
Rettungsdienst im Kreis Cuxhaven: Start mit 200 Kräften - nicht jeder will dabei sein
Der Kreis Cuxhaven übernimmt ab 2025 den Rettungsdienst mit eigener GmbH und investiert Millionen in neue Wachen und Personal. Ein großer Schritt für die medizinische Versorgung im Flächenkreis. Aber nicht jeder will dabei sein.
Die neue, gemeinnützige Rettungsdienst-Gesellschaft des Kreises Cuxhaven steht in den Startlöchern. Ab 1. Januar 2025 nimmt der Kreis den Rettungsdienst in die eigenen Hände. Jahrzehntelang hatte er die Aufgabe delegiert, hauptsächlich an die beiden DRK-Kreisverbände. Jetzt wird eine gemeinnützige GmbH in der Hand des Kreises diese für die Versorgung der Bevölkerung so wichtige Aufgabe übernehmen. "Wir sind einsatzfähig", verkündete Landrat Thorsten Krüger (SPD) im Ordnungsausschuss den Politikern.
Dem Verwaltungschef war der Stolz darüber anzumerken. Krüger nannte Zahlen. 22 Rettungswagen und Notarzteinsatz-Autos hat der Kreis angeschafft, über 200 Rettungs- und Notfallsanitäter, Assistenten und Auszubildende eingestellt, Rettungswachen angemietet beziehungsweise neue in Betrieb genommen, Fachleute wie den Geschäftsführer Lars Oehmke und seinen Prokuristen Thorsten Staarmann eingestellt, Einsatzkleidung und Materialien besorgt.
Kreis Cuxhaven hat 7,1 Millionen in den Rettungsdienst gesteckt
Rund 7,1 Millionen Euro hat der Kreis in diesem Jahr in den Rettungsdienst gesteckt. Weitere Millionen werden folgen. Denn der Kreis will vielerorts neue Rettungswachen bauen, die ersten beiden schon im nächsten Jahr. In Beverstedt zieht die Rettungswache zusammen mit einer Katastrophenschutz-Einsatzzentrale ins frühere EWE-Gebäude (eine Investition von 4 Millionen Euro), in Hagen wird eine neue Rettungswache zusammen mit dem neuen Feuerwehrhaus entstehen (2,1 Millionen Euro). Alles, um die medizinische Versorgung im Flächenkreis Cuxhaven sicherzustellen.
Die Politiker im Ausschuss waren rundum angetan. Rainer Müller betonte, dass er das Gefühl habe, der Kreis sei in puncto Rettungsdienst jetzt sehr viel professioneller aufgestellt. "In den vergangenen Jahren hatten wir immer eine Finanzlücke zwischen dem, was mit den Kassen ausgehandelt worden war, und dem, was das DRK und die anderen für die Erledigung der Aufgaben bekommen. Das ist jetzt vorbei", freute sich der CDU-Mann.
"Endlich werden Lücken in der Versorgung geschlossen"
Dr. Jens Schröter sprach von einer "wunderbaren Entwicklung". Nicht nur finanziell, sondern auch, weil nun die Lücken in der Versorgung geschlossen werden. Der Grünen-Politiker spielte damit darauf an, dass die Sanitäter es in den vergangenen Jahren längst nicht immer geschafft haben, binnen 15 Minuten nach dem Notruf vor Ort zu sein. Und Hendrik Rehm (SPD) stieß ins gleiche Horn: "Man kann heute ruhigen Gewissens in der Haut des Landkreises stecken. Weil das Ganze funktionieren wird", zeigte sich der SPD-Mann überzeugt.
Das war vor einem Jahr noch anders. Damals schlug der Plan des Kreises, den Rettungsdienst in die eigenen Hände zu nehmen, ein wie eine Bombe. Die bisherigen Betreiber, die beiden DRK-Kreisverbände Wesermünde und Cuxhaven-Hadeln sowie die private Falck GmbH in Dorum, die das zum Teil schon seit Jahrzehnten machten, fühlten sich düpiert.
Anfangs hatte die Rettungsdienst GmbH viele Gegner
Falck warf aus Frust sofort die Brocken hin - und der Kreis musste binnen wenigen Wochen Rettungsdienst und Notarztversorgung an der Wurster Nordseeküste bereitstellen. Es gelang. Doch der Aufbau einer kreisweiten gemeinnützigen Gesellschaft hatte anfangs viele Gegner, die der Kreis für seinen Neustart dringend brauchte - Sanitäter und Notärzte, die zuvor für das DRK oder für Falck im Einsatz waren.
Sie fürchteten um ihre guten Arbeitsbedingungen. Im Juli gelang es dem Kreis, den Knoten zu durchschlagen - mit einem Tarifvertrag, in dem er eine Reihe von Zugeständnissen machte. "Kein Mitarbeiter wird schlechter gestellt", betonte der zuständige Dezernent Michael Take damals. Tatsächlich hat ein Großteil der Sanitäter mittlerweile beim Kreis unterschrieben. Allerdings wollen nicht alle Sanitäter dabei sein: Elf der beim DRK angestellten Fachkräfte haben sich gegen die Übernahme durch die GmbH entschieden.
Mit diesem Personal kann die GmbH an den Start gehen, versicherte der Landrat. "Der Dienstplan steht." Nichtsdestotrotz benötige man auf Sicht weitere Notfallsanitäter, die sich gerne bewerben könnten. Auch sonst habe man an alles gedacht. So wird der Rettungsdienst schon am 31. Dezember, 8 Uhr morgens, an die GmbH übergeben, wie Geschäftsführer Oehmke. Schließlich zählt die Silvesternacht traditionell zu den Großkampf-Einsätzen der Rettungssanitäter.
Von Inga Hansen