
Bei Lokaltermin in Cuxhaven: Zorn über Rammschläge wird leiser, der Lärm bleibt
Einem Gesprächsangebot des Hafenbetreibers NPorts folgten am Dienstag Bürgerinnen und Bürger in großer Zahl. Es gab Schelte, viele Fragen - und zum Schluss eine Bratwurst.
Aufklären und ein Stück weit versöhnen sollte ein Lokaltermin, den die Niedersachsen Ports GmbH am Dienstagabend in Sichtweite der künftigen Kailinie anberaumt hatte. Vorausgegangen waren massive Bürgerbeschwerden über auch während der Sonntagsruhe durchgeführte Rammarbeiten auf der Hafenbaustelle. Betroffene Bürger machten ihrem Unmut Luft - wohlgemerkt in sehr sachlicher Form. Freigetränke und Bratwurst (von NPorts gestellt) änderten allerdings nichts daran, dass die Landestochter für ihre Informationspolitik schlechte Zensuren einfuhr.
"Wir lernen daraus", versicherte Holger Banik, Geschäftsführer der Niedersachsen Ports GmbH, im Bürgerdialog. Es sei keineswegs das Ansinnen des Hafenbetreibers gewesen, die Bevölkerung zu belästigen. Banik wies bei dieser Gelegenheit darauf hin, dass die circa 300 Millionen Euro teure Hafenerweiterung immerhin zu zwei Dritteln mit Steuergeldern finanziert werde.
Rammen am Sonntag laut NPorts alternativlos
Die Gastgeber unterstützend blickte Cuxhavens Bürgermeister Uwe Santjer zunächst zurück - auf eine Entwicklung, die dem Standort Cuxhaven im Laufe des vergangenen Jahrzehnts eine nationale Spitzenstellung als Deutsches Offshore-Industriezentrum beschert hat. Aktuell gehe es darum, die Bedeutung als Produktions- und Umschlagplatz weiter zu forcieren und "diese Stadt so aufzustellen, dass sie europaweit in die Champions-League aufrückt". Angesichts der Bedeutung solcher Weichenstellungen richtete Santjer am Dienstagabend einen Appell an Bürgerinnen und Bürger. "Lasst uns", so rief er den Unstehenden zu, "uns an dieser Stelle nicht auseinanderdividieren". So weit wie noch nie sei man inzwischen, so der OB, nach dessen Worten es nun darauf ankommt, einen Weg zu finden, gemeinsam durchs Nadelöhr zu gehen.
Gemeint war damit der Preis, den Cuxhavenerinnen und Cuxhavener während der Bauphase zu zahlen haben - in Gestalt von Lärmbelastungen, die man zumindest noch für den Rest des Jahres auf die eine oder andere Weise wird ertragen müssen. Positiv nahmen einige Zuhörer immerhin auf, dass die Rammerei Anfang 2026 ein Ende finden soll. Auf Nachfrage ("Wie lange noch?") stellten Banik und NPorts-Niederlassungsleiter Knut Kokkelink dar, dass der Monat Februar bereits nur noch als Puffer einkalkuliert sei. Anschließend werde mit der Sedimentaufspülung ein neues (und leiseres) Kapitel aufgeschlagen.
Wind beeinflusst die Schallausbreitung
Den Verantwortlichen schien gleichwohl klar zu sein, dass die Wochen, die noch ins Land gehen, für Betroffene sehr lang werden können. Zwar soll es eine Weihnachtspause geben; Kokkelink vermied es aber, die Situation zu beschönigen. Über einen Zeitraum zwischen 7 und 20 Uhr erstreckt sich nach seinen Worten ein für Arbeiten nutzbares Fenster: "Da rammen wir dann. Oder wir verziehen." Ein anderes Wort für die Verlegung von Arbeitsgeräten und Pontons; ein erheblicher Aufwand, weil dieser Schritt nur bei Stauwasser vollzogen werden kann. "Stark tideabhängig" seien die Arbeitsabläufe auf der Liegeplatz-Baustelle, fasste der Niederlassungsleiter zusammen. Und brachte zwischendrin auch zum Ausdruck, was unter den Umstehenden niemand so recht hören mochte: dass die Rammerei an den Sonntagen aufgrund des Zeitplans alternativlos bleibt.
Ob es nicht möglich sei, die Situation für Anwohner auf dem Wege der Schallentkoppelung erträglicher zu machen? "Beim Rammen von Schrägpfählen leider nicht möglich", lautete die Antwort. In welcher Intensität die Rammschläge in Groden (oder anderswo im Stadtgebiet) zu hören sind, wird folglich auch in Zukunft allein durch die Windrichtung beeinflusst werden. Am vergangenen Sonntag war der Wind von Osten gekommen - weswegen das als nervenzehrend empfundene "Plong" selbst im Innenstadtbereich zu vernehmen war. Mehrere Betroffene machten daraufhin ihrem Ärger mit einem Anruf bei der Polizei Luft, auch das Telefon des Oberbürgermeisters soll nicht mehr stillgestanden haben. Das sei in Ordnung gewesen, sagte Santjer sinngemäß und bot an, den Kontakt in Sachen Baulärm mit Folgeterminen zu halten.
Banik: "Sonst hätten wir das anders gemacht"
NPorts-Geschäftsführer Holger Banik leistete Abbitte, nachdem er mit dem Vorwurf konfrontiert wurde, dass sein Haus im Vorfeld nichts unternommen habe, um die Bevölkerung auf die Begleiterscheinungen des Liegeplatz-Baus vorzubereiten. Auf die Frage, warum zu erwartende Belastungen nicht kommuniziert worden seien, antwortete er ohne viel Federlesens: Von den Bürgerbeschwerden ist der Hafenbetreiber nach seinen Worten überrascht worden - auch, weil es solche Reaktionen beim Bau des Liegeplatzes 4 gar nicht gegeben haben soll. Banik: "Sonst hätten wir das anders gemacht."
Bürger fragten ferner nach der Genehmigung für die Rammarbeiten (NPorts: "Öffentlich einsehbar"), manch einer dachte aber auch in die Zukunft - etwa an Schallemissionen von im Dauerbetrieb laufenden Schiffsdieseln, die in der Freiherr-vom-Stein-Straße, im Mittelteil, zumindest aber im Tamms Trift zu hören sein könnten, sobald Frachter oder Jack-up-Fahrzeuge an den drei neuen Liegeplätzen festmachen. NPorts-Chef Banik machte deutlich, dass er viel von externen Versorgemöglichkeiten hält, gab aber zu bedenken, dass "nicht alle Schiffe Landstrom nehmen können".
Ob denn bei der Entwicklung der landeinwärts gelegenen Gewerbeflächen nicht neuerlich mit Rammarbeiten zu rechnen sei, wurde der Oberbürgermeister auch noch gefragt. Ausschließen kann Santjer das nicht. Allerdings, so gab er am Dienstag zu bedenken, würden weite Teile jener 136 Hektar, welche die Stadt über den Flächennutzungsplan Nr. 90 bereitstellen will, auch als Lagerfläche benötigt.