Von den schützenden Brettern, mit denen das unter Denkmalschutz stehende Mathilde-Emden-Haus einst „vernagelt" wurde, sind etliche brachial entfernt worden. Die dahinter befindlichen Türen und Fenster wurden  aufgebrochen. Foto: Potschka
Von den schützenden Brettern, mit denen das unter Denkmalschutz stehende Mathilde-Emden-Haus einst „vernagelt" wurde, sind etliche brachial entfernt worden. Die dahinter befindlichen Türen und Fenster wurden aufgebrochen. Foto: Potschka
Stadtentwicklung

Ehemaliges Helios-Seehospital mutiert zu einem Lost Place: Hilferuf aus Sahlenburg

von Jens Potschka | 12.03.2024

Viele Teile des zum ehemaligen Helios-Seehospital in Cuxhaven-Sahlenburg gehörenden Gebäude-Ensembles verkommen weiter. Ortsbürgermeister Herbert Kihm spricht derweil von einem Lost Place und fordert Abhilfe.

"Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht", besagt ein bekanntes afrikanisches Sprichwort. Mit Blick auf die sich endlos hinziehenden Vertragsverhandlungen zwischen dem Helios-Konzern und dem Investoren-Dreigestirn, die auf dem ehemaligen Areal des Helios-Seehospitals in Cuxhaven-Sahlenburg das "Nordsee Natur Ressort" realisieren wollen, mahnen jetzt allerdings immer mehr Sahlenburger wie auch Kommunalpolitiker erheblich mehr Tempo an.

Es müsse sich endlich etwas bewegen, da das mittlerweile seit Dezember 2021 nicht mehr als Krankenhaus genutzte historische Gebäudeensemble zusehends verkomme und selbst das denkmalgeschützte Mathilde-Emden-Haus durch Vandalismus erheblich Schaden nehme. Die Berichterstattung unseres Medienhauses vom 15. Februar und aktuelle Fotoaufnahmen belegen den aktuellen Verfall.

An vielen Stellen des ehemaligen Areals des Helios-Seehospitals hinterlassen Unbekannte ihre Abfälle mitten in der geschützten Natur zurück. Foto: Kihm

Vertragsverhandlungen gehen laut Investor voran

"Ich gehe davon aus, dass wir uns jetzt mit Helios ganz kurzfristig auf einen Kaufvertrag verständigen werden", sagt Investor Dr. Niels Bunzen. Wie bereits mehrfach berichtet, möchte die NGEG mbh mit der Planet-Gruppe und der GLC Glücksburg Consulting AG auf den bebauten Arealen des Grundstücks am Rande des UNESCO-Weltnaturerbes Wattenmeer eine Ferienanlage bauen. Auf dem Gelände sollen insgesamt 93 Ferienhäuser, 78 Ferienwohnungen in Holz- und Holzmodulbauweise sowie ein Hotel mit 130 Zimmern entstehen. Auf Anfrage unseres Medienhauses zeigte sich der Investor zuversichtlich, innerhalb der nächsten vier bis fünf Wochen den Kaufvertrag notariell beurkunden zu können. Dem Vernehmen nach hatte der Helios-Konzern im Hintergrund der Verhandlungen noch einige Themen abzuklären.

Doch auch auf Investorenseite gab es Probleme. "Wir hatten große Schwierigkeiten damit, dass das Landesamt für Denkmalpflege das Mathilde-Emden-Haus plötzlich mit samt seiner Nebengebäude unter Schutz gestellt hat. Daraufhin mussten wir den Hotelbau noch einmal völlig neu planen", erklärt Niels Bunzen auf Anfrage und geht ins Detail: "Wir wissen, dass wir das Hotel nicht mehr um das Mathilde-Emden-Haus herum bauen können. Das muss jetzt an einer anderen Stelle auf dem Grundstück erfolgen."

"Nordsee Natur Ressort" als Sieger-Entwurf auserkoren

Wie bereits berichtet, hatte eine hochkarätig besetzte Fachjury aus mehreren Plänen den Wettbewerbsbeitrag für das "Nordsee Natur Ressort" als Sieger-Entwurf auserkoren. Jetzt müssen die Investoren noch einmal auf die Stadt zugehen, um einen alternativen Platz für den Hotelneubau gemeinsam zu finden. "Wir haben schon eine Idee, doch die muss erst noch mit den Stadtplanern besprochen werden. Sobald wir den Vertrag beurkundet haben, wollen wir dann mit voller Kraft in das Bebauungsplan-Verfahren starten", sagt Niels Bunzen.

Auch Sahlenburgs Ortsbürgermeister drückt aus Tempo: "Ich sehe in dem Projekt eine Riesenchance für eine nachhaltige und zukunftsweisende qualitative Fortentwicklung für den Tourismus in Cuxhaven. Ein solches Angebot gibt es hier noch nicht. Doch der Erfolg solcher Resorts an der Ostsee und in Dänemark zeigt, dass es eine große Nachfrage gibt."

Ortsbürgermeister warnt vor "Verslumung"

Augenblicklich sieht der Ortsbürgermeister allerdings einige Probleme bis zur Realisierung. "Die jahrelangen sich hinziehenden Vertragsverhandlungen führen dazu, dass das Areal quasi als Lost Place, für den niemand verantwortlich ist, zunehmend verkommt. Die Gefahr von Vandalismus und Gefährdung von Menschenleben durch die abgängigen Gebäude nimmt zu", wird Herbert Kihm deutlich und ergänzt abschließend: "Ich gehe davon aus, dass nach einem Vertragsabschluss weiter eine Menge Zeit vergeht. Schließlich müssen die Pläne durch das notwendige Bauleitverfahren gebracht werden."

Bereits abgängige Gebäude dürfen nach Meinung von Ortsbürgermeister Herbert Kihm keine Gefährdung für Menschen darstellen. Foto: Potschka

Die Verantwortlichen sollten bis zum Baubeginn dafür sorgen, dass das ehemalige Helios-Areal nicht verslumt. Zudem müssen die denkmalgeschützen Bauten des Mathilde-Emden-Hauses entsprechend den Vorgaben erhalten werden. "Außerdem dürfen bereits abgängige Gebäude keine Gefährdung für Menschen darstellen", fordert der Ortsbürgermeister.

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Jens Potschka

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Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

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