Tor zur Oste“), gegen
eine Kürzung der Durchfahrtszeiten
der Ostebrücken und gegen
einen Abriss des historischen
Wehrs in Bremervörde.
Vergebens gewesen scheinen
dagegen unser Kampf gegen
eine weitere Elbvertiefung und
gegen die Schließung ländlicher
Schulen im Raum Bremervörde
und in Oberndorf. Immerhin:
im Kampf erprobten Oberndorf,
der Gemeinde mit dem höchsten
Anteil an AG-Osteland-Mitgliedern,
gelang es stattdessen,
eine Nachmittagsbetreuung
(„Kiwitte“) und eine private
Schule („LernArt“) zu initiieren.
Solche Erfolge in einzelnen
Leuchtturmdörfern dürfen nicht
über anhaltende Fehlentwicklungen
zu Lasten von „remote
rural regions“ wie dem Osteland
hinwegtäuschen. Denn die „Entschulung“
kleiner Orte geht nach
wie vor einher mit der Aufgabe
von Sparkassenfilialen, Jugendzentren,
Dorfläden, Gaststätten,
Arztpraxen, Krankenhäusern,
Post- und Verwaltungsaußenstellen.
Auch Hinweise auf Defizite
in der Verkehrsinfrastruktur
sind unbeachtet geblieben. Seit
dem Gründungsjahr der AG Osteland
wird darauf hingewiesen,
dass die Bahnbrücke in Hechthausen
aufgrund einer kriegsbedingten
Sprengung nur eingleisig
befahrbar ist.
Dass sich Beharrlichkeit allerdings
auch auszahlen kann, zeigt
ein anderes Beispiel: Die seit
über zehn Jahren vorgetragenen
Klagen darüber, dass das Osteland
zu den letzten verkehrsverbundfreien
Zonen Deutschlands
zählt, sind auch dank des Einsatzes
kommunalpolitisch tätiger
Ostefreunde gehört worden: Ab
Dezember wird der HVV bis
Cuxhaven reichen und der Tarifwucher
ein Ende haben. Guter
Hoffnung können die Mitglieder
auch für die Deutsche Fährstraße
sein: Der Rendsburger Bürgermeister
Pierre Gilgenast geht
davon aus, dass der mit gut 10
Millionen Euro veranschlagte
Neubau der havarierten Schwebefähre
2020 abgeschlossen sein
wird, rechtzeitig zum 125-jährigen
Bestehen des Nord-Ostsee
Kanals. Jochen Bölsche
OSTELANDMAGAZIN 2019 21