
„Cuxhaven bedeutete meiner Mutter alles“
Patricia Simpson überbringt aus England eine traurige Botschaft: Grußbrücken-Autorin Rita Woosnam ist im Dezember 99-jährig gestorben
Frank Woosnam kennen, ihren
späteren Ehemann.
Tochter Patricia schreibt: „Mein
Bruder Peter, meine Schwester Jill
und ich sind begeistert und bewegt
darüber, wie viele Beileidsschreiben
wir nach dem Tod meiner Mutter
aus vielen verschiedenen Regionen
Deutschlands erhalten haben.
Es war wunderbar zu lesen, wie
viel sie ihren Freunden bedeutet
hatte.
Rita starb am 17. Dezember
Rita starb am 17. Dezember, was
für unsere Familie ein sehr trauriges
Weihnachtsfest bedeutete,
aber sie hatte ein wundervolles
Leben, in dem sie 99 Jahre wurde
und die Covid-19-Krise blieb ihr
erspart. Keine Besucher zu haben,
wäre für sie schrecklich gewesen,
da sie zuletzt in ihrem Bett bleiben
musste.
Dieses Foto wurde bei meiner
Feier zum 70. Geburtstag im Juni
2019 aufgenommen. Es war das
letzte Mal, dass meine Mutter in ein
Restaurant gehen konnte und sie
war sehr glücklich, ihre ganze Familie
um sich zu haben. Ich stehe
neben ihr in der blauen Jacke.
Cuxhaven bedeutete meiner
Mutter alles und es hat auch einen
besonderen Platz in meinem Herzen.
Ich freue mich darauf, es bald
wieder zu besuchen. Ich gehe immer
gerne um das Schloss und seinen
Garten herum, sehe zu, wie
Schiffe von der Alten Liebe kommen
und gehen und ich liebe es,
mir einen Strandkorb an den Stränden
zu mieten.
Ich wünsche allen, die das Glück
haben, in Cuxhaven zu leben oder
in der Vergangenheit dort gelebt
haben, trotz Covid-19 ein frohes
Weihnachtsfest, und wir müssen
hoffen, dass sich das Leben bald
wieder normalisiert.
Allerbeste Grüße, Patricia Simpson
Patricia Simpson, geborene Woosnam,
überbringt aus England eine
traurige Botschaft.
Rita Woosnam hat in den vergangenen
Jahrzehnten unzählige Grußbrücken
Briefe verfasst, lange Jahresberichte;
angelehnt an ihr Tagebuch.
Immer spielte ihre Familie
darin eine große Rolle. Im vergangenen
Jahr konnte die 99-Jährige
nur noch wenige Zeilen schicken
und berichtete darin, dass sie das
Bett nicht mehr verlassen dürfe. Als
die Grußbrücke am 24. Dezember
2019 erschien, war sie bereits verstorben.
In unserer Zeitung haben wir darüber
im Frühjahr berichtet. Anlässlich
einer Serie zum 75. Jahrestag
des Kriegsendes veröffentlichten
wir Auszüge aus Rita Woosnams
Erinnerungen an die Kindheit
und Jugend in Cuxhaven. Als
junge Frau lernte sie kurz nach
Kriegsende den britischen Offizier
Ein letztes Familientreffen mit Rita Woosnam (Mitte) im Juni 2019. Rechts neben ihr: Tochter Patricia. Mit dabei
waren außerdem weitere Kinder und Schwiegerkinder, Enkel und Urenkel.
Wir genießen die kurzen Wege in der Stadt
In der Corona-Zeit gehörte Swakopmund wieder ganz den Kindern und Rentnern
Neues aus Swakopmund: Oben: Kalt, aber schön am Strand! – Jochen Wittes Tomaten wachsen. – Im Garten wird es
grüner. Unten: Die Wände am Souvenirmarkt wurden neu bemalt. – Mit Polo in den Dünen. – Ostwind trieb den Wüstensand
dass der Hinweis auf Andersdenkende,
der ja trösten soll, als Angriff
oder Aufforderung zum Ungehorsam
verstanden wird. Dabei
kann und sollte eine abweichende
Meinung als Bereicherung empfunden
werden. Die „Wahrheit“
liegt sicher wie üblich in der Mitte.
Es wurden von der Stadtverwaltung
in den vergangenen Wochen
alle Straßen gefegt und die weißen
Streifen neu gemalt. Die Spielgeräten
in den Parks erstrahlen in neuen
bunten Farben. Die Blumenpracht
entlang der Küste, vom
Aquarium bis zum Platz am Meer,
ca. sechs Kilometer, ist besonders
jetzt im Frühjahr einfach atemberaubend.
An der palmengesäumten
Promenade tummeln sich die
Perlhühner. Seit es kein Restaurant
am Leuchtturm mehr gibt
(dort waren sie heimisch), haben
sie sich die neue Unterkunft ge-
Unsere Hausangestellten kamen
alle weiterhin zur Arbeit. Sie waren
froh, Geld verdienen zu können.
Wenn normalerweise zehn
Leute von einem Verdienenden
abhängen, so hat sich die Zahl der
Abhängigen jetzt mindestens verdoppelt.
Wie Corona seine Blüten treibt:
Ein uns bekannter Hausarzt wollte
seine Corona-Patienten mit Medikamenten
und Nahrungsmitteln
versorgen. Das übereifrige Aufsichts
Personal steckte ihn zur
Quarantäne für 14 Tage in einen
städtischen Bungalow (die werden
in Ferienzeiten an Gäste vermietet).
Sein Test war negativ. Trotzdem
durfte er keinen Kontakt zu
seiner Familie haben. Beköstigt
wurde er mit Hamburgern.
Erschreckend, wie wir uns auf
der ganzen Welt in lähmende
Angst versetzen lassen. Schade,
Jochen und Ulrike Witte, Riverside
Avenue 111, Box 2656, Kramersdorf,
Swakopmund, Namibia, EMail
ankerplatz@mailbox.org,
melden sich vom Rand der Wüste.
Man kann auch ohne Farm leben.
Es fällt oft schwer. Die Erleichterung,
nicht mehr für so viele Tiere
und Menschen sorgen zu müssen,
ist groß. Jetzt merken wir erst, dass
der schlechte Pad (Weg) nach
Windhoek eine große Belastung
war. Im Jahr vor dem Verkauf der
Farm richteten wir die Windhoek-
Fahrten so ein, dass wir regelmäßig
bei meiner Schulfreundin Antje
schlafen konnten. Hiermit hatten
wir zwei Tage zum Einkaufen
und nicht mehr die große Hetze in
der Hitze. Jetzt genießen wir die
kurzen Wege für jegliche Besorgungen.
An die hellen Straßenlaternen
kann ich mich noch nicht so recht
gewöhnen. Da vermisse ich den
Mond. Der ist bei diesem bedecktem
Himmel nur selten zu sehen.
Auf den Weihnachtsmärkten und
Basaren treffen wir Bekannte. Wir
genießen die Gesellschaft sehr.
Haben sie während des Farmleben
nicht vermisst.
Der heiße Ostwind bescherte
uns heftige Sandstürme, aber auch
viele sonnige Wintertage. Beim
täglichen Strandgang wunderten
sich junge Leute aus Deutschland
über die Leere. Während des
„Lockdowns“ waren wir tagelang
ganz alleine am Strand. Nur zu
Weihnachten und zu Ostern ist der
Strand belebt. Im Verhältnis zu
Europa ist er selbst dann fast menschenleer.
Hier fährt man auch mit dem
Auto so nahe wie möglich direkt
ans Wasser. Unter Sonnenschirmen
tummelt sich die ganze Sippe.
Ein Feuer gibt es immer. Meistens
wird aber Fleisch gebraten. Das ist
sicherer als auf einen guten Fang
zu warten.
In Corona-Zeiten gehörte Swakopmund
wieder den Rentnern
und Kindern, wie zu meiner Schulzeit,
als es noch keine Touristen
gab. Wie überall auf der Welt sind
die wirtschaftlichen Einbußen
enorm und noch unabsehbar.
Die Ärmsten trifft es am härtesten.
Die Bettler, darunter viele bettelnde
Kinder, sind erschreckende
Neuerscheinungen. Obgleich ein
großer Teil der Bevölkerung, Tagelöhner,
Straßenhändler und Arbeitslose,
auf engstem Raum in
ärmlichen Hütten (ohne Wasser
und Strom) hausen, blieb die befürchtete
Durchseuchung aus. Auf
Anfrage bekamen die Arbeitslosen
per Handy Unterstützung vom
Staat. Der minimale Betrag wurde
erfreut zum Feiern verwendet.
Obgleich das Militär zum Einsatz
kam, um Ruhe und Ordnung
zu bewahren, klappte das nur in
den Anfangstagen des ersten
„Lockdowns“. Die Kriminalität
nahm merklich ab. Bei den dicht
gedrängt wohnenden Leuten war
an Abstand nicht zu denken, sie
blieben in ihren jeweiligen Wohngebieten.
sucht. Sie werden von vielen Besuchern
gefüttert. Rasen und Blumenrabatten
werden durch die
Perlhühner von Ungeziefer frei gehalten.
Die berühmte „Win-win“-
Situation.
In den vergangenen beiden Tagen
merken wir, dass die Ferien
angefangen haben. Swakopmund
entwickelt sich wieder zu einem
belebten Ferienort. Es kommen
noch wenig Touristen, obgleich
wir als „sicheres Reiseland“gelten.
Trotz aller finanziellen Einbußen
versuchen die Inländer, der enormen
Hitze zu entfliehen und machen
Ferien an der Küste.
An den großen Palmen in unserem
Garten erfreuen wir uns jeden
Tag. Die anderen Gewächse müssen
sich erst noch entwickeln. In
diesem rauen Seeklima hat sich
das Treibhaus als ideale Wachstumsstätte
für Tomaten, Salat und
Kräuter entpuppt. Jochen bewundert
jeden Tag seine Maulbeeren.
Die sind noch nicht reif. Er sieht
schon die vollen Gläser im Regal
stehen. Der Hahnenschrei, das
letzte Überbleibsel von der Farm,
hat bisher noch zu keinem Unmut
bei den Nachbarn geführt.
Wir grüßen Bärbel Brüsewitz
aus Cuxhaven, Wolfgang Tantzscher/
Stade, Familie Hoppe und
ganz besonders alle Seeleute, zu
Hause und auf den Schiffen.
Fröhliche Weihnachten und ein gutes
neues Jahr wünschen Jochen und
Ulrike
mehrere Kilometer weit in den Atlantik.
Die Wände am Souvenirmarkt wurden neu bemalt.
Kayaking auf Lough Hill, County Sligo.
Lockdown war nie
so richtig beendet
Homeoffice-Ausrüstung kam mit an die Westküste
derschönen irischen Westküste zu
verbringen. Während des Tages
konnten wir so vom AirBnB aus
arbeiten, und die Sommerabende
haben wir mit Surfen, Kayaking,
Fahrradfahren, Reiten oder Wandern
verbracht.
Seit dem 19. Oktober sind wir
für sechs Wochen als erstes Land
in Europa wieder in den Level 5-
Lockdown gegangen. Keine Besuche
in Haus und Garten sind erlaubt,
alle Geschäfte außer Supermärkte,
Tankstellen und andere
nötigen Geschäfte wurden geschlossen
und unser Bewegungsradius
wurde wieder auf fünf Kilometer
eingeschränkt.
Flug ist gestrichen
Anders als im ersten Lockdown
sind jetzt die Tage kälter und ungemütlicher.
Ich hatte mich eigentlich
wie jedes Jahr auf Weihnachten
in Cuxhaven gefreut, aber gestern
kam nun die Nachricht, dass
mein Flug gestrichen wurde.
Es sieht also so aus, als werde
ich mein Weihnachten zum ersten
Mal unter dem irischen Weihnachtsbaum
verbringen. Hier gibt
es – wenn Corona erlaubt – Truthahn,
den Mitternachts-Gottesdienst
und anders als in Deutschland
kommt der Weihnachtsmann
nicht ins Haus – er wird besucht.
Nach Cuxhaven werde ich
mich dann per „Zoom“ einschalten
müssen. Das ist wohl das einzig
Gute an der ganzen „Corona-
Sache“: alle, samt Oma und Opa,
sind in diesem Jahr ein bisschen
technisch affiner geworden.
Frohe Weihnachten wünscht
Theresa Schween
Theresa Schween berichtet von
der grünen Insel.
„Wer weder durch Butter noch
Whiskey geheilt wird, hat keine
Heilung zu erwarten.“ – Liebe
Cuxhavener, ich schicke meine
Weihnachtsgrüße von der grünen
Insel: Irland. Ich wohne nun seit
fast fünf Jahren in Dublin und fühle
mich hier pudelwohl. Die Iren
leben ganz nach dem Motto „Ein
Fremder ist nur ein Freund, den
man noch nicht kennt.“
Dieses Jahr war natürlich ganz
anders als alle Jahre zuvor. Am 29.
Februar wurde der erste Fall von
Covid-19 in der irischen Republik
bekannt und am 27. März ging es
für uns in den totalen Lockdown.
Wir mussten zuhause bleiben,
durften keinen Besuch oder Kontakt
zu anderen außerhalb unseres
eigenen Hauses aufnehmen und
unser Bewegungsradius war auf
fünf Kilometer eingeschränkt.
So war das Leben in Irland bis
zum 18. Mai, aber auch danach
sind wir hier wegen der geringen
Anzahl der Krankenhausbetten
nie richtig aus sehr strengen Einschränkungen
herausgekommen.
Ich arbeite in einer amerikanischen
Softwarefirma, und normalerweise
wäre ich auch in diesem
Jahr wieder ständig mit dem Flugzeug
unterwegs gewesen, um meine
deutschsprachigen Kunden
oder Konferenzen zu besuchen.
Seit März sind alle unsere Büros
weltweit ins Homeoffice verlegt
worden und werden es voraussichtlich
auch bleiben.
Nach Cuxhaven habe ich es dieses
Jahr nur einmal im Sommer geschafft,
als die Vorschriften etwas
gelockert waren, um nach so viel
Lockdown einfach mal ein paar
Sonnenstrahlen abzubekommen.
Das irische Wetter ist ja leider
nicht für seine Sonnenstunden bekannt.
Und schließlich möchte
man ja auch, dass die Familie nicht
vergisst, wie man aussieht und einen
noch wiedererkennt. Nach
dem Cuxhaven-Aufenthalt bin ich
dann mit meinem Freund mitsamt
unserer Home Office-Ausrüstung
für längere Zeit in den Westen von
Irland gereist. Dublin ist derweil
sehr ruhig geworden, Pubs dürfen
seit März nicht öffnen, und das
heißt hier in Dublin, dass viel vom
Charme der Stadt genommen wurde.
Da haben wir es richtig genossen,
die Corona-Ruhe an der wun-
Theresa beim Wandern auf Diamond
Hill, Connemara National
Park, County Galway.