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Mocambo – Botschafterin der Oste
Mit Käp‘tn Knurrhahn auf großer Fahrt flussabwärts oder aufwärts
Hier, im Herzen des Ostelandes,
abseits von den touristischen
Ballungszentren, ist der
ideale Ausgangspunkt für die
Erkundungsfahrten auf dem
gemütlichen 147 Jahre alten
Oldtimer. „Moin“, ertönt der
sonore Seemannsbass von
Käpten Knurrhahn, der uns
mit auf die Reise nimmt,
durch den Bordlautsprecher.
Schon gleitet das Schiff, eingerahmt
von üppigem Grün, auf
dem Strom dahin.
Die Oste, ein Nebenarm der
Elbe, mäandert sich 75 Kilometer
weit ins Hinterland. Als
offenes Tidengewässer ist sie
gezeitenabhängig. Heute geht
es flussabwärts ins Mündungswatt.
Neben unzähligen Vögeln
tummeln sich hier auch
Seehunde. Bei Sonnenschein
aalen sie sich auf den Sandbänken
und halten mit ihren
Knopfaugen nach bewundernden
Blicken Ausschau. Im
Sommer werden hier ihre Jungen
geboren und gesäugt.
Backbord voraus erkennt man
den Höhenzug der Wingst.
Mittendrin der 62 Meter über
dem Meeresspiegel gelegene
Deutsche Olymp mit Aussichtsturm.
Er bietet einen
grandiosen Blick über die Elbe
nach Brunsbüttel und bis nach
Cuxhaven.
Wir passieren das Naturschutzgebiet
Schnook im Vordeichbereich
der Oste. Da das
Gebiet recht ungestört ist,
stellt es ein wertvolles Rückzugsgebiet
für Watt- und Wasservögel
dar. Wo lässt sich das
besser beobachten, als vom
Wasser aus – vis-à-vis ihrer
Rast- und Schlafplätze, bevor
es für das gefiederte Volk in
wärmere Gefilde geht. Für das
Naturparadies wird viel getan.
So werden die Pütten, Resttümpel
von Überschwemmungen,
wieder dem Fluss angeschlossen
und die Natur sich
selbst überlassen.
Das Ostesperrwerk taucht auf.
Seit 1968 schützt es das hinter
ihm liegende Gebiet vor
Sturmfluten.
Echte Matrosen haben Hunger,
frische Seeluft macht Appetit.
Kapitänsfrau Petra fischt
Würstchen aus dem Kessel.
Als „Mädchen für alles“ ist die
Reederin auch für das Vertäuen
des Schiffes zuständig. Bei
einem Zweimann-Betrieb wird
jede Hand gebraucht.
Der Natur ganz nah sein
Die Ostemündung mit ihren
Salzwiesenstreifen und Brackwasserwatten
gilt als bedeutende
Drehscheibe im internationalen
Vogelzug. Die Vögel
überwintern hier oder legen
eine Pause ein. Viele ziehen
Richtung Süden. Steuerbords
schippern wir am Hullen vorbei.
Das Vogelschutzgebiet
muss man sich wie einen
Großflughafen vorstellen. Im
Herbst flattern bis zu 10 000
Nonnengänse pro Tag zum
Überwintern aus Sibirien ein.
Mit dem letzten Rest der Ebbe
lassen wir uns ins Ostewatt
treiben. Eine salzige Brise
bläst uns ins Gesicht. Erwartungsvolle
Mienen bei den
Fahrgästen, die auf dem Vordeck,
unterhalten vom plätschernden
Geräusch der Wellen,
die Sonnenstrahlen einfangen.
Die Blicke schweifen
über die Wattflächen vorm Osteriff.
Ohne Fernglas sind an
der Vorland-Kante nur winzige
Punkte zu erkennen.
Die Naturliebhaber werden
nicht enttäuscht. Fast auf Augenhöhe
gleiten wir an Kegelrobben
vorbei. Ihre scharfen
Zähne und der stromlinienförmige
Körper sind für die Jagd
auf Fische außerordentlich gut
geeignet. Die vorbeiziehenden
Schiffe lassen sich am besten
mit dem Fernglas genießen.
Die Oste, früher Lebensader
einer ganzen Region, ist immer
noch der sauberste Fluss
in dieser Gegend. Hier tummeln
sich unzählige Fischsorten
und bereichern die Speisekarte
der Seehunde.
„Wir fahren von Donnerstag
bis Sonntag tideabhängig. Die
anderen Tage stehen wir für
Bus- oder Charterfahrten zur
Verfügung. Ob Junggesellenabschied
oder Hochzeit – auf der
Mocambo ist jeder willkommen.
Dreimal im Jahr wird
nach Bremervörde geschippert
(26. Juli, 25. August und 8.
September). Alternativ geht es
zur Kleinwördener Mühle. Dabei
geht es unter der historischen
Ostener Schwebefähre
hindurch. Das einzigartige Industriedenkmal
wurde schon
im Jahr 1909 eingeweiht und
ist damit die älteste Schwebefähre
Deutschlands. Bei Nachmittagsfahrten
lockt hausgebackener
Kuchen.. (jt)
Das gibt’s auf keinem Kreuzfahrtschiff – beim Ausund
Einsteigen gibt’s einen persönlichen Handschlag
vom Käpt’n. Der hölzerne August Heinrich Hoffmann
von Fallersleben (Dichter der Deutschland-Hymne)
winkt vom Ufer aus, als die Mocambo ihren Heimathafen
im idyllischen Oberndorf verlässt und vom
Anleger vor der Kirche Fahrt aufnimmt.
Fasziniert von der Natur und dem Wasser. Foto Tonn