
Kommt rein, Euer Zimmer ist eine
Treppe rauf“. Pagen-Verbeugung
und Koffer hochschleppen? Das
„Seefahrer“ Deich-Café-Hotel
möchte kein Hotel im herkömmlichen Sinne
sein, mit Rezeption und steifem Empfang.
Das Gegenteil von formell ist der Fall:
Luftig-locker wie die Wirtsleute, ungezwungen
und ganz wie Zuhause sollen sich die
Gäste fühlen.
„Es geht um
Gemütlichkeit
und lecker.“
„Seefahrer“ – Dreiklang
von Gastronomie, Übernachten
und Live-Musik
Maike Thamsen und Klaus Eisner haben vor
zwei Jahren den Schritt in den Norden gewagt.
„Wir wollten in die Nähe vom Wasser,
und haben das 300 Jahre alte Anwesen mit
seiner großen Vergangenheit ganz banal über
eBay-Kleinanzeigen gefunden und uns sofort
in das Haus verliebt“, sagt Maike. „Ich bin
ursprünglich aus Hamburg, habe aber 2010
eine friesische Teestube in Hilden im Rheinland
eröffnet. Sieben Jahre später, nachdem
ich Klaus kennengelernt
hatte, eröffneten
wir dann gemeinsam
in Haan,
ebenfalls Nähe
Düsseldorf, eine
Kulturkneipe mit
viel Live-Musik.“
Live Musik gibt
es auch im Seefahrer
– als Hutkonzert.
Eine Idee
des Vollblutmusikers
Klaus, der
als Bassist die
Cross-Over-Band
„Trio Farfarello“
unterstützt hat und
als Tontechniker
mit verschiedenen
Bands durch ganz
Europa tourte. „Wir
machen ‘ne stille
Sammlung: Knistern
ist erlaubt,
Klimpern wollen
wir nicht“, ist das
Motto. Ein Geheimtipp
sind Maikes
selbstgebackene
Torten, wie die
dreistöckige Friesentorte
mit Mürbeteigfuß,
Rumrosinen und Baiser. Das sind
noch die alten Rezepte.“ Windbeutel gibt es
auch. „Und die weltbesten Waffeln“, wie es
ihr, aus dem Kindermund eines kleinen Jungen
noch im Ohr ist. „Das ist für mich das
schönste Kompliment!“
„Essensmäßig haben wir geguckt, dass wir
für jeden was dabei haben. Wir brauchen
keine Sterne. Es geht mehr um Gemütlichkeit
und lecker“, sagt Klaus und verrät sogleich
sein Lieblingsgericht: „Wenn schon
Fisch, dann Zander“, ist eine klare Ansage.
Jawohl!“ Zubereiten muss ihn Maike. „Küche
ist für mich Sperrgebiet“, sagt er frohgemut.
„Ich bin für die Bespaßung der Gäste zuständig.“
„Außer unseren Ferienunterkünften, teils mit
Blick auf die Oste, haben wir noch drei Wo-
Mo-Stellplätze. Die Wohnmobilisten freuen
sich neben einem Platz direkt am Wasser am
meisten über den familiären Anschluss. Das
beruht ganz auf Gegenseitigkeit: „Uns geht
es um den persönlichen Kontakt. Dass wir
auch Zeit haben, uns mit den Menschen zu
beschäftigen. Da ist schon manche Familienzusammenführung
gelungen (lacht).“
„Wir haben auch viele Fahrradfahrer, die bei
uns übernachten. Die Leute, die sich darauf
einlassen, hier Urlaub zu machen, sind
schon Individualisten. Genauso wie wir. Nun
freuen wir uns auf den Sommer, wenn wir
wieder an der Strandbar feiern und grillen
können.“ Und die Sonne glutrot in der Oste
versinkt. „Kein schöner Land“, ein Abendlied,
welches ein starkes Solidaritätsgefühl und
die Sehnsucht nach einer friedlichen und
harmonischen Welt zum Ausdruck bringt,
könnte man anstimmen. Das „Seefahrer“
Deich-Café-Hotel zeigt das Osteland von seiner
schönsten Seite – würzige Nordseeluft
inklusive.
26 OSTELANDMAGAZIN 2022
Fotos: Tonn