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Ein Prachtbau mitten in der Stadt. Foto Tonn
Schloss Ritzebüttel –
glanzvolle Kulisse
für große Events
Der Schlossgarten samt
Schloss ist ein wahres
Prunkstück der norddeutschen
Wer am Ende der Fußgängerzone
über die Straße geht,
steht vor einem der ältesten
erhaltenen Gebäude, dem
Schloss Ritzebüttel. Als Erstes
wurde 1340 der Wohnturm errichtet;
fünf Jahrhunderte residierten
hier die Hamburger
Amtmänner – heute eine gefragte
Stätte kultureller Veranstaltungen.
Royales Ambiente
Ein besonders feierliches Ambiente
bietet das Schloss für
Hochzeiten. Dann liegt ein
Hauch von Windsor in der
Luft. Spätestens, wenn das
Brautpaar aus dem barocken
Eingangsbereich tritt und die
Stufen herab schreitet, wird
sich so manche Braut als Prinzessin
fühlen. Neben dem
Turm ist die Stallung von 1753
im Urzustand erhalten geblieben.
Auch im hübsch angelegten
Garten (ehemals eine Verteidigungsanlage)
lässt sich
auf den Spuren der Vergangenheit
wandeln oder eine Runde
in der Hochzeitskutsche drehen.
Wunderschön ist die Restaurierung
des ehemaligen
Gärtnerhäuschens gelungen.
Es kann gemietet werden, zum
Beispiel für die Hochzeitsnacht;
beherbergt aber auch
Künstler, die hier Raum für
kreatives Schaffen finden. Das
liebevoll restaurierte Schweizerhaus,
das einem chinesischen
Teehäuschen gleicht,
lädt zu besonderen Anlässen,
wie dem Brod’n Klüten-Essen
zur Adventszeit ein. (jt)
Backsteingotik
aus dem 14. Jahrhundert
– und das
mitten in der Stadt.
Ringelnatz als Maler
Joachim Ringelnatz als
Maler – das ist längst
nicht allen bekannt. Dabei
Die Werke des Autodidakten
wurden in bedeutenden Galerien
gezeigt. Die Nazis machten
ihm das Arbeiten unmöglich.
Seine Bilder verschwanden
aus Museen und Sammlungen,
einige sind bis heute
verschollen. Eigene Kinder
blieben Joachim Ringelnatz
verwehrt, doch seine Gedichte,
Geschichten und, vor allen
Dingen, seine Gemälde lebten
weiter. Seine Witwe Leonarda
Pieper heiratete nach seinem
Tod Julius Gescher. „Muschelkalk“,
wie sie liebevoll von
Ringelnatz genannt wurde,
übertrug seinen Nachlass 1974
auf den Sohn aus zweiter Ehe,
Norbert Gescher. Seit Jahrzehnten
hat er sein umfangreiches
Ringelnatz-Erbe wie einen
Schatz in Berlin gehütet.
Nur selten trennte er sich vorübergehend
von einzelnen Gemälden,
um sie an Museen
auszuleihen.
Umfassend, umwerfend
Schon bei der Eröffnung des
Joachim-Ringelnatz-Museums
im November 2002 bestand
ein enger Kontakt der Cuxhavener
zu Norbert Gescher, der
damals noch selber als Rezitator
mit Ringelnatz-Texten auftrat
und sich insbesondere als
Synchronsprecher namhafter
Schauspieler betätigte. Die gute
Verbindung hat sich über
die Jahre noch vertieft. Für ihn
war die Gründung des Museums
„genau der richtige Weg“,
wie er immer wieder betonte,
denn damit wurde sein Anliegen
erfüllt, dass insbesondere
Ringelnatz als Maler einer
breiten Öffentlichkeit zugänglich
ist. Dennoch überraschte
Geschers sensationelle Entscheidung,
jetzt alle Exponate
aus seinem Besitz als Dauerleihgabe
an das Museum zu
geben. Zu den 20 Ölgemälden
und Aquarellen gehören einige
der interessantesten und
schönsten Bilder von Ringelnatz.
Damit verfügt das Joachim
Ringelnatz-Museum über
die umfassendste Sammlung
des Künstlers. In Cuxhaven ist
man hocherfreut und wertet
die Übergabe des Gemäldeschatzes
sehr dankbar als einen
großen Vertrauensbeweis
für die Arbeit des Joachim-
Ringelnatz-Museums. (jt)
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»» Das Museum zeigt alle
Bilder in einer Sonderausstellung
bis zum 31. Oktober 2019
in der Südersteinstraße 44,
27472 Cuxhaven, Dienstag bis
Sonntag 10 bis 13 und 14 bis
17 Uhr. Tel. (0 47 21) 39 44 11,
ringelnatz@ewetel.net
war die Malerei nicht
nur ein Hobby, sondern
in den 20er Jahren ein
zweites Standbein zum
Überleben.
Die
Himmelsbrücke
Als sei es gestern gewesen
„Das Schönste an dieser
ehrenamtlichen Aufgabe
ist, dass man mit vielen
Menschen ins Gespräch
kommt“, lächelt Hannelore
„Kannst Du dich noch an den
Geruch von alten Einkaufsläden
erinnern? Es roch nach
Hering, der in Zeitungspapier
eingewickelt wurde, Bohnerwachs,
Petroleum und Senf.
„Ja, der Mostrich wurde aus
einem Eimer ins Glas gefüllt“,
erinnert sich Brigitte Schemmann.
„Ich habe ihn richtig in
der Nase, so kribbelt diese, allein
wenn ich daran denke.“
25 Ehrenamtliche setzen sich
dafür ein, dass immer jemand
da ist, der diese Erinnerungen
teilt. Selbst zwei Herren unterstützen
die Dienste in der Puppenstube.
„Einer hat handwerkliches
Geschick, einer
macht Kasse“, lacht Brigitte
Schemmann.
Eigene Geschichten
Dem Charme der Puppen kann
niemand widerstehen. Einige
haben sogar verschiedene Länder
bereist und sind nach
Deutschland zurückgekommen.
Eine Frau, die in Südafrika
lebt, will uns unbedingt eine
Puppe bringen. „Hier spielen
die Kinder nicht mit weißen
Puppen“, sagte sie am Telefon.
Die älteste ist eine Spieluhrpuppe
von 1875 in Originalkleidung.
Die wunderschöne
Melodie ertönt auch noch.
„Von edel bis Kitsch haben wir
alle.“ Viele sind um die 100
Jahre alt. Die Helgoländerin in
historischer Tracht von 1648
hat eine wahre Geschichte.
„Nicht zu vergessen, unsere
kleine Amerikanerin, unser
Lockenhaupt. Die besteht nur
aus Locken und feinster Kleidung.“
Die Sammlerpuppen
sind zwar hübsch anzusehen,
aber die alten bespielten Puppen
mit Gebrauchsspuren haben
Charakter. Diese abgegrabbelten
wurden geliebt.
„Eine Puppe muss bespielt
sein. Meine habe ich laufend
gebadet“. (jt)
Brüning. Mit dem
Betreten der Puppenstube
in Otterndorf kämen
Erinnerungen an die
Kindheit ganz von
alleine.