
Ist es eine der vermissten Frauen? Rätsel um Leiche vor der Küste von Cuxhaven
Auf einer Sandbank in der Außenweser wurde am Montagnachmittag eine Leiche gefunden. Viel ist über den tragischen Fund aber noch nicht bekannt. Handelt es sich bei der Leiche um eine der beiden vermissten Personen aus Cuxhaven?
Die Leiche ist am Montag auf der Sandbank "Hoher Knechtsand" gefunden worden. Das bestätigt Stephan Hertz, Sprecher der Polizei Cuxhaven auf Nachfrage von CNV-Medien.
Ein anonymer Hinweisgeber habe gegen 15 Uhr die Wasserschutzpolizei kontaktiert und von der Leiche berichtet. "Die Kollegen sind dem Hinweis nachgegangen und haben tatsächlich eine Leiche gefunden." Der Leichnam wurde dann von der DLRG-Ortsgruppe Dorum und mit Hilfe der Berufsfeuerwehr Cuxhaven geborgen.
Identität noch nicht geklärt
Angaben zur Identität konnte die Polizei nicht machen. Ob es sich bei der Leiche um eine der beiden vermissten Personen aus Cuxhaven handelt, ist unklar. "Die Leiche ist stark verwest", sagte Stephan Hertz. Auch das Geschlecht der Leiche sei noch unklar. Eine Obduktion ist angeregt.
Herr des Verfahrens ist die Staatswaltschaft. Ihr obliegt nun die Entscheidung, ob eine Obduktion angeordnet wird und ob die Leiche in die Rechtsmedizin nach Hannover oder Hamburg überführt wird.
Mit Ergebnissen einer Obduktion rechnet Hertz frühestens zum Ende der Woche. Der Fund wurde der Wasserschutzpolizei anonym gemeldet. Die Untersuchungen, so Hertz, dauern an.
Vermisstenfälle in Cuxhaven
Die Frage, was mit Maren Holzen aus Braunschweig passiert ist, beschäftigt ihren Ehemann, ihre beiden Kinder und die Polizei seit etwas mehr als einem Monat.
Am 19. Mai machen die beiden Cuxhaven-Touristen Maren Holzen und ihr Mann Ingmar Holzen eine Radtour. Danach entscheidet sie sich, mit einem Wattwagen nach Neuwerk zu fahren. Ihr Mann bleibt wegen seiner Pferdeallergie zurück.
In den folgenden Stunden bekommt ihr Mann eine SMS mit der Information, dass sie die Nacht auf der Insel verbringen will. Dort wird sie ein letztes Mal in einem Restaurant gesehen - dann verliert sich die Spur. Die Polizei sucht die Insel und das umliegende Watt ab - vergebens. "Jetzt ruhen die Ermittlungen erst einmal, aber sie sind nicht abgeschlossen", erklärt Stephan Hertz, Sprecher der Polizei Cuxhaven.
Auch mehr als drei Monate nach ihrem Verschwinden fehlt von der 81-jährigen Heide Howind jede Spur. Die demente Cuxhavenerin wird seit dem 3. Februar vermisst. Zuletzt wurde sie in einem Burger-Restaurant in der Innenstadt in Cuxhaven gesehen. Sie ist etwa 170 Zentimeter groß, ist schlank und hat schulterlange, hellblonde Haare. Die Polizei hat die gezielte Suche nach der Seniorin mittlerweile eingestellt, doch ihre Familie hofft weiterhin, sie zu finden.

Flaches Wasser, stürmische See: So schwierig war die Bergung
Für den Bereich der Sandbank Hohe Knechtsand ist die Wasserschutzpolizei Wilhelmshaven. Aufgrund der Entfernung hat diese nach dem Eingang der Meldung am Montag Amtshilfe für eine gesicherte Leichenbergung aus dem Cuxland angefordert.
Gegen 16.40 Uhr hat die DLRG-Ortsgruppe Dorum der Einsatzwunsch über die Leitstelle Unterwese-Elbe erreicht. Der Leichenfund war zuvor per Hubschrauber verifiziert worden, sagt Ortsgruppenvorsitzender Svante Oehmsen.
Mit an Bord waren zwei DLRG-Einsatzkräfte der Ortsgruppe Dorum und ein Ermittler der Tatortgruppe von der Polizeiinspektion Cuxhaven.
Ein Ermittler der Polizei Cuxhaven war mit an Bord
Der Ermittler der Tatortgruppe hat alles dokumentiert, dann wurde die Leiche in einen Leichensack verpackt und gegen 20.30 Uhr an Land gebracht. Dort wurde sie einem Bestatter übergeben.
Die Arbeiten fanden in stürmischer See statt. "Wir hatten Windstärke fünf bis sechs und Wellengang von eineinhalb Metern. Bei zwei Windstärken mehr hätten wir das nicht mehr machen können", sagte Oehmsen.
Insgesamt waren zwei Boote der DLRG auf See. Auch ein Boot der Berufsfeuerwehr Cuxhaven war mit auf dem Wasser.
Ob es sich bei der Leiche um die vermisste Maren Holzen handeln könnte? DLRG-Sprecher Oehmsen sagt dazu: "Auszuschließen ist das nicht. Tendenziell ist das möglich. Wichtig ist aber der Faktor Zeit. Sie ist schon seit fünf Wochen verschwunden. Da kann man anhand der Strömung keine Aussagen mehr treffen, wo sie heute sein könnte."
Der Hohe Knechtsand hat 2,5 Kilometer Ausdehnung
Der Hohe Knechtsand ist ein Hochsand im Zentrum der Knechtsände, einem ausgedehnten Sandbankgebiet. Er liegt zwischen den mehrere Kilometer entfernten Inseln Mellum im Südwesten und Neuwerk im Nordosten.
Der Hohe Knechtsand misst zweieinhalb Kilometer in ost-westlicher Richtung und ist zwischen 600 Meter und 1,6 Kilometer breit. Bei Ebbe fallen rund 2,6 Quadratkilometer der Sandbank trocken.
Rätsel um anonymen Finder: Wer hat die Leiche vor Cuxhaven gemeldet?
Update am Abend: Wer hat den Leichnam auf der Sandbank gefunden? Laut Aussage der Polizeiinspektion Cuxhaven gab es einen anonymen Hinweis. Doch wer hätte sich zur Zeit der Meldung um 15 Uhr in der Nähe der Sandbank aufhalten können?
Das Gebiet rund um "Hoher Knechtsand" ist relativ flach, fällt schnell trocken und ist nicht vertonnt, sagt ein Mitarbeiter der Wasserschutzpolizei Wilhelmshaven auf Nachfrage. "Da muss man sich auskennen und muss genau wissen, wo man da fährt."
Zwei Stunden vor und nach dem Hochwasser kann man in dem Gebiet segeln, führt er weiter aus. Zwei Stunden vor und nach Niedrigwasser allerdings nicht. Die Leiche wurde um 15 Uhr gemeldet, laut Tidenkalender war Niedrigwasser um 13.13 Uhr. Wer oder welche Personengruppe den Fund gemeldet hat, "kann und darf" er nicht sagen.
Von Katja Gallas und Florian Zinn