Das unter Denkmalschutz stehende Mathilde-Emden-Haus ist im Besitz des Helios-Konzerns, der das Gebäude zusehends verfallen lässt. Foto: Potschka
Das unter Denkmalschutz stehende Mathilde-Emden-Haus ist im Besitz des Helios-Konzerns, der das Gebäude zusehends verfallen lässt. Foto: Potschka
Tourismus-Nutzung auf Areal geplant

Ex-Helios-Seehospital in Sahlenburg verkommt zusehends: Sorge um Gebäude im Wald

von Jens Potschka | 15.02.2024

Ende 2021 schloss das Helios-Seehospital seine Türen. Im Sommer 2022 wurden Pläne für eine Nachnutzung präsentiert. Doch auch Anfang 2024 gibt es noch immer keine unterschriebenen Verträge. Jetzt schlägt Ortsbürgermeister Herbert Kihm Alarm.

Völlig verwaist liegt es da, das rund 24 Hektar große Areal am Rande des Unesco-Weltnaturerbes Wattenmeer in Cuxhaven-Sahlenburg. Bis Ende Dezember 2021 war dort inmitten einer intakten Naturlandschaft das Helios-Seehospital angesiedelt. Nachdem im September 2023 auch das vom Landkreis Cuxhaven betriebene Ankunftszentrum für die ukrainischen Kriegsflüchtlinge wieder geschlossen wurde, stehen sämtliche zum ehemaligen Klinik-Komplex gehörende Gebäude leer.

Das gilt auch für das unter Denkmalschutz stehende Mathilde-Emden-Haus. Wer dieser Tage einen kleinen Streifzug über das Gelände unternimmt, der fühlt sich schnell wie in einer anderen Welt. Hinter den Sprossenfenstern vieler rot geklinkerter Gebäude brennt schon lange kein Licht mehr. Der Eingang zum ehemaligen Schwesternwohnheim ist mit Holzplatten vernagelt. Einige Wände sind mit schlecht gemachten Graffiti verunstaltet. Und auch das historische Mathilde-Emden-Haus verkommt zusehends.

Auch etliche Fensterscheiben der einst beliebten Liegehalle sind mittlerweile zerschlagen. Zudem verunstalten etliche schlecht gemachte Graffiti die Halle. Foto: Potschka

"Besitztum verpflichtet" wird komplett ignoriert

"Wenn wir nicht aufpassen, dann brennt hier irgendwann eines der leer stehenden Gebäude und das mitten im Wald", befürchtet Herbert Kihm. Der Sahlenburger Ortsbürgermeister zeigt sich ernsthaft besorgt über den aktuellen Zustand des historischen Gebäudekomplexes. Selbst im Obergeschoss ist ein Großteil der alten Fenster eingeworfen. Fetzen eines gelben Vorhanges hängen heraus - Tristesse wohin das Auge auch blickt.

Sahlenburgs Ortsbürgermeister Herbert Kihm ist ernsthaft besorgt über den aktuellen Zustand des unter Denkmalschutz stehenden Mathilde-Emden-Hauses. Fotos: Potschka

Über Fenster und Türen im Erdgeschoss des einst gepflegten Gebäudes haben sich Fremde ganz offensichtlich mit brachialer Gewalt Zutritt verschafft. Auf einem Flur im Erdgeschoss im hinteren Gebäudeteil ist ein leerer Kanister zu sehen. Unzählige Glasscherben liegen auf dem Boden.

Auf einem Flur im Erdgeschoss im hinteren Gebäudeteil des Mathilde-Emden-Hauses ist ein leerer Kanister zu sehen. Unbefugte haben sich dort mit brachialer Gewalt Zutritt ins Innere verschafft. Foto: Potschka

"Hier haben jetzt auch Tiere ungehinderten Zugang", sagt Herbert Kihm, der nicht verstehen kann, dass der Helios-Konzern so sorglos mit seinem Eigentum umgeht. Auch einige Fensterscheiben der alten Liegehalle sind mittlerweile eingeworfen. Der Grundsatz "Besitztum verpflichtet" würde hier mit Füßen getreten.

Zerschlagene Fensterscheiben und brachial geöffnete Türen lassen nichts Gutes vermuten: Auch Tiere haben derzeit Zugang ins Innere des einst gepflegten Mathilde-Emden-Hauses. Foto: Potschka

Trotzdem atmet der Ort an jeder Ecke Geschichte. Große Teile des vor 118 Jahren als Regenerationsort für Tuberkulose-Patienten in Cuxhaven-Sahlenburg erbauten Anwesens werden zwar schon seit Jahren nicht mehr genutzt, doch die vielen Erinnerungen an die einstige Nordheim-Stiftung Sahlenburg sind bei vielen Cuxhavenern und ehemaligen Patienten noch in guter Erinnerung. Denn immerhin genoss die Klinik weit über die Stadtgrenzen hinaus einen hervorragenden medizinischen Ruf.

Auf dem Besucherparkplatz des Helios-Seehospitals hat aktuell ein Camper Quartier bezogen. Foto: Potschka

Was wird jetzt aus dem Areal und seinen Gebäuden? Diese viel gestellte Frage ist eigentlich abschließend beantwortet. Wie unser Medienhaus schon im Juni 2022 berichtete, möchte die NGEG mbh mit der Planet-Gruppe und der GLC Glücksburg Consulting AG auf den bebauten Arealen des 1a-Grundstücks eine Ferienanlage bauen. Auf dem Gelände sollen, so sahen es die ursprünglichen Pläne vor, 93 Ferienhäuser, 78 Ferienwohnungen in Holz- und Holzmodulbauweise sowie ein Hotel mit 130 Zimmern entstehen.

Das Erscheinungsbild des "Nordsee Natur Resort Cuxhaven" soll sehr naturnah sein. Die Ferienhäuser sollen in eine Dünenlandschaft eingebettet sein. Anmiation: NGEG

Helios-Konzern spricht mit dem Investor

Der Hotelneubau sollte das Mathilde-Emden-Haus einrahmen. Diese nicht von allen begrüßten Pläne sind dem Vernehmen nach allerdings wieder vom Tisch, wie Ortsbürgermeister Herbert Kihm jetzt auf dem Rundgang über das Areal mitteilte, denn auch die beiden Nebengebäude des Mathilde-Emden-Hauses stehen unter Denkmalschutz. Deswegen könnten die Pläne für das Hotel, nicht wie ursprünglich geplant, umgesetzt werden.

Auch auf den zurückliegenden Sitzungen des Ortsrates wurde immer wieder nach dem aktuellen Stand der Planungen gefragt. Herbert Kihm hatte in dieser Woche telefonischen Kontakt mit einem der verantwortlichen Investoren. Dieser habe ihm mitgeteilt, dass es immer noch keine unterschriebenen Verträge gebe. Allerdings soll in der Mitte der kommenden Woche eine erneute Video-Konferenz zwischen Vertretern des Helios-Konzerns und den Investoren stattfinden. Der Ortsbürgermeister hofft innig, dass das viel diskutierte Projekt endlich über die Planphase hinwegkommt. Unser Medienhaus wird weiter über die aktuellen Entwicklungen berichten. 

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Jens Potschka

Redakteur
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

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