Luftaufnahme der Sahlenburger Küste: Der geplante Deich in der Wolskermarsch soll die letzte Lücke der niedersächsischen Deichlinie schließen. Baubeginn soll 2027 sein. Foto: CN-Archiv
Luftaufnahme der Sahlenburger Küste: Der geplante Deich in der Wolskermarsch soll die letzte Lücke der niedersächsischen Deichlinie schließen. Baubeginn soll 2027 sein. Foto: CN-Archiv
Es gibt noch Beratungsbedarf

Cuxhaven-Sahlenburg: Deich-Bau in der Wolskermarsch könnte neue Maßstäbe setzen

von Jens Potschka | 30.04.2025

In der Sahlenburger Wolskermarsch treffen hochmoderner Küstenschutz und städtebauliche Visionen aufeinander. Der geplante Deichbau könnte nicht nur die Küstenentwicklung revolutionieren, sondern auch neue Maßstäbe für die Region setzen.

Die Pläne für den Deichbau in der Wolskermarsch schreiten weiter voran, doch eine abschließende Zustimmung durch die politischen Gremien steht noch aus. Bei zwei Sitzungen - zunächst am Montagmittag im Rathaus und abends im Ortsrat Sahlenburg - wurden die überarbeiteten Entwurfsplanungen durch Stadtbaurat Andreas Eickmann und die Abteilungsleiterin der Naturschutzbehörde Anja Stute von der Stadtverwaltung detailliert vorgestellt. Die Diskussionen zeigen: Das Projekt bewegt - technisch, politisch und emotional.

"Die Ausbauhöhe des Deiches liegt technisch bei 8,78 bis 8,80 Meter. Ursprünglich wären es 9,80 Meter gewesen", erklärte Stadtbaurat Eickmann Eingans bei der gemeinsamen Sitzung der Ausschüsse für Stadtentwicklung, Mobilität, Bau und Demografie sowie Wirtschaft, Häfen und Tourismus. Möglich sei die niedrigere Bauhöhe durch sogenannte Rauheitselemente aus Beton, die Wellen brechen und so den Deichschutz trotz geringerer Höhe gewährleisten. "Ohne diese Elemente hätten wir wesentliche Teile des Strandes geopfert - und das wäre im Nationalparkgebiet gar nicht genehmigungsfähig gewesen."

Planungsentwurf für den neuen Platz beim Sahlenburger Wattwagenbahnhof am Kopf der Nordheimstraße: Für die Wattwagen wird eine separate Zuwegung geschaffen, da die Kutschen bei der Fahrt über den neuen Küstendeich entsprechendes Tempo aufnehmen. Grafik: Stadt Cuxhaven

Noch ist nicht alles in trockenen Tüchern

Mit der städtebaulich-landschaftspflegerischen Entwurfsplanung, die dem Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) übermittelt werden soll, nähert sich das Projekt nun einer entscheidenden Phase. Doch noch ist nicht alles in trockenen Tüchern: Die städtischen Ausschüsse sowie der Ortsrat meldeten am Montag weiteren Beratungsbedarf an. Zeitnah sollen weitere Termine folgen. Eine finale Entscheidung ist spätestens bis zum Sommer 2025 geplant, damit der NLWKN im Juni mit der Ausarbeitung der Planfeststellungsunterlagen beginnen kann. Der eigentliche Baubeginn wird frühestens 2027 erfolgen.

Im Mittelpunkt der Planungen steht nicht nur der Küstenschutz, sondern auch eine umfassende städtebauliche Aufwertung der betroffenen Flächen. Insbesondere soll der neue Wernerwaldplatz zu einem multifunktionalen Veranstaltungs- und Begegnungsort umgestaltet werden - mit moderner Infrastruktur, barrierefreier Gestaltung und ökologisch durchdachter Planung. Neben einer hohen Aufenthaltsqualität wird derzeit noch über eine Bühne für Veranstaltungen unterschiedlicher Art diskutiert. Diese könnte mobil oder fest auf dem Platz installiert werden. Doch darüber gibt es in der Kommunalpolitik derzeit noch unterschiedliche Meinungen.

Küstenschutz in der Wolskermarsch: Die anstehende Deichbauplanung soll die Region vor zukünftigen Sturmfluten schützen und die städtebauliche Entwicklung fördern. Foto: CN-Archiv

Ein direkter Strandzugang für das WattBz

Anja Stute, Leiterin der Naturschutzbehörde, betonte im Ortsrat: "Von der neuen Rettungsstation auf dem Wernerwaldplatz können die Strandretter direkt über den Deich schauen. Das ist essenziell für die Wasserrettung." Zusätzlich seien ein neues öffentliches WC, breite Rad- und Verteidigungswege, Promenaden mit "Sandanmutung" sowie Bildungsangebote zur Natur geplant. "Es ist mir wichtig, dass wir auch Platz für Umweltbildung schaffen." Deshalb sehen die ehrgeizigen Deichbaupläne auch einen direkten Strandzugang vom WattBz in Sahlenburg vor, das im Hinblick auf Umweltbildung weit über die Region hinaus einen guten Ruf genießt.

Das WattBz in Sahlenburg könnte einen direkten Strandzugang bekommen. Foto: Potschka

Die bisherigen Entwürfe beruhen auf dem Ergebnis des städtebaulichen Wettbewerbs von 2021, bei dem sich das Büro Horeis + Blatt durchsetzte. Die Planer arbeiteten seither eng mit Behörden, Verbänden und dem Deichverband zusammen. Der Deich in der Sahlenburger Wolskermarsch soll übrigens so bepflanzt werden, dass er wie eine Düne aussieht. Damit wird er sich erheblich von den anderen Gründeichen in Cuxhaven und umzu unterscheiden. 

Neben gestalterischen Aspekten - wie Wattbalkonen, Aussichtspunkten oder einem neuen Spielplatz - gilt es auch technische Herausforderungen wie die Entwässerung der Marschfläche zu meistern. Dafür ist eine unterirdische Pumpstation vorgesehen. Künftig sollen Umweltinformationen sowie Strand-Ticketing ebenfalls in die neue Infrastruktur integriert werden.

Große Chance für Sahlenburgs Küstenentwicklung

Noch ist der Weg lang: Öffentlichkeitsbeteiligung, Genehmigungen, Förderanträge und Ausschreibungen stehen bevor. Doch die Richtung ist klar. "Der Deich wird kommen - nicht nur als Bollwerk gegen den Klimawandel, sondern auch als Chance für Sahlenburgs Küstenentwicklung", bringt es ein Ortsratsmitglied nach der Sitzung im Gespräch mit unserem Medienhaus auf den Punkt.

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Jens Potschka

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Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

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