
Advent ist eine besondere Zeit
Grußwort aus der Kirchengemeinde Sloka (Lettland) von Pastor Aivars Gusevs
che Grüße weitergeben. Diese
Grüße erwärmen das Herz jeden
Tag neu. Es scheint nichts Großes
zu sein, doch es bringt viel Freude.
Und möglicherweise genau in diesem
Jahr, in dem wir die Adventszeit
in Ruhe und erzwungenem
Frieden verbringen, können wir
aufmerksamer werden für den tieferen
geistlichen Inhalt – die Ereignisse
in Bethlehem.
Die drei weisen Könige sind
weit gereist, eine Reise voller Herausforderungen,
um Jesus zu treffen
und zu erleben. Und sie haben
ihn gefunden. Sie wurden vom
Stern geleitet. Jesus ist mitten unter
uns geboren, um der Welt etwas
ganz Wichtiges zu schenken – den
Glauben, die Hoffnung und die
Liebe. Jesu Geburt, sein Leben
und seine Taten sind in den Evangelien
beschrieben. Dort erfahren
wir, dass ihm das Menschliche
nicht fremd war. Er hat Freude
und auch Kummer gefühlt, er hat
Hunger und auch Gewitter erlebt,
genau so wie wir. Jesus ist unser
Stern, der uns zum Glauben, zur
Hoffnung und zur Liebe führt.
Und diese Zeit ist uns gegeben,
um diese drei von Gott gegebenen
„Blüten“ in uns aufblühen zu lassen.
So können wir das Alltägliche
hinter uns lassen, Kräfte finden,
um alle Hindernisse zu überwinden
und um stärker zu werden – in
Glauben, Hoffnung und Liebe.
Eine helle, gesegnete und friedvolle
Adventszeit, Weihnacht und
das neue Jahr 2021. Ein Jahr voller
Gottes Gnade wünsche ich Euch
allen, unseren deutschen Freunden
und weltweit von ganzem
Herzen.
Euer Aivars Gusevs, Pfarrer der
evangelisch-lutherischen Gemeinde
in Sloka
Veranstaltungen finden statt. Darauf
wird sehr unterschiedlich reagiert,
aber ein Gefühl steht im Vordergrund
– und zwar, dass der
„Grinch“ uns wirklich das Weihnachtsfest
stehlen möchte.
In Lettland wird empfohlen, in
diesen Zeiten die Kirchen nicht zu
besuchen. Aber Advent und Weihnachten
kann auch ganz anders
gefeiert werden. Sonst haben wir
wenig Zeit füreinander. Jetzt
schenkt uns die Pandemie Freiräume
– für die Familie, für Freundschaften,
für neue, herzliche Beziehungen,
all das, was wir im hektischen
Alltag oft zur Seite legen.
Ein Anruf bei denjenigen, die wir
im Alltag immer wieder vergessen.
Etwas Zeit für sich selbst, nicht für
die Arbeit, für die Kariere oder die
Pflichten. Es ist Zeit, zu lernen,
dass die scheinbar kleinen Dinge
im Leben wichtig und von Bedeutung
sind. Uns sind viele Möglichkeiten
gegeben, das Weihnachtsfest
anders zu feiern.
Die Mitglieder der Gemeinde
von Sloka haben einen virtuellen
Advents-Kalender zusammengestellt,
wo sie selbst gute und herzli-
Die Adventszeit ist eine besondere
Zeit. Auf vollen
Weihnachtsmärkten, mit
beliebten Weihnachts-Melodien,
auf der Suche nach Geschenken,
man trifft Freunde, trinkt ein Glas
Glühwein miteinander …
Wir leuchten wie die Kerzen im
Adventskranz. Der Advent führt
uns dem Weihnachtsfest entgegen.
Er lehrt uns und zeigt uns, wie wir
Schritt für Schritt mit jedem Sonntag
dem Fest näherkommen.
Weihnachten ist dann eine friedliche,
wunderschöne und leise Familien
Festzeit. Wir erinnern uns
in unseren Familien an die Heilige
Familie – Josef, Maria und das
Christkind.
Wenn ich an mein Leben und
die vergangenen Jahre zurückdenke,
muss ich gestehen, dass bei uns
die Weihnachtszeit immer sehr unterschiedlich
gewesen ist. Abhängig
von äußeren sowie auch inneren
Einflüssen, unserem eigenen
Verständnis und der geistlichen
Reife. Wenn wir noch weiter
schauen, werden die Unterschiede
noch größer. Menschen haben dieses
Fest in sehr unterschiedlichen
Situationen erlebt.
Diese Adventszeit ist anders.
Viel ruhiger, es scheint etwas einsamer.
All die gewohnten Rituale
der Adventszeit sind nun bescheiden
und still. Die eigene Familie,
das ganze Leben ist eingeschränkt
durch Covid-19.
Im ersten Moment fühlt es sich
an, als wäre uns die Vorbereitung
auf das Fest und sogar das ganze
Weihnachtsgefühl gestohlen worden.
Es gibt keine fröhlich gefüllten
Weihnachtsmärkte, beliebte
Treffpunkte werden geschlossen,
Mitmenschen verlieren ihre Arbeitsstellen,
keine Wohltätigkeits-
Aivars Gusevs, Pfarrer der evangelisch
lutherischen Gemeinde in Sloka.
Weihnacht statt „Wehnacht“
Grußwort aus dem Kirchenkreis Cuxhaven-Hadeln von Pastor Bert Hitzegrad
im Gebet füreinander ganz neu
verbunden. Denn es ist nicht nur
die Furcht vor dem gefährlichen
Virus, die uns verbindet, sondern
auch der starke Glaube, dass Gott
uns seine Nähe zeigt, auch und
gerade in den Abstandsregeln, die
die Pandemie fordert.
Es ist das helle Licht seiner Gegenwart,
das aus der „Wehnacht“
eine „Weihnacht“ macht. Und es
ist die Hoffnung, dass mit dem
Impfstoff die Bedrohung eingedämmt
wird – und dass das Jahr
2021 und das nächste Weihnachtsfest
unter einem guten
Stern stehen.
Licht am Ende des Tunnels
Der Prophet Jesaja verkündet ein
helles Licht am Ende des Tunnels:
„Das Volk, das im Finstern wandelt,
sieht ein großes Licht und
über denen, die da wohnen im
finstern Land, scheint es hell.“
(Jes 9.1). Dieses Licht ist mit dem
Kind in unsere Welt gekommen.
Es leuchtet dort besonders hell,
wo Menschen dunkle Zeiten erleben.
Weihnachten 2020 wird anders
sein. Aber es kann uns verändern
und zu Menschen machen, die
voller Hoffnung sind und deren
Zuversicht einen tragenden
Grund hat: die Weihnachtsfreude,
die uns verbindet in Ost und West
und Nord und Süd.
Frohe Weihnachten und ein gutes,
friedliches neues Jahr 2021
wünschen wir Euch in Lettland
und allen Menschen auf dieser
Erde! Bleibt behütet und gesund!
Bert Hitzegrad,
Pastor in Cadenberge und Kehdingbruch,
Vorsitzender des Partnerschaftsausschusses
Wie gelingt es uns, das Weihnachtsfest
zu retten? Weltweit hat
sich die COVID-19-Pandemie
ausgebreitet – und das besagt ja
auch das Wort „Pan-demie“: eine
Seuche, die das ganze Volk betrifft.
Die hohe Mobilität in der
globalisierten Welt hat es dem Virus
leicht gemacht, Grenzen und
Distanzen zu überwinden.
Auch das kleine Land Lettland
war hart getroffen und hatte zeitweise
die höchste Infektionsrate
in Europa. Die Sorge, die Ängste,
die Trauer über Sterbefälle haben
uns im Denken aneinander und
Weihnachten wird anders
sein in diesem Jahr – wie
so viele Feste und Feiern
im zurückliegenden Jahr ganz anders
waren als geplant. Weihnachten
wird anders sein, aber es
wird nicht ausfallen. Wie „Alle
Jahre wieder“ werden wir die
frohmachende Botschaft hören:
„Fürchtet euch nicht ...!“ Doch
wir werden diese Worte ganz anders
hören angesichts der Furcht
vor dem kleinen Virus.
Der „Stern der Gotteshuld“
wird auch uns zum Kind führen –
mit noch größerer Sehnsucht werden
wir in diesem Jahr unsere
Dunkelheiten und Ängste bescheinen
lassen von dem Licht,
das von ihm ausgeht. Weihnachten
wird anders sein.
Vielleicht ist auch unser Warten
und Hoffen drängender als zu
anderen Zeiten. Das Fest der Liebe
und der Familie wird für viele
auch einsamer und stiller sein.
Noch stiller als es das Weihnachtslied
beschreibt. Kinder dürfen
über Weihnachten nicht nach
Hause kommen, Enkel nicht die
Großeltern besuchen, Freunde
nicht zusammen feiern …, um
sich und andere zu schützen. Das
Fest, das sonst Menschen zusammenbringt
– nun ein Fest auf Distanz?
Weihnachten 2020 wird anders
sein. Wird es eine „Wehnacht“
werden? In einem Diktat vergaß
ein Schüler bei Weihnachten einmal
das „i“ – das machte seinen
Lehrer nachdenklich. Er schrieb
das Wort „Wehnacht“ an die Tafel,
sprach mit den Kindern darüber
und malte dann das „i“ als
kleine Kerze in das Wort hinein.
Aus der Wehnacht wurde so wieder
eine Weihnacht …
Bert Hitzegrad, Pastor in Cadenberge
und Kehdingbruch.
Pastor Bert Hitzegrad
(rechts)
aus Cadenberge,
Vorsitzender im
Partnerschaftsausschuss,
und
sein Kollege aus
Sloka, Pastor Aivars
Gusevs,
blieben auch in
der Corona-Krise
in Kontakt. Sie
nutzten die digitalen
Medien
und informierten
sich gegenseitig
per Videokonferenz
über die
jeweiligen Entwicklungen
in
der Pandemie.
Pandemie bremst auch die Partnerschaft aus
Wegen Corona: Erstmals gab es keine persönliche Begegnung zwischen dem Kirchenkreis Cuxhaven-Hadeln und der lettischen Kirchengemeinde Sloka
nutzten die digitalen Medien und
informierten sich gegenseitig per
Videokonferenz über die jeweiligen
Entwicklungen in der Pandemie.
Pastor Gusevs berichtete
zum Beispiel, dass er zu Ostern
zwar keine Gottesdienste feiern
durfte, aber die Kirche öffnete
und auch präsent war für Gespräche
und Gebete einzelner Besucher.
Die Einschränkungen bei
den Gottesdiensten haben sich
auch finanziell für die Gemeinde
in der Nähe der Hauptstadt Riga
ausgewirkt, denn es kamen kaum
Kollekten herein, von denen die
Gemeinde lebt und sich finanziert.
Auch die musikalischen Aktivitäten
mussten ganz zurückgefahren
werden, weil das Singen
besonders gefährlich ist für die
Übertragung des Virus.
Doch die Letten ohne Singen?
Das ist bei dem „singendem Volk“
kaum vorstellbar. Umso größer
war die Freude für die Engagier-
Eine schöne Idee verpuffte im
Sommer durch ein kleines
Virus in das Land der Träume.
Geplant war eine Begegnung
auf halber Strecke – zwischen
Lettland und dem Land Hadeln.
Mitten in Polen, in der Nähe von
Warschau, waren die Betten bestellt
– doch dann hieß es – wie so
oft in diesem Jahr: „Abgesagt wegen
Corona“.
So ist es das erste Jahr in der
fast 25-jährigen Partnerschaft
zwischen dem Kirchenkreis Land
Hadeln beziehungsweise jetzt
Cuxhaven-Hadeln und der lettischen
Kirchengemeinde Sloka, in
dem keine persönliche Begegnung
stattfand. Aber nur mit persönlichen
Begegnungen kann
eine Partnerschaft existieren ...
Doch Pastor Bert Hitzegrad aus
Cadenberge, Vorsitzender im
Partnerschaftsausschuss, und sein
Kollege aus Sloka, Pastor Aivars
Gusevs, blieben in Kontakt. Sie
Bei der „Serenade über dem Wasser“ auf der Schwebefähre wurde eine Brücke
von Ost nach West geschlagen.
der Schwebefähre in Osten. So
wie die Schwebefähre beide Ufer
der Oste – Osten und Basbeck –
verbindet, so schlägt die Musik
eine Brücke in alle Himmelsrichtungen.
Bei dem Konzert auf der
ten in der Partnerschaftsarbeit,
dass ein besonderes Konzert – in
der an Konzerten und kulturellen
Veranstaltungen so armen Zeit –
doch noch stattfinden konnte: die
„Serenade über dem Wasser“ auf
Schwebefähre wurde eine Brücke
von Ost nach West geschlagen.
Ilze Reitere, Organistin aus Sloka
und zurzeit mit Unterstützung
des Kirchenkreises Studentin an
der „Fachschule für Interkulturelle
Theologie“ (FIT) in Hermannsburg,
begleitete bei einem Open-
Air-Konzert Regina Bolten, Sopranistin
aus Cadenberge, am Klavier.
Beide haben bereits mehrere Konzerte
gemeinsam gestaltet und sind
ein eingespieltes Team. Das war
auch an dem besonderen Ort an
der Schwebefähre zu spüren. Gut
100 Zuhörer fanden sich ein, bevölkerten
den Deich, genossen die
Musik, sogar auf beiden Uferseiten
der Oste. So gelang in diesem Corona
Jahr wenigstens dieser Brückenschlag
– zwischen den Ufern
und zwischen Ost und West in der
Verbundenheit mit den Geschwistern
in Lettland.
Pastor Bert Hitzegrad
Regina Bolten (links) und Ilze Reitere
gaben ein Open-Air-Konzert.