Nach zehn Jahren Unterbrechung: Otterndorfer Voß-Preis geht an Joachim Gauck
Nach einem Jahrzehnt wird der Otterndorfer Voß-Preis wieder verliehen. Joachim Gauck, bekannt für seinen Einsatz für Freiheit und Demokratie, wird in einer feierlichen Zeremonie gewürdigt. Der vorherige Auserkorene hatte den Preis nicht angenommen.
Zehn Jahre nachdem der Voß-Preis für Literatur, Kultur und Politik zuletzt vergeben worden ist, gibt es einen neuen Preisträger. Bei der Verleihung am 15. Mai in den Otterndorfer Seelandhallen wird Alt-Bundespräsident Joachim Gauck geehrt.
Dr. Gauck wird dann der siebte Preisträger. Die bisherigen Preisträger:

Der mit 10.000 Euro dotierte Preis wird von der Kulturstiftung der Weser-Elbe Sparkasse in Zusammenarbeit mit der Stadt Otterndorf und der Niederelbe-Zeitung vergeben.
Ins Leben gerufen wurde der Preis aus Anlass des 600-jährigen Jubiläums der Verleihung der Stadtrechte an Otterndorf. In diesem Jahr, dem 625-jährigen Jubiläum, soll die Tradition der Preisverleihung wieder aufgenommen werden.
Henryk M. Broder nimmt Voß-Preis nicht an
2018 nahm der Publizist Henryk M. Broder nach Streitigkeiten um dessen Benennung sowie seine Haltung zur Flüchtlingspolitik den Preis nicht an. Seither ist der Preis, der dem Dichter Johann-Heinrich Voß (1751-1826) gewidmet ist, nicht wieder vergeben worden. Voß hatte sich als Übersetzer der homerischen Epen "Ilias" und "Odyssee" einen Namen gemacht und war zwischen 1778 und 1782 Rektor der Lateinschule in Otterndorf.

Mit dem Otterndorfer Preis werden bedeutende Persönlichkeiten aus Literatur, Kunst und Kultur sowie aus Politik und Zeitgeschichte ausgezeichnet, die sich im Voßschen Sinne für Freiheit, Humanismus und Aufklärung verdient gemacht haben. Die Preisgeber wollen zudem die besondere Bedeutung und Verantwortung unterstreichen, die mit dem demokratischen Grundverständnis und den Werten liberalen Gesellschaft verbunden sind.
Preisträger sieht sich als "aufgeklärter Patriot"
Joachim Gauck hat sich in herausragender Weise um die Demokratie und die Meinungsfreiheit in Deutschland verdient gemacht. Als Pastor in Rostock war er Teil der Bürgerrechtsbewegung, die 1989 das Ende des SED-Staates herbeiführte. Von 1990 bis 2000 war er Beauftragter für die Stasi-Unterlagen ("Gauck-Behörde"). 2010 trat er als Kandidat von SPD und Bündnis 90/Die Grünen erstmals für das Amt des Bundespräsidenten an. Sein Gegenkandidat Christian Wulff erhielt erst im dritten Wahlgang die absolute Mehrheit in der Bundesversammlung.
Nach dem Rücktritt Wulffs zwei Jahre später wurde er als von allen Parteien getragener Bewerber ins Amt gewählt.
Joachim Gauck, Jahrgang 1940, nennt sich selbst einen "linken, liberalen Konservativen" und bezeichnet sich als "aufgeklärter Patriot". Das Grundmotiv seines gesellschaftspolitischen Denkens ist der Begriff der "Freiheit", der auf seinen Erfahrungen in der DDR und der damit verbundenen Unterdrückung beruht.