Erstbezug der Notunterkunft im Dezember 2015: Neuankömmlinge werden in ihr Quartier begleitet. Dasselbe Areal wie damals soll für die Erstaufnahmeeinrichtung benutzt werden, jedoch sind dafür erhebliche Sanierungsmaßnahmen erforderlich. Foto: Reese-Winne
Erstbezug der Notunterkunft im Dezember 2015: Neuankömmlinge werden in ihr Quartier begleitet. Dasselbe Areal wie damals soll für die Erstaufnahmeeinrichtung benutzt werden, jedoch sind dafür erhebliche Sanierungsmaßnahmen erforderlich. Foto: Reese-Winne
Flüchtlinge in der Kaserne

Erstaufnahmeeinrichtung in Cuxhaven-Altenwalde: Eröffnung viel später als gedacht

von Maren Reese-Winne | 21.11.2023

Die in der Kaserne in Cuxhaven-Altenwalde geplante Landes-Erstaufnahmeeinrichtung ist seit einem Jahr Spekulations-Gegenstand. Wie groß soll sie werden? Woher kommen die Geflüchteten? Wann geht es los? Im Ortsrat gab es nun überraschende Auskunft.

Seit etwa einem Jahr wird um die Eröffnung der Landes-Erstaufnahmeeinrichtung in Cuxhaven-Altenwalde diskutiert. Nun wurde bekannt gegeben, dass der Start sich voraussichtlich noch um Jahre herauszögern wird. "Nicht vor fünf bis sechs Jahren" sei dort mit der Aufnahme des Betriebs zu rechnen, so lautete die überraschende Auskunft, die Verwaltungsvertreter Kai Thomas den Ortsratsmitgliedern mitbrachte.

Am Vorhaben wird festgehalten

Das Innenministerium habe der Stadt zuletzt in einem Gespräch im Oktober versichert, dass es grundsätzlich an dem Vorhaben festhalte und den Standort für geeignet halte. Beim Bau solle allerdings der Grundsatz "Qualität vor Schnelligkeit" gelten.

Die Ortsratsmitglieder zeigten sich froh über den schlagartigen abgelassenen Druck, nachdem sie sich zu Beginn auf Vorschlag von Robert Babacé (Die Grünen) noch darauf geeinigt hatten, das Thema Kaserne als ständigen Tagesordnungspunkt in alle künftigen Ortsratssitzungen aufzunehmen. 

Gegenstand von Diskussionen und Spekulationen

Einen konkreten Starttermin hatte das Land - wohlweislich? -  von Anfang an nie genannt. Allerdings schien, nachdem die Pläne bekannt geworden waren, die baldige Nutzung des Areals als dringlich. Die anfangs genannte Zahl von bis zu 1000 Plätzen hatte das Land schon auf 600 herunterkorrigiert, als im Februar 2023 Dr. Susanne Graf, Leiterin der Abteilung Migration im Innenministerium, im Cuxhavener Rat die Landespläne vorstellte.

Das ganze Jahr über das beherrschende Thema

Seither hat es hitzige Diskussionen in der Politik gegeben und die Bürger fragten immer wieder, wie es nun weitergehen soll. Auch als Oberbürgermeister Uwe Santjer im Februar seine Reihe "Santjers Schnack" in Altenwalde startete, war das Kasernenareal das beherrschende Thema. 

Landkreis plant weiter eine Großunterkunft

Erstmals vorgestellt worden waren die Pläne Ende Oktober 2022 in der Altenwalder Kirche. Zusätzlich ging es dabei auch um eine Großunterkunft in Regie des Landkreises Cuxhaven mit Platz für bis zu 200 Geflüchtete. Eine solche Unterkunft ist darauf ausgerichtet, dass Einzelpersonen und Familien dort unter Umständen auch länger leben. In einer Erstaufnahme hingegen kommen Menschen unter, die gerade erst eingetroffen sind, hier ihren Asylantrag stellen und nach wenigen Wochen bis Monaten in die Kommunen weiterziehen. Nach Auskunft des Landkreises hält auch er an seinem Vorhaben fest und will dort parallel mit dem Land starten.

Still ruhen die früheren Wohnquartiere in der ehemaligen Hinrich-Wilhelm-Kopf-Kaserne in Altenwalde. Mit der Inbetriebnahme einer Landes-Erstaufnahmeeinrichtung soll frühestens in fünf bis sechs Jahren zu rechnen sein. Foto: Reese-Winne

Nur drei Wochen nach der Informationsveranstaltung brannten vor genau einem Jahr in zwei Nächten nacheinander ein vor dem Kasernentor geparkter Lkw und die Unteroffiziersmesse auf dem Kasernengelände, ziemlich wahrscheinlich durch Brandstiftung - eine Drohgebärde? Das Fachkommissariat für Staatsschutz hatte seinerzeit die Ermittlungen übernommen.

Keine Bautätigkeiten auf dem Gelände zu entdecken

Nachbarinnen und Nachbarn fiel in der Zwischenzeit lediglich auf, dass ihnen eben nichts auffiel: Keine größeren Gruppen, die das Gelände besichtigen und schon gar keine Baufahrzeuge. Viele der über 100 Gebäude kommen von vornherein nicht mehr für eine Wohnnutzung in Betracht. Auch die Bausubstanz im Bereich der früheren Notunterkunft von 2015/16 (NUK) entspricht keinerlei modernen Baustandards mehr, die Leitungen sind mutmaßlich - wie schon einmal nach dem Abzug der Bundeswehr - wieder alle defekt.

Der Bauaufwand wird demnach gewaltig sein. Gleiches dürfte für den Aufbau eines Personalstamms für eine Einrichtung dieser Ausmaße gelten, die auf eine Betriebsdauer von zehn Jahren ausgerichtet sein soll.

Klar war immer, das eine solche Einrichtung durch ein breites Netz sozialer Einrichtungen begleitet werden muss, um Konflikten zuvorzukommen und den Ort Altenwalde zu stützen.

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Maren Reese-Winne

Redakteurin
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

mreese-winne@no-spamcuxonline.de

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