
Nicht nur "heile Welt" in Cuxhavens Grimmershörnbucht: Publikumswandel als Problem?
Bei einer Runde im Rathaus ging es um Potenziale und Perspektiven für das "Wohnzimmer der Cuxhavenerinnen und Cuxhavener". Aber auch um Fehlentwicklungen.
Die in Landesdiensten tätigen Küstenschützer haben die Grimmershörnbucht auf der Rechnung, gleichzeitig liegt der Bereich im Zuge der "Deichband"-Planungen im städtischen Fokus. Die Verantwortlichen aus dem Rathaus hatten in der vergangenen Woche eingeladen: Gewerbetreibende und Vertreter örtlicher Interessenverbände waren gefragt, als es in einer Gesprächsrunde um die Zukunft der Bucht ging. Zur Sprache kamen dabei auch aktuelle Missstände.
Bezogen auf die städtebauliche Bedeutung der Bucht sprach Cuxhavens Stadtbaurat Andreas Eickmann einleitend deren "äußerst zentrale, urbane Lage" und die vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten an. Machte aber keinen Hehl daraus, dass der immer wieder als "Wohnzimmer der Cuxhavener" beschriebene Gründeich in erster Linie dazu dient, uns "die Füße trocken zu halten".
Die Deichsicherheit sei unverrückbar, betonte Eickmann, der unter dem Stichwort "Dual Use" aber eben auch auf den Freizeitwert des Gründeichs und seiner unmittelbaren Umgebung zu sprechen kam. Letzterer ist Gegenstand eines zur "Deichband"-Entwicklungsmaßnahme gehörenden Teilprojekts: Dessen Arbeitstitel ("Deine Grimmershörnbucht") legt Bürgerbeteiligung nahe, und nachdem die Bevölkerung bereits vor einigen Wochen eingebunden wurde, war aktuell speziell die Geschäftswelt aufgefordert, Vorstellungen über das künftige Gepräge des beliebten Strandabschnitts zu artikulieren.

Ein Publikumswandel gibt Berichten zufolge Anlass zur Sorge
Um eine Aufwertung der als im buchstäblichen Sinne als "Naherholungsgebiet" dienenden Grimmershörnbucht geht es dabei; ein Ziel, das in den kommenden Wochen auch auf Expertenebene, nämlich über mit Planern besetzte Workshops erreicht werden soll. "Input" aus der Bevölkerung hatte Navneet Kaur vom von der Stadt beauftragten Büro "Lokation-S" unter anderem unter ganz jungen Cuxhavenerinnen und Cuxhavenern gesammelt. Am zurückliegenden Donnerstag kamen nun diejenigen zum Zuge, die den Bereich seit vielen Jahren kennen, dort groß geworden sind und den Bereich (losgelöst von etwaigen geschäftlichen Interessen) schätzen.
Als Problem beschrieben mehrere Teilnehmer der Diskussionsrunde einen von ihnen wahrgenommenen Publikumswandel: Offenbar ist der mit dem Auto gut erreichbare Grimmershörner Grünstrand seit Pandemiezeiten zu einem beliebten Anlaufpunkt von externen Besuchern - etwa aus dem Bremer Umland - geworden.

Persönliche Bedrohungen in Grimmershörnbucht Cuxhaven
Im Zuge dieser Entwicklung beobachten nicht nur Einheimische, sondern auch andere Gäste Verhaltensweisen, die man in dieser Form vor Ort nicht gewohnt war: In größeren Gruppen anzutreffende jüngere Männer würden, so hieß es sinngemäß, sehr raumgreifend und teils auch gänzlich ohne Respekt vor fremdem Eigentum auftreten. Selbst wenn es sich um Heranwachsende handele, gehe man bei zwei Dutzend solcher Störern nicht mehr ohne Weiteres dazwischen, merkte einer der im Ratssaal zusammengekommenen Geschäftsleute an. Er beschrieb einen Zustand, der im Einzelfall bereits in persönliche Bedrohungen mündete, mit kulturellen Differenzen zu tun haben mag und von Stadtbaurat Andreas Eickmann unter dem Stichwort "Soziale Spannungen" zu Protokoll genommen wurde. Davon ausgehend (und im Zusammenhang mit einer ebenfalls beschriebenen Müllproblematik) sprachen sich einige Anwesende dafür aus, einen gegebenenfalls von der Stadt beschäftigten Ordnungsdienst vorzuhalten. Dass ein privater Security-Service im Auftrag der Nordseeheilbad GmbH an den Cuxhavener Stränden Streife läuft, wurde zwar allgemein begrüßt. Das eingesetzte Personal beschrieb eine Teilnehmerin jedoch als in mancher Hinsicht "zu weich".

Ein möglicher Entwicklungsansatz: Besinnung auf Qualität
Nicht nur sanktionieren, sondern auch steuern müsse man, hieß es im weiteren Diskussionsverlauf, in welchem die Gesprächsteilnehmer darlegten, wie sie sich die Ausrichtung der Bucht in kommenden Jahren vorstellen. Dabei überwog die Auffassung, das Angebot nicht zu sehr zu diversifizieren oder gar zu versuchen, mit der Einrichtung nebeneinanderliegender "Party- und Relaxzonen" widerstreitende Nutzerinteressen zu befriedigen. Stattdessen sprachen sich viele Anwesende dafür aus, auf einem historisch gewachsenen Seebad-Stil aufbauend den Erholungscharakter, aber auch die Badekultur (etwa durch breite ins Wasser führende Treppen) zu stärken. Übereinstimmend erinnerte man sich einerseits mit Schaudern an die aus Küstenschutzgründen unternommenen "Elastocoat"-Fehlversuche, warb andererseits aber dafür, in gestalterischer Hinsicht mehr zu wagen. Der Blick richtete sich dabei mehrmals auf als gelungen empfundene Beispiele im Nachbarland Holland. Goutiert wurde ferner die Idee, auch im Winterhalbjahr für die ein oder andere Attraktion in der Bucht zu sorgen. Als überfällig gilt den meisten eine (Stichwort: WLAN) zeitgemäßere Infrastruktur.
Die Forderung nach einem barrierefreien (das heißt, ohne abzusteigen zu befahrenden) Radweg durch die Bucht, stieß vereinzelt auf Widerspruch. Nach Angaben der Gastgeber aus den Reihen der Stadtverwaltung wird es aber durchaus zu den Aufgaben der Fachleute gehören, die Interessen von Radfahrern und Fußgängern mit tragfähigen Lösungsvorschlägen unter einen Hut zu bringen.