
Hermine-Verfall in Cuxhaven mit diesen Maßnahmen nicht aufzuhalten: Wie es weitergeht
Der Gaffelschoner "Hermine" steht vor einer ungewissen Zukunft: Ein Pilzbefall bedroht das maritime Wahrzeichen Cuxhavens. Kann das engagierte Team mit kreativen Sofortmaßnahmen das Schicksal des Holzschiffs noch abwenden? Ein aktueller Stand.
Der Gaffelschoner "Hermine", eines der bekanntesten maritimen Wahrzeichen Cuxhavens, bleibt ein Symbol für die Herausforderungen des Denkmalschutzes unter freiem Himmel. Seit Dezember 2022 ist das stolze Schiff, dessen Rigg einst die Innenstadt zierte, seiner Masten und des Klüverbaums beraubt. Ein Sachverständiger stellte damals kurz vor Weihnachten die Standsicherheit der Konstruktion infrage. Doch der Geist der Bewahrung lebt: Mit kreativen Sofortmaßnahmen und präziser Arbeit bemüht sich ein Team um den Erhalt der "Hermine" - auch wenn die Zeit gegen sie spielt.
Als sich im Juli ein Expertenteam mit sechs Fachleuten an Bord des Schoners begab, war klar: Der Zustand der "Hermine" erfordert dringenden Handlungsbedarf. Der Pilzbefall war nicht zu übersehen. "Wir mussten reagieren, um weiteren Schaden zu vermeiden", erinnert sich Lutz Rothermundt. Gemeinsam mit Niklas Bathmann von der Stadt Cuxhaven und weiteren Helfern wurden Vorschläge für Sofortmaßnahmen erarbeitet und umgehend umgesetzt.

Maritimes Sorgenkind vom Pilz befallen
Eine der ersten Aktionen war, unter Deck aufzuräumen, um Platz für kontrollierte Belüftung zu schaffen. Drei Tage lang arbeiteten Helfer daran, Kartons mit Ersatzteilen, aufgequollene Spanplatten und Schmutz zu entfernen. Ziel war es, unter Deck ein günstiges Klima zu schaffen, das Feuchtigkeit und Pilzbefall zurückdrängt. "Das Deck wurde zusätzlich mit vier Flachdachlüfterhauben ausgestattet, die für eine mechanische Zirkulation der Luft sorgen", berichtet Niklas Bathmann.
Parallel dazu wurde ein sogenannter Langzeitlogger an Bord installiert, der dauerhaft die Luftfeuchtigkeit und die Temperatur misst. Erst im Frühjahr 2025 sollen die Daten erstmals ausgelesen werden. "Dann wissen wir, ob sich der Pilzbefall zurückgebildet hat", ergänzt Lutz Rothermundt.

Auch äußerlich blieb die "Hermine" nicht unberührt: Das Deck wurde gründlich gesäubert, Äste und Blätter, die sich regelmäßig ansammeln, entfernt. Die abgesägten Masten erhielten eine wetterfeste Abdeckung, während die Persenning sorgfältig kontrolliert wurde - mit positivem Ergebnis. "Alle Nähte sind dicht, das schützt das Schiff vor eindringender Feuchtigkeit", so die Experten.
"Für den Moment ist die Stabilität gesichert"
Der Schoner selbst ruht stabil auf fünf Pallhölzern, die regelmäßig inspiziert werden. "Die Auflagepunkte sehen allesamt gut aus. Verformungen des Holzrumpfes halten sich in Grenzen", sagt Rothermundt zufrieden. Ein Cuxhavener Statiker hat zudem bestätigt: Die Standfestigkeit ist weiterhin gewährleistet.
Auch die Reling der "Hermine" ist in einem ordentlichen Zustand. "Es besteht keine Gefahr, dass etwas herunterfallen könnte", beruhigt Lutz Rothermundt. Doch alle Beteiligten wissen: Diese Maßnahmen verzögern den Verfall nur, sie können ihn nicht aufhalten.
Die große Herausforderung bleibt: Umfangreiche Restaurierungsarbeiten sind derzeit weder finanziell noch organisatorisch realisierbar. Dennoch gibt es keinen Zweifel daran, dass das Team der "Hermine" weiterkämpft. "Das Schiff ist mehr als ein Stück Holz. Es ist ein Stück Geschichte, das es zu bewahren gilt", so Rothermundt. Für die Menschen in Cuxhaven und darüber hinaus ist die "Hermine" ein maritimes Kulturgut und ein Mahnmal dafür, wie vergänglich auch die stolzesten Schiffe sind, wenn sich niemand ihrer annimmt.