
Kritik an Rettungsdienst-Strukturwandel im Kreis Cuxhaven: Warum ein Veteran aufhört
Ein erfahrener Notfallsanitäter aus Hemmoor zieht die Konsequenzen aus einem umstrittenen Strukturwandel im Rettungsdienst des Kreises Cuxhaven - und hinterlässt Fragen zu Professionalität und Wertschätzung. Welche Zukunft erwartet die Retter?
Stefan Koch (58) ist nicht sauer, aber enttäuscht. Der erfahrene Notfallsanitäter aus Hemmoor hat die Diskussion und Berichterstattung über die neue Struktur des Rettungsdienstes natürlich intensiv verfolgt. Schließlich gehört er seit 1987 selbst zum Rettungsdienstteam - erst nebenberuflich, doch seit dem Jahr 2000 ist es sein Hauptjob. Präziser formuliert: Es war seine Tätigkeit. Denn Koch wird nicht zum Landkreis wechseln, um dort künftig als Notfallsanitäter zu arbeiten.
Verfahren für Rettungsdienst im Kreis Cuxhaven sorgt für Enttäuschung
Er ist enttäuscht über das abrupte Verfahren, das der Landkreis Cuxhaven bei diesem Strukturwandel gewählt hat: "Das ist übers Knie gebrochen." Aber mehr noch ist er enttäuscht von den Begleitumständen. Dazu zählt insbesondere die aus seiner Sicht geringe Wertschätzung der Arbeit, die bislang rund um die Uhr geleistet worden sei. Wenn Kreistagspolitiker behaupten würden, dass man künftig beim Rettungsdienst "sehr viel professioneller aufgestellt" sein werde oder dass man endlich "Lücken in der Versorgung schließt", dann wird Koch nachdenklich. Das bedeute im Umkehrschluss doch, dass die Rettungsdienstversorgung der Bevölkerung aus Sicht von Politik und Verwaltung bislang nicht "professionell" abgelaufen sei. Und das sei eine komplett falsche Darstellung.

Alle, die im Rettungsdienst tätig sind, hätten eine fundierte und professionelle Berufskenntnis mit staatlich anerkannten Abschlüssen nach Aus- und Fortbildung und würden schon immer "mit großer Verbundenheit, hoher Verantwortung und ebenso großem Engagement für das Wohl der Patienten" arbeiten: "Aber diese Fähigkeiten werden uns durch solche Äußerungen und Darstellungen doch abgesprochen", meint der Hemmoorer.
Rettungsdienst im Kreis Cuxhaven: Noch keine Dienstpläne?
Wird jetzt alles besser? Koch hofft darauf, dass auch in Zukunft die Versorgung der Patienten gewährleistet ist. Irritiert ist er jedoch von der Art und Weise, wie der Strukturwechsel bislang vollzogen worden sei. So habe es - Stand 12. Dezember - zum Beispiel noch keine Dienstpläne gegeben. Auch würden Kolleginnen und Kollegen sich immer noch fragen, wie die Übergabe in der Silvesternacht ablaufen soll. Außerdem stelle sich für ihn eine zentrale und unbeantwortete Frage: "Wie soll denn mit den zum Teil selben Mitarbeitern, denselben Rettungswachen und den identischen Versorgungsbereichen eine noch höhere Professionalität erreicht werden? Das leuchtet mir nicht ein."

Einige langjährige Beschäftigte hätten sich neu orientiert und seien entweder zu anderen Rettungsdiensten gewechselt oder hätten sich für einen anderen Beruf (zum Beispiel als Kraftfahrer) entschieden. Auch Stefan Koch geht den Weg zum Landkreis nicht mit. Er sucht sich einen anderen Job.
Hemmoorer verabschiedet sich vom Rettungsdienst
"Ich habe den Beruf immer gerne ausgeübt", sagt der Hemmoorer. Doch dieser Weg sei für ihn jetzt zu Ende. Er könne sich das erlauben, denn er müsse kein Haus abbezahlen oder aus anderen Gründen zum Landkreis wechseln: "Da bin ich zum Glück unabhängig." Andere hätten diese Unabhängigkeit nicht.