
Cuxhaven und Brunsbüttel kämpfen für eine neue Elbefähre
CUXHAVEN. Ohne eine Elbefähre zwischen Cuxhaven und Brunsbüttel geht es nicht. Deshalb kämpfen die Kommunen an der Seite der Landkreise für eine Wiederaufnahme der Fährverbindung.
Die Fähre zwischen Brunsbüttel und Cuxhaven wäre gut über den ersten Winter gekommen, wenn die Härtefallkommission im Kieler Wirtschaftsministerium die Corona-Hilfe nicht verweigert hätte.
Nun müsse die öffentliche Hand über das Insolvenzausfallgeld und die verpassten Lohnsteuereinnahmen der Beschäftigten am Ende mindestens ebenso viel ausgeben, wie die verweigerten 800.000 Euro Corona-Hilfe. Diese Auffassung vertritt Ex-Geschäftsführer der Elbferry GmbH Heinrich Ahlers, für die ab heute offiziell die Insolvenz beginnt. Die überraschende Absage aus Kiel hat Ahlers noch nicht verwunden.
Städte geben nicht auf
Derweil geben die Städte Cuxhaven und Brunsbüttel die Hoffnung auf einen Neustart der Fährverbindung nicht auf. Gemeinsam mit den dazugehörigen Landkreisen setzen sich die Verantwortlichen für einen langfristigen Fährbetrieb zwischen den beiden Städten an der Elbe ein. Mitte Dezember hatte die private Elbferry GmbH ihren Betrieb nach nur neun Monaten überraschend einstellen müssen.
Um die Grundlage für eine mögliche Wiederaufnahme des Fährbetriebes zu schaffen, traf sich am 21. Januar die Cuxhavener Seite um Oberbürgermeister Uwe Santjer und Landrat Kai-Uwe Bielefeld mit Brunsbüttels Bürgermeister Martin Schmedtje und dem Dithmarscher Landrat Stefan Mohrdieck zu einem ersten Austausch.
Wirtschaftlich betreiben
Ziel der vier Befürworter der Elbverbindung ist es, ein neues Gutachten auf den Weg zu bringen, um die Bedingungen herauszuarbeiten, unter denen eine Fähre auf der Strecke langfristig wirtschaftlich betrieben werden kann. In den Bereichen Wirtschaft, Verkehr und Tourismus hätten beide Elbregionen von der schnellen, zuverlässigen und umweltfreundlichen Überquerung profitiert, heißt es in einer gemeinsamen Pressemitteilung.
Zuspruch und Unterstützung erhält die Verwaltungsspitze auf Cuxhavener Seite neben einem einstimmigen Ratsbeschluss auch aus der Bevölkerung. Die Zahl der Unterstützer in der von Ulrike Heuberger Mitte Januar ausgerufenen Bürgerinitiative "Pro Fähre" wächst von Woche zu Woche. Am Mittwoch will sich die Initiatorin mit einigen Aktiven zusammensetzen, um über Aktionen für dieses Frühjahr zu beraten.
Breite Unterstützung für die Fährinitiative gibt es auch auf Brunsbütteler Seite. Außer einem klaren Votum der Kommunalpolitik für die Fährverbindung haben fast 4000 Menschen eine entsprechende Petition an den Landtag unterschrieben. Diese Zahl ist doppelt so hoch wie das erforderliche Quorum, weshalb sich der Petitionsausschuss des schleswig-holsteinischen Landtages mit dem Thema beschäftigen muss. Wann das geschieht, ist noch offen.
Resolution verabschiedet
In einer Resolution vom 27. Januar fordert die Brunsbütteler Ratsversammlung die Länder und den Bund auf, sich für die Fährverbindung einzusetzen. Darin betonen die Brunsbütteler deren unentbehrliche Brückenfunktion, ohne die ein wichtiges Element der Daseinsvorsorge fehle. "Wir bitten daher, die Fährverbindung Brunsbüttel-Cuxhaven als Projekt der Daseinsvorsorge einzustufen und die Verkehrsverbindung zwischen beiden Ländern rechtskonform dauerhaft zu regeln und zu finanzieren, um die Benachteiligung unserer Region beiderseits der Elbe zu beenden", heißt es wörtlich in dem Schreiben an das Bundesverkehrsministerium. Darin berufen sich die Initiatoren auf das Grundgesetz und die Raumordnung, die den Bund zur Schaffung vergleichbarer Lebensverhältnisse in allen Regionen verpflichtet.
Nach Auffassung des Kieler Wirtschaftsministeriums sei der Betrieb der Elbferry allein unternehmerisches Risiko gewesen, weshalb die Überbrückungs-Hilfe in Form von Corona-Hilfe nicht vom Staat zu tragen sei, wie es in der entsprechenden Ablehnungsbegründung heißt.
Ex-Geschäftsführer enttäuscht
Der gescheiterte Geschäftsführer Heinrich Ahlers ist noch immer tief enttäuscht über den seiner Meinung nach fehlenden Unterstützungswillen aus Kiel. In der Ablehnung, die erst vergangenen Freitag bei ihm eintraf, wirft man ihm vor, das Fährprojekt im März 2021 gestartet zu haben, obwohl bereits klar war, dass die Umsätze wegen Corona hinter den Planzahlen zurück bleiben würden.
"Das Ausmaß der Corona-Auswirkungen konnten wir damals unmöglich abschätzen", hält Ahlers dagegen. Er ist fest davon überzeugt, dass die Fähre noch fahren und Gewinne erwirtschaften würde, wenn Corona und die Gaspreis-Explosion ("Greenferry I" wird mit Flüssiggas angetrieben) nicht dazwischen gekommen wären.
Was ihn besonders schmerzt: Statt den Fährbetrieb zu organisieren, muss er jetzt die Verträge mit den Frachtkunden kündigen. Die Kosten für die öffentliche Hand seien nicht geringer, als wenn das Corona-Geld geflossen wäre. Und die Mitarbeiter hätten noch ihren Job, ist er überzeugt.