
„Ich weiß um die
Kraft des Wassers“
Petra Jaeschke wollte einfach
mehr Himmel über sich haben
Petra Jaeschke ist immer auf Augenhöhe mit dem Meeresspiegel.
Klar: „Oste, Tidengewässer; auch das Treibholz
steigt und fällt mit dem Wechsel der Gezeiten und
ändert seine Richtung. Es ist wie im Leben.“ Wenn Petra
Jaeschke einen Richtungswechsel brauchte, zog es sie immer
ans Wasser. Ob Elbe oder Oste, fasziniert habe sie immer, „dass
der Fluss im Fluss ist“. Wie sie selbst.
Den ganzen Sommer über war Petra Jaeschke mit ihrem ‚Pina
Luftikus-Bus“ und ihren Geschichten aus dem Glücksrad auf Tour
durch den Norden Deutschlands. Aktuell ist sie mit ihrer Neuinszenierung
der „Bienenkönigin“ von den Brüdern Grimm unterwegs.
Petra Jaeschke ist in Hamburg-Altenwerder an der Elbe geboren,
ein „Elbkind“ sozusagen. Der Bezug zum Wasser war immer da.
Unsere Familie verschlug es in die Nordheide. Meine Mutter hat
mir später mal erzählt, dass sie ganz unglücklich war, da dort kein
Wasser war. Auch ich muss immer in der Nähe vom Wasser sein,
auch im Urlaub. Ich fahre am liebsten auf Inseln, „wo Wasser
drum rum ist“, sagt sie und zählt auf: Hiddensee, Rügen und Sylt,
wo sie früher viel Theater gespielt habe. „Gewohnt habe ich immer
in Norddeutschland. Ich bin ein nordisches Kind; eigentlich ein
‚Sommerkind‘ und auch im Sommer geboren.
Das Haus in der Ahrensflucht sei eine schnelle Kaufentscheidung
gewesen. Ihr war damals gar nicht bewusst, wie nah das Haus
eigentlich an der Oste lag. „Ich habe den Deich gesehen und war
total glücklich, dass da Wasser ist.“ Dann habe man relativ schnell
den Verein „Kultur auf dem Lande“ gegründet und in Oberndorf an
der Oste „Romeo und Julia“ gespielt, eine Geschichte, wo Ebbe
und Flut eine entscheidende Rolle zukam.
„Vorgestern habe ich in einer Turnhalle die Bienenkönigin gespielt“,
erzählt Petra Jaeschke alias „Pina Luftikus“. „Das Stück ist
mir sehr wichtig.“ Das Publikum sei immer wieder erstaunt, mit
wie wenig Mitteln man eine solche Bühnenmagie schaffen könne.
Der Inhalt des Stückes ist: „Wir müssen wieder mit anderen
mitfühlen lernen – ohne Kalkül. Und die Natur wieder achten und
lieben lernen. Dann machen wir sie auch nicht kaputt.“
Zum großen Glück hat das Theater „Pina Luftikus“ im Rahmen
von LIFE KULTUR von der Beauftragten der Bundesregierung für
Kultur und Medien eine Förderung für sein Projekt „Lyrik aus dem
Liegestuhl“ bekommen. Und damit ist Petra Jaeschke sicherlich
auch hier unterwegs und ganz bestimmt auch am Wasser.
Mit voller
Kraft voraus!
Fahrgastschiff „Mocambo“
sticht wieder in die Oste
Zwei Jahre lang wurde die „Mocambo“ auf der Empting-Werft
in Cuxhaven – mit einigen durch Corona bedingten Unterbrechungen
– restauriert. „Eine umfangreiche Sanierung
war erforderlich“, sagt Reederin Petra Kanje.
Seit 2016 gehört die „Mocambo“ der Helgoländer Schipperfamilie
Kanje aus Otterndorf. Für Käpt’n Knurrhahn und seine Frau Petra sind
die Werftarbeiten auch die Gelegenheit, das Schiff außerhalb des Wassers
so gründlich wie nur möglich in Augenschein nehmen zu können.
„Am Schlausten ist in der Seefahrt der, der an Land steht“, sagt Petra
Kanje. Selbst Hand angelegt haben Petra und Sven Kanje bei den
aufwendigen Streicharbeiten. Tatkräftig wurden sie in den zwei Jahren
von Arwed, dem besten Freund ihres Sohnes Thorge, unterstützt.
Die „Mocambo“, am Bug flattern die Helgoländer und die Oberndorfer
Fahne gemeinsam, kann sich, mit fast 150 Jahren, das älteste, noch
im regulären Betrieb fahrende Passagierschiff Deutschlands nennen.
Nun erstrahlt die Lady in neuem, altem Glanz. „Denn im Mai wollen
wir wieder in See stechen. Wir fahren zur Ostemündung, zu den
Seehundbänken und bis zur Kleinwördener Mühle und zurück“, so
Petra Kanje. „Einige Anfragen für Hochzeiten haben wir bereits“, freut
sie sich und hofft auf viele Buchungen aus dem Osteland und der
Umgebung. „Letztes Jahr hätten wir eine Doppelhochzeit gehabt. Die
Fahrt musste wegen Corona ausfallen.“ Das soll nun hoffentlich anders
werden.
OSTELANDMAGAZIN 2022 19
Fotos: Tonn